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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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schwere Depression führt.«
    »Ich bin«, fuhr ich fort, »Juri Katzenjacob einmal begegnet. Es war nur ein Augenblick.« Ich unterschlug, dass er die Hand zur Pistole geformt und auf mich gezielt und geschossen hatte. Warum ich es verschwieg, wusste ich in diesem Moment nicht. »Und ich fand, von ihm geht etwas Düsteres aus, etwas Lebensabgewandtes. Als ob er unsere Vitalität hassen würde. Er erzeugt auf seltsame Weise Stress.«
    »Dergleichen habe ich nicht beobachtet«, sagte Derya. »Und ich bin ihm ein paarmal begegnet, als er auf der Burg Kalteneck als Maler tätig war.«
    »Aber du hattest keine Beziehung zu ihm«, bemerkte ich. »Du wolltest nichts von ihm, und er wollte nichts von dir. Du hast ihn kaum wahrgenommen.«
    »Nun gut«, unterbrach uns Angela. »Was wollen Sie uns denn nun vorschlagen, wie wir unsern Vampir loswerden.«
    »Es ist nur eine Idee«, sagte ich in den Wind vom See. »Finley ist ja nicht nur Geisterforscher, er hat auch Illusionskunst gelernt, um Betrüger entlarven zu können. Er könnte in einer großen Show vor den Medien aus aller Welt Juri Katzenjacob wegzaubern. Natürlich nur zum Schein.«
    Angela legte die Fingerspitzen aneinander, Dmitri kickte ein Ästchen über die Befestigungsquader ins Wasser. Barack stand still im Rasen.
    »Und je weniger davon wissen, desto besser«, ergriff Richard das Wort. »Das Verschwinden von Katzenjacob darf von niemandem in Zweifel gezogen werden können. Sonst hört der Spuk nie auf.«
    »Und wie soll das geschehen?« Barack blickte Finley an.
    »Darüber muss ich nachdenken. Aber ich kann jetzt schon sagen, ein guter Zaubertrick erfordert einen hohen technischen Aufwand und viel Planungszeit. Es müsste ja ein neuer Trick sein, den nicht die halbe Garde der Zauberkünstler schon kennt.«
    »Mit anderen Worten, bis Montag ist das nicht zu schaffen? Wie viel Zeit brauchen Sie?«
    »Zwei oder drei Monate.«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, bemerkte Angela.
    »In Bregenz gibt es eine Seebühne«, überlegte Richard und deutete über den See. »Sie hat sicher die Technik, um jemanden von der Bühne verschwinden zu lassen.«
    »Gute Idee, Richard«, lächelte Finley, »aber das ist das Manko. Jeder weiß, dass Bühnen geheime Türen im Boden haben.«
    Auch wieder wahr.
    »Man müsste auf freier Fläche mit Spiegeln arbeiten.«
    »Sie bekommen von uns alle erdenklichen Fachleute zur Seite gestellt, Finley.«
    »Vielen Dank, Barack, aber darin steckt auch ein Problem. Sehr viele Leute werden hinterher plaudern können.«
    »Und wer sollte das überhaupt sein, der Juri wegzaubert?«, fragte Derya. »Es dürfte ja niemand sein, von dem man weiß, dass er Illusionskünste beherrscht. Damit käme Finley schon mal nicht infrage.«
    »Das ist doch klar, es ist unsere kühne Lisa Nörz.«
    »Aber …«, protestierte ich.
    Da begegnete ich Richards asymmetrischem Blick. Mir wurde inwendig kalt. Hatte er genau das vorhergesehen? Kann einer so was vorhersehen? Hatte er darum in dieser vermaledeiten Talkshow herumgetöpert, seine Freundin – für die Presse sofort identifizierbar – könne die Lottozahlen beeinflussen? Damit ich am Ende zum mentalen Gefecht gegen Katzenjacob antrat und die Welt mir glaubte, dass ich stärker war als er?
    »Das wird niemals funktionieren«, sagte Derya an meiner Stelle.
    »Es muss!«, sagte Commander Barack Obama.
    Erster Offizier Angela Merkel nickte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir einen Untersuchungsgefangenen an Mordbuben ausliefern. Auch wenn eine Mehrheit der Bevölkerung dafür wäre. Davon würde sich unser Rechtsstaat, der auf christlichen Werten basiert, nie wieder erholen. Andererseits können wir nicht untätig zuschauen, wie in Rumänien Geiseln getötet werden.«
    »Die Geiselnehmer werden ihr Ultimatum verlängern«, sagte Leutnant Dmitri Medwedew, »wir werden ihnen sagen, dass wir Katzenjacob unschädlich machen, dafür aber noch etwas Zeit brauchen.«
    »Und dann machen wir High Noon.« Finley rieb sich die Hände. »Lisa gegen Juri, einer verschwindet, der andere bleibt übrig. Hoffentlich wird es unsere Lisa sein.«
    »Nächste Woche kommt der Papst nach Deutschland«, bemerkte die Kanzlerin auf einmal.
    »Dann soll er doch Katzenjacob wegbeten«, sagte ich. »Als Stellvertreter Jesu auf Erden müsste er doch ein paar Wunder draufhaben. Glauben Sie, der alte Ratzinger macht da mit?«
    »Nein, das meinte ich nicht.«
    »Was dann?«
    Sie zögerte.
    Ich ahnte, was sie dachte. »Halten Sie es

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