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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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an.
    Frank wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte gerne mit Lisa zusammenziehen. Er wusste, dass sie im Grunde schon viel zu lange in getrennten Wohnungen lebten. Aber den entscheidenden Schritt mochte Frank noch nicht tun. Seine Wohnung aufzugeben war für ihn gleichbedeutend mit der Aufgabe seiner Selbstständigkeit. Und diese Vorstellung machte ihm Angst. Wobei er gleichzeitig wusste, dass er keine Angst haben musste. Schon gar nicht in Lisas Armen.
    »Frank?«
    »Wenn du von den Stühlen wirklich überzeugt bist, sollten wir die alten endlich entsorgen. Das war schon längst überfällig.«
    Lisa küsste Frank auf den Mund. »Sie werden dir gefallen. Gleich morgen rufe ich Jennes an. Er arbeitet sie auf und übernimmt auch den Transport zu Hephata. Weißt du, was er gesagt hat? Jeder dieser Stühle hat eine Seele.«
    »Hephata?«
    »Die Behinderten dort sollen wahre Künstler im Beflechten von Stühlen sein.«
    Franks Blick verdunkelte sich. No Donkey Ride war die Begleitmusik zu seinen Gedanken.
    Ecki zog eine frische Nussschleife aus der Tüte. Sofort roch der ganze Innenraum des Dienst-Mondeos nach Hefeteilchen.
    »Wir sind fast da, Ecki.«
    »Ich will doch nur ein kleines Stückchen.«
    »Sau nicht den Wagen voll.« Nach einem Seitenblick wusste Frank, dass seine Warnung zu spät kam.
    »Frische Hefeteilchen von Achten. Ich liebe sie.« Ecki ließ den Rest der Nussschleife in die Tüte zurückgleiten und legte sie auf das Armaturenbrett. Dann suchte er in seiner Jeans nach einem Papiertaschentuch.
    »Klebt’s?«
    »Nee, ich hab Schnupfen, du Blödmann.« Ecki versuchte, sich den Zuckerguss von den Fingern zu reiben. Stattdessen blieb das Papier an seiner Haut kleben.
    »Ich hab dir doch gesagt, das lohnt nicht.« Frank hatte eine freie Parklücke entdeckt, nah bei der Geschäftsstelle von Schmetterling e. V.
    Die Vorsitzende des Vereins sah die beiden Ermittler abwartend an. »Wir hatten bisher noch nicht mit der Polizei zu tun.« Sie spielte verlegen mit den dunklen Holzperlen ihrer dicken Halskette. »Obwohl, im vergangenen Jahr war Ihr Polizeipräsident mit seinen Lions-Brüdern hier und hat sich über unsere Arbeit informiert.« Sie lächelte. »Herr Büchsel war sehr angetan. Wir hatten ein kleines Programm vorbereitet. Die Wohngruppen hatten gebastelt. Andere hatten einen kleinen Tanz einstudiert und die Gäste zum Mitmachen aufgefordert. Ein richtig bunter Nachmittag. Zum Schluss haben wir einen beachtlichen Scheck bekommen. Wir finanzieren uns fast ausschließlich über Spenden und andere Zuwendungen. Auch die Gerichte bedenken uns bei der Ausschüttung der Bußgelder.«
    Frank nickte. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie jeden Euro gut gebrauchen können, Frau Kemmerling.«
    Barbara Kemmerling fuhr sich durch ihr kurz geschnittenes rostrotes Haar. »Wissen Sie, im Grunde ist der Staat zuständig. Aber wenn wir nicht wären«, sie deutete vage in den mit Bücher- und Aktenregalen vollgestellten Büroraum, »würden unsere Bewohner in Heimen leben, ohne Perspektive und ohne die Möglichkeit, sich zu entwickeln.« Ihre Stimme wurde fester. Mit diesem Thema kam sie besser zurecht als mit dem Besuch der beiden Polizisten. Ihr mit Sommersprossen gesprenkeltes Gesicht rötete sich leicht.
    Ecki wollte vorsichtig auf das eigentliche Thema ihres Besuchs kommen. »Und dazu brauchen Sie extrem gut geschultes Personal.«
    Die Vorsitzende von Schmetterling e. V. warf Ecki einen missbilligenden Blick zu. »Sie meinen Volker Radermacher? Ja, er ist ein überaus engagierter und beliebter Kollege. Einen besseren werden Sie so schnell nicht finden. Mit seinem Einsatz geht er weit über das in diesem Beruf Normale hinaus. Ich halte ihn in der Tat für einen Berufenen.«
    Ecki war diese Einschätzung deutlich zu hochtrabend.
    »Sie brauchen gar nicht so skeptisch zu gucken. Volker ist der geborene Sozialarbeiter. Er ist nicht nur ein fachlich außerordentlich fähiger Betreuer, er ist in erster Linie immer Mensch.«
    Barbara Kemmerling deutete auf einen rot lackierten Stuhl, der in einer Nische stand. Ecki war er schon beim Betreten des Büros aufgefallen, weil ein Stuhlbein durchgesägt und das Holz mit Verbandsstoff nur notdürftig miteinander verbunden worden war.
    »So was hat er mit seinen Bewohnern gemacht. Er hat ihnen die unterschiedlichsten Stühle besorgt und sie dann aufgefordert, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.«
    »Stühle?« Frank verstand nicht ganz.
    »Ja, unsere Menschen mit besonderen

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