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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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von hier. Ich erklär’s dir nachher.«
    Danach waren beide wieder damit beschäftigt, das Tempo zu halten und nicht aus dem Tritt zu kommen.
    Später standen beide erschöpft an ihren Autos.
    Nachdem Schrievers sich schnell verabschiedet hatte, fuhr er ins Präsidium, um noch rechtzeitig zum Mittagessen in der Kantine zu sein. Auf dem Küchenplan standen »gesunde Grünkernlinge«. Ein durchaus ansprechendes Essen, dachte der Archivar voller Vorfreude, vor allem weil er mit einer Zusatzration Leberwurstbrote rechnen konnte.
    Carolina Guttat atmete einmal kräftig durch, bevor sie das Büro der beiden Ermittler betrat. Sie war erst am Abend zuvor aus Moosbach zurückgekommen.
    Der Aufenthalt hatte ihr diesmal nicht besonders gutgetan. Nachts hatte sie stundenlang wach gelegen, weil sie immerzu an ihre Familie und an ihre Arbeit hatte denken müssen. Die Abende an »ihrem« Tisch in der kleinen Gaststube, wenn die anderen Gäste schon gegangen waren, das üppige Essen, dazu einer der Südtiroler Weine, die nicht auf der Karte standen, und die unbeschwerten Gespräche mit Martin und Sieglinde über Gott und die Welt waren schön gewesen, doch dafür hatte sie das völlig überraschende Gefühl von Einsamkeit auf ihrem Zimmer umso härter getroffen.
    Sie hatte die Bilder nicht loswerden können. Immerzu hatte sich dieses Gesicht vor die sanften grünen Hügel rund um Petersthal geschoben, die sie so gerne von ihrer Bank aus betrachtete.
    Die aufgerissenen Augen, der leere Blick, der an ihr vorbei ins Nichts zu gehen schien. Carolina Guttat wusste nicht, wie sie damit jemals fertigwerden sollte.
    Sie hatte den Bildern davonzulaufen versucht, beim Joggen um den Rottachsee. Knapp sechzehn Kilometer und zu dieser Jahreszeit total einsam. Bisher war sie die Strecke gelaufen, ohne sich großartig Gedanken um ihre Sicherheit zu machen. Diesmal hatte sie sich mehrfach umgesehen. Sie war das Gefühl nicht losgeworden, verfolgt zu werden. Obwohl sie keinen Menschen gesehen oder gehört hatte. Es war, als würde sie von einem höheren Punkt aus beobachtet.
    Carolina Guttat atmete noch einmal tief durch und drückte dann die Klinke herunter. Der Alltag hatte sie wieder.
    »Da ist ja unsere Urlauberin. Und, war’s schön?« Ecki stand auf und räumte der Staatsanwältin einen Stuhl frei.
    Carolina Guttat strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ohne auf die Frage einzugehen, kam sie gleich zum Thema: »Wir müssen diese Frau finden.«
    »Du meinst die Frau ohne Finger.«
    Carolina Guttat nickte Frank zu. »Wie weit seid ihr?«
    Ecki räusperte sich. »Der Stand ist der gleiche wie vor deinem Urlaub. Wir haben keinen neuen Ansatz.«
    »Das ist jetzt nicht euer Ernst, oder?«
    Wenn Blicke töten könnten, dachte Frank und hob abwehrend die Hände.
    »Ich will endlich ein Ergebnis. Ich will den Täter oder die Täterin.« Carolina Gutttat ärgerte sich über sich selbst, denn sie fühlte sich wie ein trotziges Kind.
    »Die Presse kann warten«, meinte Ecki beschwichtigend.
    »Die Presse ist mir scheißegal! Ich will den Fall abschließen! Das darf doch nicht wahr sein, wir haben zwei Tote und keinen einzigen brauchbaren Hinweis! Nur diese scheiß Mundharmonikas! Wir machen uns doch lächerlich! Irgendjemand spielt sein verdammtes Spiel mit uns. Bringt mir dieses Arschloch endlich!«
    »Carolina.« Frank verstand ihren Wutausbruch nicht.
    Carolina Guttat rückte ihr Jackett zurecht. Ihr Gefühlsausbruch war ihr sichtlich peinlich.
    Frank erinnerte sich an seine Begegnung beim Joggen. »Jasmin Köllges hat eine interessante Idee.«
    »Jasmin Köllges?«
    »Sie ist in der Hundertschaft, möchte aber unbedingt zu uns, habe ich den Eindruck. Sie vermutet, dass die Frau, deren Finger wir gefunden haben, aus dem Ostblock stammt und illegal hier war.«
    »Wie soll eine behinderte Frau illegal zu uns kommen?«
    »Entweder ist sie von Schleusern hergebracht worden, vielleicht hat sie auch ein Lkw-Fahrer mitgebracht.«
    »Interessante Theorie. Nur, wie sollen wir das klären? Wir haben ja noch nicht einmal ein Foto von ihr, das wir herumzeigen könnten.« Carolina Guttat sah sich suchend um. »Habt ihr keinen Kaffee für mich?«
    Ecki stand auf. »Wollte eh gerade frischen machen.«
    Frank gab sich sichtlich Mühe: »Wir könnten bei den Speditionen nachfragen, die in den Ostblock fahren.«
    »Hm. Ich glaube nicht, dass jemand auspackt und uns erklärt, wie man Illegale einschleust, schon gar nicht, wenn es um eine behinderte Frau

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