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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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weiß also auch, dass ich hier bin. Was immer er tut, er wird damit auch gegen mich antreten. Und deshalb wird er verlieren. Er wird ein für alle Mal verlieren! Er … er wird aufhören zu existieren. Er wird verschwinden! Davon bin ich überzeugt.«
    Kein einziger sagte Aber.
    »Draußen«, fuhr ich fort, »werde ich verstärkt von den stärksten derzeit bekannten Magiern und Medien, insgesamt gut ein Dutzend. Sie werden Juri gewissermaßen abschirmen. Abgesehen davon, dass die Polizei ihn überwacht.«
    Die Kanzlerin nickte und senkte ihren Blick zur Seite weg.
    »Und … wenn man Katzenjacob beim geringsten Versuch, etwas anzurichten … erschießen würde?«, schlug jemand vor, den ich nicht orten konnte.
    »Gedanken sind nicht strafbar!«, antwortete Richard genervt. »Und es gibt keinen Beweis, dass Juri tatsächlich mentale Kräfte besitzt. Auch wenn Sie es offensichtlich immer noch glauben!«
    Merkel blinzelte. »Außerdem: Wir werden hier niemals die Möglichkeit erörtern, jemanden zu erschießen, nur weil wir vermuten, dass er etwas Böses denkt.«

67
    Am Nachmittag holte Richard Derya vom Bahnhof ab. Wir fuhren zu den Hackeschen Höfen, wo Finley im Stockwerk über der Blindenwerkstatt Otto Weidt, in der einst Juden als Bürstenbinder überlebt hatten, mit seinem Team den Trick vorbereitete. Weil die Zeit fehlte, hatte er sich auf einen einfachen Trick beschränken müssen, der mit Feuer und Rauch arbeitete. Minutiös gingen wir den Ablauf und unsere jeweiligen Aufgaben durch. Richard war wieder voll bei der Sache.
    »Was war denn los heute früh?«, fragte ich ihn bei einem Pinkelspaziergang mit Cipión, den wir zum Rauchen nutzten.
    Er antwortete mit der Gegenfrage: »Was willst du? Ist doch gut gelaufen. Du hast sie überzeugt. Darum ging es.«
    »Aber es gefällt dir nicht.«
    »Es gefällt mir vieles schon lange nicht mehr. Ach, schau mal, das ist Chamisso!«
    Ich gab es auf.
    Cipión hatte im Grünstreifen am Sockel eines Denkmals mit langhaariger Büste das Bein gehoben.
    » Peter Schlemihls wundersame Geschichte , die kennst du doch.«
    Selbstredend nein.
    »Die Geschichte von einem Mann, der seinen Schatten an den Teufel verkauft und erst dann merkt, dass ein Mensch ohne Schatten ein Ausgestoßener ist. Sein einziger Trost: Er gelangt an Siebenmeilenstiefel. Sie erlauben es ihm wenigstens, mit einem Satz von dem Ort zu verschwinden, wo es für ihn unangenehm wird.«
    Am Abend fuhren wir ins Regierungsviertel, besichtigten die Örtlichkeiten und spielten den Ablauf durch. Und mir kamen Zweifel.
    »Das durchschauen die doch. Ich soll dastehen und die Arme heben wie Jesus und so tun, als spräche ich einen Gegenzauber. Das nimmt mir doch niemand ab.«
    Finley lachte. »Hast du eine Ahnung, was die Leute einem alles abnehmen, wenn sie verzaubert sind.«
    »Aber unter den Massen von Menschen, die überall herumstehen, wird einer sein, der sich vom Feuerzauber nicht ablenken lässt und genau sieht, wie Juri in die Spree fällt.«
    »Mag sein, aber er wird sich hinterher unsicher werden. Es wird Dutzende verschiedener Zeugenaussagen geben, einige werden auch gesehen haben wollen, wie Juri gen Himmel fährt und seine Seele vom Teufel geschnappt wird.«
    »Aber es sind jede Menge Kameras überall, Finley, Fernsehkameras, Handykameras. Irgendwer wird hundert Pro in irgendeine Lücke hinter deinen Kulissen gefilmt haben.«
    »Das Risiko werden wir minimieren. Es gibt bis heute Tricks, beispielsweise von David Copperfield, die nicht entschlüsselt werden konnten, obgleich sie gefilmt wurden. Und die Spree ist trübe. Man wird die Taucher nicht sehen, die Juri unter Wasser in Empfang nehmen und wegbringen.«
    »Aber die Luftblasen. Ein Schlauer sieht sie und interpretiert sie richtig.«
    »Es sind sowieso Taucher dort«, sagte Richard. »Bei Sicherheitsstufe eins immer.«
    Seine Aufgaben morgen waren koordinatorische. Er würde über digitale Funkkanäle Kontakt mit der Polizei und uns halten.
    Beim Absacker in der sinnlosen Pracht der mit einer Bar bestückten Lounge des Hotels Adlon gestand ich Derya, dass ich sie verdächtigt hatte, Rosenfeld aus Eifersucht erstochen zu haben.
    »Ich weiß«, lächelte sie. Ihr Blick zuckte zu Richard hinüber. Hatte er ihr das wirklich erzählen müssen?
    Richard hielt den Blick auf seine Hände gesenkt, die mit der fast leeren Zigarettenschachtel spielten. Ja, er hatte es ihr erzählen müssen, denn ich hatte ihn dann doch noch einmal verunsichert.
    »Ich steckte im

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