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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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fünfzig?«
    Er schwieg.
    »Mr. Stevens?«
    »Wissen Sie, wer der Mann ist?«
    »Nein. Sie?«
    Sie hörte ihn atmen, schnell und flach.
    »Von wo aus rufen Sie an?«
    Mike Stevens lebte in einem Vorort von Stroud. Das ehemalige Landarbeiterhäuschen stand am Ende einer niedrigen Reihe von Steinhäusern. Das Marktstädtchen in South Gloucestershire gehörte zu den Orten, die sich gut entwickelt hatten. Es gab Bioläden und teure Küchengeschäfte. Mike hatte die Sicherheitskette vorgelegt und betrachtete Jenny kurz, bevor er sie einließ. Sobald sie über die Schwelle getreten war, schloss er die Tür zwei Mal ab.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jenny.
    Er zuckte unbestimmt mit den Achseln und bat sie herein.
    Sie stand direkt in einem gemütlichen Wohnzimmer mit einer alten Sitzgarnitur und einem geschmacklos gemusterten Teppich.
    »Ich wohne hier nur zur Miete«, sagte er entschuldigend.
    Er trug Anzughose und Hemd. Beides hatte er vermutlich schon bei der Arbeit angehabt. Obwohl es kalt im Haus war, glänzte Schweiß auf seiner Stirn. Jenny behielt ihren Mantel an und setzte sich aufs Sofa.
    Mike nahm auf einem Stuhl gegenüber Platz. Seine Miene war angespannt. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Als Sie mit den Crosbys in der Leichenhalle waren, war noch ein anderer Mann dort, groß, mit Anzug und Krawatte. Er war Amerikaner …«
    Mike schloss die Augen, dann blinzelte er. »Gütiger Gott …« Es war nur ein Flüstern.
    »Was ist?«
    Er sah sie mit großen, ängstlichen Augen an.
    »Was ist los, Mike?«, fragte Jenny eindringlich. »Es ist wichtig. Vielleicht hat es mit einer Untersuchung zu tun, mit der ich zurzeit beschäftigt bin.«
    »Was für eine Untersuchung? Wer ist gestorben?«
    »Vor mehr als sieben Jahren sind zwei junge Indopakistaner verschwunden. Sie waren beide im ersten Studienjahr in Bristol eingeschrieben. Einer von ihnen hat Physik studiert.«
    Sie wartete, während er durch sie hindurchsah und die Informationen verarbeitete. Schließlich sagte er: »Gestern Abend war jemand hier … Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, wo ich ihn schon einmal gesehen habe.«
    »Der Amerikaner?«
    Er nickte und legte den Kopf in die Hände. Er kämpfte mit den Tränen.
    »Was ist los, Mike?«
    »Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht … Vielmehr: Ich wurde aufgeweckt … Ein Knie an meiner Brust, eine Pistole an meinem Kopf.«
    Jenny war sprachlos.
    »Dieser Mann … Er hatte einen amerikanischen Akzent. Er hat mich bedroht: ›Sag mir, wo sie ist, verdammt noch mal, oder du landest in einer Kiste.‹ Ich habe geantwortet, dass ich es nicht weiß … Dann hat er mich ziemlich brutal geschlagen, hier.« Er knöpfte sein Hemd auf und enthüllte einen Bluterguss, der sich über den gesamten oberen Brustkorb zog. »Ich bekam keine Luft mehr. Ich dachte, er bringt mich um.«
    Jenny dankte Gott für ihre Tabletten. Ihr Oberkörper und ihr Hals fühlten sich plötzlich glühend heiß an, aber sie konnte noch klar denken.
    »Was hat er anschließend getan?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Erzählen Sie es mir. Bitte.«
    Er schaute weg und konzentrierte sich auf einen Punkt an der Decke. »Er hat mir die Nase zugehalten … und in meinen Mund gepinkelt. Bis ich gewürgt habe.« Rote Äderchen durchzogen plötzlich seine Augen. »Dann ist er gegangen.«
    »Hat er noch etwas gesagt?«
    Mike schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie mit irgendjemandem darüber gesprochen?«
    »Ich wollte heute Abend die Polizei anrufen, aber nicht mein Telefon benutzen … Mir ist das alles schleierhaft … Wer ist dieser Mann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber lassen Sie uns vielleicht kurz über Anna Rose sprechen. Haben Sie eine Vorstellung, wo sie sein könnte?«
    »Nein.«
    »Wie hat sie sich verhalten, bevor sie verschwand?«
    »Ihr schien es gut zu gehen. Sie war wie immer … vielleicht ein bisschen ruhiger als sonst.«
    »Seit wann?«
    »Seit ungefähr einem Monat, würde ich sagen.«
    »Was ist mit diesem Indopakistaner, den ihre Mutter im letzten Herbst bei ihr gesehen hat? Salim Soundso.«
    »Das war nur ein Freund vom College.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe mich nach ihm erkundigt.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Ich habe ein paar Nachrichten auf seinem Handy hinterlassen.«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Ich habe bei der Uni angerufen, aber die dürfen keine persönlichen Daten herausgeben.«
    »Ich kümmere mich darum.« Jenny machte sich eine Notiz. »Sie erinnern sich bestimmt, dass ich Sie

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