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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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ruhig. »Das wäre so gut wie ein Schwur, und er müsste dann die ganze Wahrheit sagen.«
    »Und das wird er nicht tun?«
    »Er wird versuchen, seinen Prinzipien treu zu bleiben, Mrs. Cooper.«
    »Was hat er denn gedacht, was er sonst vor Gericht tun sollte?«
    »Er ist davon ausgegangen, dass man ihn nicht brauchen würde.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »So klar hat er sich nicht ausgedrückt … Schauen Sie, man kann ihm in dieser Sache nichts anlasten. Er ist da in eine unmögliche Situation geraten, das sehen Sie doch sicher genauso, oder? Hätte er nicht so ein ausgeprägtes Gewissen, wäre er gar nicht zu einem Treffen bereit gewesen.«
    »Besser eine späte Einsicht als überhaupt keine.«
    »So ist es nicht, und das wissen Sie.«
    Jenny verzichtete auf den scharfen Unterton. »Was hat er also gesagt?«
    »Das ist jetzt aber alles inoffiziell. Es muss inoffiziell bleiben.«
    Jenny kämpfte gegen die Versuchung an, eine ironische Bemerkung loszulassen. Pironis Gewissen schien wandelbarer zu sein, als es seiner Kirche oder erst recht seinem Erlöser gefallen dürfte.
    »Okay. Erzählen Sie es mir einfach.«
    »Er hat die Suche nach den vermissten Jungen nicht auf die leichte Schulter genommen. Im Gegenteil: Er hat versucht, sie zu finden, aber der MI5 war von Beginn an ziemlich sicher, dass sie das Land verlassen hatten.«
    »War Donovans Aussage echt?«
    »Die hat er nicht erwähnt.«
    Jenny zog ihre eigenen Schlüsse. »Was noch?«
    Alison seufzte. »Zwei seiner Leute saßen in einem Wagen gegenüber von der Adresse der halaqah . Sie haben definitiv keinen schwarzen Toyota gesehen, aber bis zu Mrs. Murrays Haus konnten sie auch nicht gucken, weil die Straße dort eine Kurve macht. Pironi hat allerdings jemanden zum Busbahnhof geschickt, der den Fahrer des Busses aufgetrieben hat. An dem besagten Abend sind die Jungen nicht eingestiegen, aber er konnte sich von anderen Abenden her an sie erinnern.«
    »Hat er eine offizielle Aussage gemacht?«
    »Ja. Die ist aber irgendwo weiter oben in der Hierarchie gelandet. Pironi hat keine Ahnung, was damit passiert ist.«
    »Sind noch andere Aussagen verloren gegangen?«
    »Nein. Aber offenbar ging es eine Weile ziemlich chaotisch zu. Der MI5 dachte, dass die Jungen außer Landes sind. Für den Mann, der nach Dani James’ Aussage aus dem Studentenheim gestürmt ist, haben sie sich nicht besonders interessiert. Sie sagten, es könnte eine x-beliebige Person gewesen sein.«
    »Was hat Pironi gedacht?«
    »Er hatte das Gefühl, dass man ihn im Dunkeln tappen lässt. Der MI5 hat ihn um alle Unterlagen zu dem Fall gebeten, aber selbst hat der Geheimdienst natürlich nichts herausgerückt. Pironi haben die Familien leidgetan, besonders Mrs. Jamal.«
    »Freut mich zu hören. Hat er irgendwelche Theorien, was mit ihr passiert sein könnte?«
    »Man hält ihn an der kurzen Leine. Die Antiterrortruppe von Scotland Yard hat den Fall übernommen.«
    »Leider kann ich nicht behaupten, dass ich jetzt besser durchblicke als zuvor. Was hat er über McAvoy gesagt?«
    Alison schaute auf ihre Hände hinab. »Über den wollte er nicht reden.«
    »Sie haben mit ihm nicht über die Anklagen gegen McAvoy gesprochen?«
    »Ich habe es versucht«, sagte Alison in einem leicht leidenden Tonfall. »Allerdings habe ich keinerlei Zweifel daran, dass Pironi in gutem Glauben gehandelt hat. Er ist nicht so.«
    »Was soll das bedeuten? Dass die Entlastungszeugin, die sich gemeldet hat, auf ihn angesetzt war? Für ihn ist es also kein Zufall, dass so etwas gerade dann passiert ist, als McAvoy mit seinen Nachforschungen angefangen hatte?«
    »Ich weiß es nicht, Mrs. Cooper. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ich schon«, sagte Jenny.
    »Es sind tausend Möglichkeiten denkbar«, protestierte Alison. »Sind Sie je auf die Idee gekommen, dass Mrs. Jamal ursprünglich selbst zur Polizei gegangen sein könnte? Vielleicht hat sie ja der Polizei erzählt, dass sich ihr Sohn möglicherweise mit Extremisten eingelassen hat und sie sich Sorgen um ihn macht. Das Nächste, was sie erfährt, ist, dass er verschwunden ist.«
    »Und acht Jahre später bestreut sie sich mit radioaktiven Partikeln und springt aus dem Fenster?«
    »Nein. Nazims Leute sind gekommen und haben es wie Selbstmord aussehen lassen.«
    »Das glaubt Pironi?«
    »Die Theorie ist so gut wie jede andere auch.«
    Sie verfielen in unbehagliches Schweigen. Alison musste sich mit der Tatsache abfinden, dass sich Pironi irren konnte, und Jenny wollte

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