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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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unheimlich schlau.
    »Lassen Sie uns eine rein theoretische Situation annehmen«, sagte Jenny. »Sagen wir mal, der MI5 hat einen Tipp bekommen und möchte, dass eine Moschee beobachtet wird. Man tritt in Kontakt mit den Ordnungskräften vor Ort und bringt sie dazu, die Warterei in den Autos zu übernehmen, richtig?«
    »In den letzten Jahren haben sie eine Menge Leute neu eingestellt. Vermutlich würden die das jetzt selbst machen.«
    »Aber damals?«
    »Damals waren wir alle ein bisschen dümmer.«
    »Was soll das heißen? Dass Dinge übersehen wurden, die man nicht hätte übersehen dürfen?«
    »Ich sage nur, dass wir es jetzt anders handhaben würden. Heute hätten wir unsere Kontaktpersonen und würden schneller zum Kern der Sache vorstoßen. Wir würden Ärger vermeiden, bevor etwas passiert.«
    Jenny strich sich das Haar aus der Stirn und bedachte ihn mit einem unschuldigen Blick, der ihn vielleicht ein wenig ablenken, ein wenig unachtsam werden lassen würde. »Nazim Jamal und Rafi Hassan waren vermutlich zwei der jungen Männer, die Sie observiert haben, oder?«
    »Ja.« Seine Augen glitten über ihren Hals zum Ausschnitt ihrer Bluse.
    »Wie lange?«
    »Ein paar Wochen, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was in der Nacht des 28. Juni 2002 mit ihnen passiert ist?«
    »Nachdem sie das Treffen verlassen haben? Nein.«
    »Niemand ist ihnen gefolgt?«
    »Meine Leute haben sie aufbrechen sehen, aber ihre Aufgabe war es, dort zu bleiben und zu beobachten, wer ein und aus ging. Sie sollten den beiden nicht quer durch die Stadt folgen.«
    »Glauben Sie, dass sie in jener Nacht ins Studentenheim zurückgekehrt sind?«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie den Bericht meines Teams gelesen haben, Mrs. Cooper. Wir wissen es nicht hundertprozentig, aber sie wurden am nächsten Morgen im Zug nach London gesehen.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wohin sie anschließend gegangen sein könnten?«
    »Die Aufnahmen der Überwachungskameras in der Paddington Station waren schon überspielt, als wir sie uns ansehen wollten. Die Spur hat sich verlaufen. Wir haben noch herausfinden können, dass es über Frankreich, Italien und den Balkan Schleichwege gab, aber niemand hat die beiden mehr gesehen. Wenn sie es bis in die Türkei geschafft haben, hätten sie einen Flug nach Kabul, Islamabad oder sonst wohin nehmen können.«
    Er trank den letzten Schluck von seinem Espresso und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihre Partner nach dem Verschwinden der beiden die Leitung des Falls übernommen haben?«, fragte Jenny.
    »Wir haben alles getan, was im Bereich unserer Möglichkeiten lag. Ob andere die Sache weiterverfolgt haben,weiß ich nicht. Wir wurden nicht mehr über den Fall informiert.«
    »Unter den Papieren, die Mrs. Jamal mir gegeben hat, finden sich nur wenige Aussagen von Polizisten. Ich nehme an, dass Ihre Leute detaillierte Beobachtungsprotokolle geschrieben haben.«
    »Wir haben getan, was man von uns verlangte«, sagte er und schaute auf seine teure goldene Uhr. Wahrscheinlich trug er die auch bei Verhören, damit die Verbrecher gleich kapierten, dass auch ein Bulle auf Statussymbole nicht verzichten musste.
    »Gibt es Namen? Was ist mit Leuten, die die jungen Männer gekannt haben? Unter den Personen, die unter Beobachtung standen, müssen sie doch Freunde und Gleichgesinnte gehabt haben.«
    Pironi sah aus dem Fenster. Jenny wusste, dass er sich auf schmalem Grat bewegte. Während der gemeinsamen Ermittlungen mit den Geheimdiensten war er vermutlich ständig ermahnt worden, dass absolute Diskretion unabdingbar war. Jenny spürte aber auch, dass Pironis Eitelkeit es nicht zulassen würde, sie mit leeren Händen ziehen zu lassen.
    »Sie kennen die Gepflogenheiten«, sagte er. »Alles, was ich Ihnen sagen kann, sind die Namen in unseren Aussagen, die wir für besonders wichtig gehalten haben. Es gab einen Mullah, Sayeed Faruq, der damals um die dreißig gewesen sein muss und ein paar Wochen später nach Pakistan gegangen ist. Er hat nie mit uns gesprochen, und er ist auch nie wiedergekommen. Dann war da noch ein anderer Bursche, ein Radikaler. Wir denken, dass er die halaqah ins Leben gerufen hat. Sein Name war Anwar Ali. Er ging regelmäßig in die Moschee und hielt in seiner Wohnung kleinere Treffen ab. Ich habe mich selbst um ihn gekümmert und konnte ihmnie etwas nachweisen, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er junge Leute anwirbt und

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