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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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früher gekommen wäre , also just in time, könnte Gabriel wahrscheinlich noch leben! Dann wäre er nicht allein im Institut gewesen, als sein Mörder kam.«
    »Oder Sie wären jetzt ebenfalls tot. Falls Sie mit ihm ins Institut zurückkehren wollten.«
    »Nein, wir wollten weiterfahren in den Schwarzwald. Wandern, Sightseeing, Schaffhausen, der Wasserfall, wo Sherlock Holmes starb, zumindest vorübergehend, bevor sein Autor ihn wieder hervorholen musste. Ein Untoter der Literaturgeschichte. Und Samstag wollten wir in Weil am Rhein sein, wo ein Kongress über Telekinese stattfand. Ich war dann allein dort.«
    »Was glauben Sie, hat Rosenfeld den Übersinnigen entdeckt?«
    »Wen? Ach so.« Er lachte. »Ihr nennt sie Übersinnige?«
    »Ich nenne sie so. Oder Parapsychopath. Richard sagt Psi-Agent.«
    »Das ist gut. Parapsychopath … Erlauben Sie mir, diesen Begriff in meinen wissenschaftlichen Arbeiten zu verwenden. Unter Nennung Ihres Namens selbstverständlich.«
    Jetzt musste ich lachen. »So komme ich endlich zu akademischen Ehren. Unter uns, glauben Sie, dass Rosenfeld ihn gefunden hatte?«
    Finley zögerte einen Moment. »Nein. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ja, die meisten meiner Kollegen träumen davon, eines Tages den wahren Spuk zu entdecken und zu belegen, den Beweis zu finden, dass es den … den Parapsychopathen gibt. Deshalb haben wir uns als junge Männer der Jagd verschrieben, ich auch. Aber die meisten von uns wurden im Lauf des Lebens enttäuscht. Wir sind nur auf Betrüger gestoßen, auf große Illusionskünstler zuweilen. Sie verwendeten Spiegel, doppelte Böden und schwarze Wände.«
    »Dann war die russische Meisterin der Salzstreuer, Nina Kulagina, auch eine Trickbetrügerin?«
    »Davon gehe ich aus. Aber behaupten darf ich es nicht. Ich bin nicht nah genug herangekommen. Es war schon ein Wunder, dass ich überhaupt bis in ihre Wohnung vordringen konnte, damals im Kalten Krieg. Ich musste mich über Freunde und Verwandte einschleichen. Und dann war doch einer vom Geheimdienst dabei. Ich durfte nur von der Tür aus filmen. Sie hatte immer diese weißen Tischtücher, so dass man nicht erkennen konnte, was sie unter dem Tisch mit ihren Knien und Füßen gemacht hat. Einen Kompass bringt man mit einem Magneten am Knie zum Kreiseln. Wenn man Gegenstände mit magnetischem Pulver bestreicht, kann man sie ebenfalls damit bewegen.«
    »Aber warum macht jemand so was?«
    »Menschen sind sehr einfallsreich, sobald sie merken, wie sie es anstellen müssen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.«
    »Aber der sowjetische Geheimdienst hätte ihr die Tricks sicherlich nicht durchgehen lassen. Der hätte kein Interesse daran gehabt, Sie zu beeindrucken.«
    »Warum nicht? Ich war aus dem Westen. Ich habe Filmbilder mitgenommen. Jeder konnte sehen, dass die Sowjetunion ein Medium hat, eine, die Gegenstände mit Geisteskraft bewegen kann. Und vielleicht könnte sie ja auch auf über tausend Kilometer Entfernung auf den roten Knopf drücken, und dann wären in den USA ein paar Atomraketen in den Abschussbasen explodiert. Wer weiß. Ja, auch das gab es, dieses parapsychologische Wettrüsten.«
    »Und Sie glauben gar nicht mehr? Absolut nicht? Kein letzter Funke von Hoffnung?«
    Er lachte. »Und Sie? Was ist Ihr Interesse an der Sache?«
    »Oh …« Wieder so eine vertrackte Frage. »Ich habe als Kind gern The Famous Five gelesen.«
    »Sie mögen sich nicht gern in die Karten schauen lassen. Wie die großen Zauberkünstler.«
    Was interessierte ihn das eigentlich? Für mich interessierte man sich nicht, es sei denn mit Hintergedanken. »Ich habe Rosenfeld gefunden«, sagte ich. »Da ist es nur natürlich, dass ich wissen möchte, wer …«
    Mein Fuß stieß gegen etwas Weiches, das quietschend aufsprang.
    »Jeeeese! What’s that?«, rief Finley.
    Es war Cipión! Er war stehen geblieben, und ich hatte es in der Finsternis vor mir nicht gesehen.
    »Tschuldigung«, sagte ich, beugte mich hinunter und streichelte ihn.
    Seine Rute hing sehr tief. Er schnüffelte misstrauisch mit gesenktem Kopf und wich zurück.
    »Ist da wer?«, fragte ich unwillkürlich. Ich sah den Hound of Baskerville schon mit gefletschten Zähnen auf uns zustürzen und Cipión mit einem Happs verschlingen. Und in der Tat, der Dackel zitterte unter meiner Hand. »Können Tiere auch Gespenster sehen?«
    Dafür hätten sie, Finleys Logik zufolge, Einbildungskraft besitzen müssen.
    »Es gibt immer wieder Berichte darüber«, antwortete er. »Aber, tja,

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