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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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vor allem deshalb ins Auge, weil dort ein großes Flugzeug mit blauer Schnauze und blauem Streifen stand.
    Ich musste zweimal hinplinkern. »He, da steht United States of America drauf.«
    Richard wandte kurz den Blick. »Das ist die Air Force One.«
    »Die aus dem gleichnamigen Film mit Harrison Ford?«
    »Ich bezweifle, dass Petersen im Flugzeug des Präsidenten drehen durfte.«
    »Heißt das, Obama ist hier, und das sogar noch vor uns?«
    Da wurde Derya etwas unruhig und zupfte an ihrer Bluse.
    »It’ll be nice to meet him«, bemerkte Finley ungewöhnlich bestürzt.
    Richards Wagen hielt jedoch unerschütterlich die Spur. Sein Navi schickte uns, noch bevor wir richtig nach Rorschach hineinkamen, den Berg hinauf zu einem Waldstück mit unauffälligem Abzweig. Zwei Polizisten stoppten uns, ehe wir uns fragen konnten, ob wir richtig waren. Sie verlangten unsere Einladungen und Ausweise zu sehen und wiesen uns auf einen Parkplatz an einem Gemüsegarten, wo bereits etliche dunkle Limousinen standen. Besonders panisch schienen die Sicherheitsmaßnahmen nicht zu sein, zumindest waren sie nicht sichtbar. Vielleicht hätten wir sogar bis vors Tor fahren können, aber Richard war Schwabe und neigte nicht zu pompösen Auftritten, Finley war Anhänger des Understatements, Derya eine Frau und ich ohnehin derzeit nicht sonderlich cool. Allerdings wäre ich vorgefahren.
    Wir schlenderten einen Weg hinunter, bis sich zwischen alten Bäumen einer englischen Parkanlage hochzeitskleidweiß das Renaissanceschlösschen mit Treppengiebel, Turm und Nebengebäuden zeigte. Vor einem schmiedeeisernen Torbogen standen drei Herren in dunklen Anzügen und eine hochschwangere Frau.
    »Das ist Carla Bruni!«, wisperte Finley ziemlich laut. Ihm brach das Testosteron aus.
    Den mit der Hand am Schlips erkannte sogar ich augenblicklich: Joschka Fischer. Einen Mann mit großer Nase erkannte wiederum Richard: John Chipman, Generaldirektor des IISS , des Internationalen Instituts für Strategische Studien in London. »Ein leidenschaftlicher Warner vor dem Cyberkrieg.« Der dritte war ein General im blauen Doppelreiher mit grauen Haaren. Vermutlich Nato. Er rauchte.
    Im Hof hinterm Schnörkelgittertor empfing uns ein Schwarzlivrierter. Der Eingang in die Hotelrezeption hatte etwas von Seiteneingang, allerdings aufgewertet durch eine Tür aus abgeschmirgeltem Holz mit einer prächtigen Rocaille, so einem Ohrmuschelornament, wie aus dem Stuck der Rokokokirche von Birnau über den See hinweg gestohlen.
    Eine junge Frau, die über alle Zähne lächelte, gab Zimmerkarten, eine Gästeliste und die Tagesordnung aus. Jemand wurde mit Richards Autoschlüssel losgeschickt, unser Gepäck zu holen. Für uns ging es eine barock geschwungene Treppe hinauf. Ein wieseliger Mann rannte an uns vorbei, die Treppe hinunter. »Pardon!«
    Sarkozy?
    Der Hotelangestellte lieferte Derya und Finley in ihren Zimmern ab und öffnete für Richard und mich ein Doppelzimmer, in dem für Cipión Näpfe aus Porzellan und ein Körbchen bereitstanden. Der eine Napf war mit Wasser gefüllt, neben dem andern stand eine Dose Hundefutter. Die Möbel waren aus hellem Holz ohne Schnörkel, dafür war das Parkett mit seinen dunklen Quadraten umso auffälliger. Zwischen unseren Betten stand eine Nachtkonsole mit Lampe.
    »Wo möchtest du schlafen?«
    »Mir egal«, antwortete Richard. Die Gästeliste interessierte ihn mehr. »Groschenkamp ist nicht da. Aber … hm …« Er blickte hoch. »Übrigens, das Dîner ist um 19 Uhr 30 . Dunkler Anzug.« Da ich nichts sagte, setzte er hinzu: »Die Dame trägt ein elegantes Kostüm oder Kleid.«
    Ich lachte.
    Er lächelte. »Das nennt sich Dresscode, Lisa.«
    Bis es Zeit war, den Dresscode zu entschlüsseln, sah ich noch eine Stunde Freiraum und ging mit Cipión in den Park, damit er sich austobte.
    Hinten herum hatte das Schloss moderne Anbauten, ein Glastreppenhaus beispielsweise und Balkone. Die alten Freitreppen, Terrassen und ein barocker Seiteneingang schliefen im Schatten von Dornröschengebüsch und großen alten Bäumen.
    Auf dem Weg stand ein älterer Mann mit weißem Vollbart und wachem Blick. Musste ich ihn kennen? Stress!
    Er lächelte und sagte auf Deutsch: »Guten Abend. Sie sind Lisa Nerz, nicht wahr? Sie kennen mich wahrscheinlich nicht. Ich heiße Hermann Haken. Ich bin Physiker. Ich beschäftige mich mit Synergetik.«
    Ich guckte bildungsfern.
    »Das ist die Lehre vom Zusammenwirken von Elementen gleich welcher Art. Später hat man

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