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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Rosenfeld hat für Freitagnachmittag nicht nur dich, Finley, sondern auch Deryas Vater hergebeten, um dem Burschen klarzumachen, dass er keine Aussicht habe, die Million zeitnah zu bekommen.«
    Finley nickte. »So ungefähr hätte ich ihm das vertickert … wie sagt man?«
    »Verklickert.«
    »Hat man eigentlich Erklärungen dafür gesucht, warum der Raum abgeschlossen war? Ich frage, weil bei einem Zauberkunststück jede Handlung wohlüberlegt ist. Wenn ein Schlüssel in einem Schloss herumgedreht und anschließend weggeworfen wird, dann soll das von der Falltür ablenken.«
    »Was hier zutrifft.«
    »Ist der Schlüssel eigentlich inzwischen gefunden worden?«, fragte ich Richard.
    »Nein. Taucher haben den Wassergraben abgesucht. In Katzenjacobs Wohnung hat man ihn auch nicht gefunden. Übrigens auch nicht bei Desirée Motzer, die nach derzeitigem Stand der Ermittlungen zuletzt gegangen ist.«
    Finley zog die Brauen hoch.
    »Denkbar wäre«, erklärte ich ihm, »dass Desireé Rosenfeld ein mit Gift beträufeltes Käsebrötchen gegeben hat. Beispielsweise könnte sie Rosenfelds Büro verschlossen haben und gegangen sein, während er starb.«
    »Hu, was für ein Gift denn?«
    »Flunitrazepam, auch K.-o.-Tropfen genannt. Kann man als Flunies im Szenehandel oder übers Internet erwerben. Und es ist posthum gar nicht so leicht nachweisbar.«
    »Aber warum?«
    »Sie war schwanger von Rosenfeld. Vielleicht gab es Streit, er war gemein, sie wollte Geld und Anerkennung, die Ehe von ihm, hat ihm zeigen wollen, welche Macht sie hat. Vielleicht wollte sie ihn nicht töten, sondern nur mal bewusstlos machen und übers Wochenende einschließen. Oder es hat sie die finale Megärenwut gepackt.«
    »Und Katzenjacob hätte nur … abgestaubt?«
    Schon am folgenden Tag schickte Finley mir eine Mail, in der er überzeugend darlegte, dass der rätselhafte Gegenstand auf meinem Foto eine Spinne sein müsse. Das erkläre, warum er später verschwunden war. Spinnen können wegkrabbeln.
    Ich ging in Klausur mit den Facebook-FreundInnen, die ich in meine neue Existenz mitgenommen hatte. Einer besorgte mir bei der Deutschen Flugsicherung die Information, dass der Privatjet von Oiger Groschenkamp tatsächlich am Freitag, dem 29 . Januar aus Paris kommend um 16 Uhr 23 auf dem Flughafen Stuttgart vom Tower »clear to land« erhalten hatte und um 21  Uhr 10 mit Ziel Hamburg wieder gestartet war.
    Mehrmals postete ich den Aufruf, mir Fotos von jenem Winterfreitag rund um die Burg Kalteneck zu schicken. Von einem Freund von Freunden meiner Freunde kamen schließlich zwei Bilder, auf denen Buben eine Schneeballschlacht veranstalteten. Auf einem war ein großer dunkler Wagen zu sehen, der auf den Parkplatz am Steg einbog. Das Ludwigsburger Kennzeichen war gerade eben zu entziffern.
    Also rief ich Kriminalhauptkommissar Christoph Weininger an. Jan-Marcel – diesmal fiel mir der Name seines Sohnes gleich ein – ging es gut. Nein, er werde erst nächstes Jahr eingeschult. Christoph zierte sich wie üblich ein bisschen, dann besorgte er mir bei der Datenstation den Halter des Wagens. Es handelte sich um die Limousine eines Fahrdiensts, der Scheichs, Popstars, asiatische Königssöhne und Milliardäre kutschierte, die nicht mit dem Taxi fahren wollten.
    Hab dich, Oiger! Jetzt möchte ich dich nur auch noch auf den Überwachungskameras des Flughafens sehen. Dora Asemwald versprach mir, sich darum zu kümmern. Sie kannte da jemanden.

Teil 4

Die Wartegg-Verschwörung
    »Wir können nun nicht mehr verkennen, auf welchem Boden wir uns befinden. Die Analyse der Fälle des Unheimlichen hat uns zur alten Weltauffassung des Animismus zurückgeführt, die ausgezeichnet war durch die Erfüllung der Welt mit Menschengeistern, durch die narzisstische Überschätzung der eigenen seelischen Vorgänge, die Allmacht der Gedanken und die darauf aufgebaute Technik der Magie, die Zuteilung von sorgfältig abgestuften Zauberkräften an fremde Personen und Dinge, sowie durch alle die Schöpfungen, mit denen sich der uneingeschränkte Narzissmus jeder Entwicklungsperiode gegen den unverkennbaren Einspruch der Realität zur Wehr setzte.«
    Sigmund Freud in: Das Unheimliche , 1941

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    »Und auf Burg Kalteneck hat es nie gespukt?«
    Derya drehte sich zu mir um. »Doch. Das haben uns die Vorbesitzer erzählt. Im Gewölbekeller wurde eine violette Dame gesehen. Wir haben sie dann wohl vertrieben.« Sie lachte.
    »Sicher die Gräfin Elisabeth von Henneberg«, sagte

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