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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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klingen lassen, als wäre das Alibi, das die Agentin meiner Klientin liefern wollte, auf meinem Mist gewachsen.« Er zuckte mit den Achseln. »Irgendwann musste das ja passieren. Wenn man ihnen zu oft auf die Schliche kommt, lassen sie einen am Ende über die Klinge springen.«
    »Sie waren Solicitor im Strafrecht, nicht wahr?«
    »Solicitor Advocate . Ich habe meine Klienten vor Gericht persönlich vertreten. Diesen verdammten Barristern hätte ich es nie überlassen, in meinem Namen zu sprechen. Die meisten sind entsetzliche Schlafmützen.«
    »Und Mrs. Jamal ist zu Ihnen gekommen, nachdem ihr Sohn verschwand?«
    »Sie und die Hassans, alle beide. Im Oktober 2002. Die Polizei hat nicht einmal mehr auf ihre Anrufe reagiert. Sie haben mich eingeschaltet, um Druck zu machen. Drei Monate später saß ich hinter Gittern. Ohne Option, auf Kaution freizukommen.«
    »Und darüber wollen Sie nicht als Zeuge sprechen?«, fragte Jenny.
    »Bei aller Bewunderung für Ihr Bemühen, die Sache so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen – lassen Sie uns realistisch sein. Man kann davon ausgehen, dass diese Leute mit all den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, die Wahrheit längst herausgefunden hätten, hätten sie es gewollt. Nichts für ungut, Mrs. Cooper, aber meiner bescheidenen Überzeugung nach wird man versuchen, Ihre Untersuchung zu beeinflussen. Keine Frau, die die Wahrheit schätzt, kann das wollen.«
    »Sie haben eine charmante Art, die Dinge beim Namen zu nennen.«
    »Ich sag Ihnen was: Warum canceln Sie die Nachmittagssitzung nicht einfach und sprechen stattdessen mit mir?«
    Erstaunt sah sie ihn an. Was für ein arroganter Schnösel, der ihr in ihre Untersuchung hineinreden wollte!
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Wir sehen uns später.«
    Sie ging zur Hintertür.
    »Das werden wir nicht. Und wenn Sie mir eine Vorladung schicken, werde ich schweigen. Ich habe alles eingesetzt und alles verloren, und jetzt, da die Sache plötzlich wieder hochkommt, habe ich vermutlich ein größeres Interesse an der Wahrheit als Sie.«
    »Ach ja?«
    »Ganz bestimmt. Wissen Sie, Mrs. Cooper, ich habe mir in meinem Leben hinreichend viele Sünden zuschulden kommen lassen, um genügend Gründe zur Buße zu haben. Aber das angebliche Delikt gehört nicht dazu, und daher werde ich bestimmt nicht meine Hand auf die Heilige Schrift legen und schwören, die Wahrheit zu sagen, wenn diese Untersuchung nur eine verdammte Farce ist.«
    Unwillkürlich verspürte Jenny den Wunsch, ihn zu schlagen. Mit aller Kraft.
    »Ich habe jetzt Hunger«, sagte McAvoy. »Ich werde ein Stück die Straße runter in dem Café vom Vogelschutzgebiet sein. Dort war ich mal mit meiner Frau. Ich erinnere mich noch – rosa Flamingos.«
    »Nun bin ich aber mal gespannt.«
    Sie hatte ihn in einer Ecke des Restaurants entdeckt. Er saß vor einem Panoramafenster, das auf einen großen, flachen Teich hinausging. Eine Schar Flamingos drängte sich wegen der eisigen Kälte aneinander. An diesem trüben Februarnachmittag war der große Speisesaal fast leer.
    McAvoy schob seinen leeren Teller zur Seite und nahm seine Kaffeetasse. »Möchten Sie etwas?«
    »Nur wissen, worum es in dieser Sache geht.«
    »Was haben Sie der Jury erzählt?«
    »Dass sie heute Nachmittag frei hat.«
    »Das wird Ihnen Sympathien einbringen. Wie geht es Mrs. Jamal?«
    »Sie ist mir bis zum Wagen nachgelaufen und wollte mir weismachen, dass Dani James eine Hure sei, die geschickt wurde, um den Namen ihres Sohnes in den Dreck zu ziehen.«
    »Lassen Sie sie wegen Missachtung des Gerichts verhaften. Hat man je gehört, dass jemand eine Richterin der Krone in dieser Weise bedrängt?«
    »In der Tat.«
    »Sie war immer schon eine Nervensäge, die arme Frau. Wahrscheinlich steht sie in diesem Moment hinter der nächsten verdammten Ecke.«
    »Sie hat so ihre Phasen.« Jenny ließ den Blick durch den Raum wandern, um sicherzustellen, dass niemand sie beobachtete. Die Spannung des Tages hatte die Wirkung der Medikamente fast aufgehoben. Es war noch nicht mal drei Uhr, und sie war bereits nervös und überempfindlich.
    »Dabei sollte sie froh sein, dass der arme kleine Bastard sich noch ein bisschen amüsiert hat, bevor er verschwunden ist. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie ihm noch mit vierzig die Brust gegeben.« Er nickte zu den frierenden Flamingos hinüber. »Wissen Sie, dass man noch immer keinen blassen Schimmer hat, warum diese Dinger da auf einem Bein stehen? Das ist

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