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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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nichts an, was man noch ruinieren konnte. Über Schutt kibbelten wir in eine Baugrube hinunter. Auf drei Seiten stiegen schwarze Hinterhauswände in den nun fast dunklen Himmel. Gegenüber war ein lichter Maschendrahtzaun zu erkennen. Das Tor war allerdings verschlossen und drei Meter hoch. An einer Seite befand sich eine Rampe aus Bauschutt. Allerdings konnte man von Dr. Derya Barzani nicht erwarten, dass sie in Pumps und Rock hochkletterte, das Tor überstieg und sich auf der anderen Seite drei Meter auf den Fußweg fallen ließ. Interessanterweise nahmen die Männer das Hindernis Frau ohne Murren hin.
    Richard zündete sich eine Zigarette an und schaute sich um. Schließlich entdeckte Finley eine verbogene Eisenschiene, die sich am Tor als Brechstange einsetzen ließ.

25
    Wir besorgten uns in einem Fish’n’Chips & Hot Food Takeaway Shop je eine Tüte Heißes und Fettiges, das wir hungrig in uns hineinfraßen. Dabei hielten wir Ausschau nach einem Internet-Café. Derangiert und verdreckt zogen wir durch die Straßen, wie die fünf Freunde. Nur dass uns keine unermüdliche Autorin mit infantiler Phantasie schrieb – »Anne, kannst du mir mal bitte die Tomaten reichen?« –, sondern ein Sadist. Jemand, der mit uns ein Experiment machte. Genau das: ein Experiment. Was tut Lisa Nerz, wenn die Frau, die sie für sich ausersehen hat, mit Richard flirtet? Und was tut er? Wählt er? Ist das der Moment, wo es passiert? Wo er sich standesgemäß verliebt und sich von mir, seinem Irrtum, trennt. Und Finley, das Kamel? Probierte der es einfach, weil er annahm, dass ich auf ältere Herren stand? Oder interessierte er sich wirklich für mich? Würde er mich tatsächlich in seinem nächsten Aufsatz als Schöpferin des Begriffs Parapsychopath zitieren? Mir verknotete sich der Magen und ich versenkte den Rest der Tüte Fish and Chips im nächsten Mülleimer. War mir auch zu viel Essig dran. In die Internet-Spelunke, die von einem Pakistani oder Inder betrieben wurde, ging ich alleine hinein, während Richard Cipións Leine nahm und rauchte.
    Ich legte bei Hotmail eine neue Adresse an und schrieb Wagner. Der Absender der Mail, mit der er mich benachrichtigt hatte, funktionierte bereits nicht mehr, also wählte ich seine reguläre Adresse. Er meldete sich postwendend über den Chat.
    »Gespenst getroffen?«
    »Jau!«, erwiderte ich. »Wat is?«
    »Deine Firewall meldet mir einen Angriff.« Er hatte sie letztes Jahr bei mir eingerichtet. Ein Spezialsicherungssystem der Marke Wagner. »Du hast heute früh eine E -Mail mit Spyware im Anhang erhalten«, schrieb er. »Sie kommt als Einladung zu einem Journalistenkongress in Berlin daher. Stammt von Security Consulting & Detectives. Enthielt auch Spyware für dein Handy. Habe sie gelöscht. Falls du die Mail auch aufs Handy bekommen hast, löschen.«
    Ich wollte jetzt nicht nachgucken. Denn das hätte bedeutet, dass ich mein Telefon wieder hochfuhr. »Wer sind die?«
    » SC & D hat Büros in London und Berlin. Ein Büro in Bielefeld wurde vor drei Jahren dichtgemacht. Hatten E -Mail-Verkehr eines Ministers abgefangen und ans Bielefelder Abendblatt weitergegeben. Das hatte dessen Beziehung zu einer Minderjährigen publik gemacht.«
    Ich erinnerte mich nicht. »Verdammt, ich bin nicht prominent!«
    »Hast du dich bei Handyortung registriert?«
    »Nein.«
    »Bist aber registriert.«
    »Wie kann das sein?«
    »Jemand anders hat deine Nummer beim Ortungsdienst registriert und dein Handy für sich freischalten lassen. Geht ganz leicht. Der einzige Schutz vorerst: abschalten.«
    »Alles klar.«
    »Ich kümmer mich um die Ortungsfirmen. Frage: Hast du im Flugzeug gesessen?«
    »Ja.«
    »Gib Acht auf dich, Lisa! Ein Shinobi ist unterwegs.«
    Shinobi war ein Begriff von Wagner und seiner Gemeinde für verborgene Aktionen im Internet.
    »Was tut er?«, fragte ich zurück.
    »Weiß ich noch nicht«, antwortete er.
    »Wer ist es?«
    »Dito.«
    Ich bedankte mich und schaute mir die Internetseite des Detektivbüros SC & D an: Pre-Employment Screening, Observation, Lauschabwehr, IT -Sicherheit, Korruptionsbekämpfung. Als Partner wurde neben einigen Großkonzernen in der Telekommunikations-Branche auch Inter- Q -Orporate genannt. Hm, ja. Ich googelte noch schnell nach dem Bielefelder Abendblatt . Die Geschichte mit dem Minister war auf Anhieb nicht zu finden. Aber die Zeitung gehörte dem Medienkonzern Groschenkamp.
    Ja, ebender Oiger Groschenkamp, Chef der Edmund-Gurney-Stiftung und der Böse im

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