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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Krücken gestützt vor ihm stand.
    Die Polizeioberkommissarin war außer Atem. »Hör bloß auf, Borsch, das weißt du doch längst.« Suchend sah sie sich um.
    Frank sprang auf, um ihr einen Stuhl freizuräumen.
    Jasmin Köllges wehrte ab und wies mit dem Kinn auf ihr bis zum Oberschenkel eingegipstes Bein. »Schon gut. Ich brauch nur einen Platz zum Anlehnen. Sitzen ist im Augenblick nicht so gut.«
    Frank musste sich ein Grinsen verkneifen. »Das tut mir leid, Jasmin. Wie lange wird der Gips dranbleiben müssen?«
    »Brauchst gar nicht so ein bescheuertes Gesicht zu machen und Mitleid zu heucheln.« Sie sah von Frank zu Schrievers, in dessen Gesicht es ebenfalls verdächtig zuckte. »Vier Wochen, mindestens.«
    »Und was machst du dann hier?« Frank hatte sich wieder im Griff.
    »Dienst.«
    »Bist du nicht krankgeschrieben?«
    »Ich muss doch nicht das Bett hüten, da kann ich ja auch ermitteln.«
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass der PP das toleriert?« Schrievers runzelte die Stirn.
    »Ich habe schon mit Frau Gruyters gesprochen. Das geht klar.«
    »Und? Was willst du tun? Im Stehen Akten sortieren?« Frank warf Schrievers einen verschwörerischen Blick zu.
    »Ich werde weiter im Fall Theissen ermitteln. Das hatten wir doch schon besprochen.«
    »Ja, aber da hattest du noch kein gebrochenes Bein.«
    Jasmin Köllges stieß eine Krücke heftig auf den Boden. »Das ist meine Idee, und ich werde sie auch umsetzen.«
    Schrievers verstand kein Wort, trotzdem versuchte er zu vermitteln. »Du kennst doch den Spruch: Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Werde erst mal gesund. Danach kannst du wieder voll einsteigen.«
    »Spar dir deine Weisheiten, Schrievers«, schnaubte die junge Polizeibeamtin. »Ich zieh die Sache jetzt durch.«
    Jasmin drehte sich vorsichtig um. »Ich melde mich, sobald ich was rausbekommen habe.«
    Ganz schön forsch, die Kollegin, dachte Schrievers und wollte sie zurückhalten. Doch Frank winkte ab. »Lass sie. Ich rede mit dem PP .«
    »Sie ist dann nicht mal versichert. Laumen macht ihr die Hölle heiß.«
    »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.« Mit einem lauten Knall warf Jasmin Köllges die Tür hinter sich zu.
    Frank horchte auf das sich langsam entfernende Klacken der Krücken und wandte sich dann achselzuckend dem Archivar zu. »Was soll ich machen?«
    »Du leitest die MK . Du wirst schon wissen, was zu tun ist.«
    »Jasmin will den Busbahnhof am Hauptbahnhof beobachten. Dort kommen regelmäßig Busse aus Polen an. Sie meint, dass auch über diesen Weg Illegale nach Deutschland kommen. Sie fahren aus Weißrussland oder Moldawien nach Polen und steigen dann zum Beispiel in Warschau um.«
    »Und du meinst, das bringt was?« Schrievers war skeptisch.
    »Es kann zumindest nicht schaden, ein Auge auf die Szene zu werfen. Und Jasmin hat ja recht, warum soll sie zu Hause vor lauter Langeweile die Muster ihrer Tapeten auswendig lernen? Du weißt, wie dünn unsere Personaldecke ist.«
    »Dünn ist gar kein Ausdruck.« Schrievers fuhr sich über seinen Bauch und zog seine Strickjacke zurecht.
    »Und daran wird sich so schnell nichts ändern.«
    »Woran?« Schrievers sah Frank herausfordernd an.
    »An der dünnen Personaldecke natürlich.«
    »Ja, was solltest du denn sonst gemeint haben, Borsch. Ich meine, dein Blick war eindeutig.«
    »Bist du jetzt auch auf Krawall gebürstet, oder was?«
    »Ich habe nur eine einfache Frage gestellt.« Heinz-Jürgen Schrievers fixierte Frank.
    »Ich habe das Gefühl, seit du etwas gegen deine Pfunde tust, wirst du immer dünnhäutiger.«
    Der Archivar machte ein missmutiges Gesicht. »Ach, Frank. Das hat meine Gertrud auch schon gesagt. Ich sei längst nicht mehr ihr kleiner Dicker. Ich würde ständig rumnörgeln. Ich weiß ja auch nicht. Vielleicht fehlt meinem Körper ganz einfach die gewohnte Nervennahrung.«
    »Das kann ich gut verstehen, Heini, äh, ich meine natürlich, Heinz-Jürgen.«
    Schrievers winkte müde ab. »Ich weiß ja, dass ich abspecken und mich gesünder ernähren muss. Aber wenn man wenig Fortschritte sieht, wie im Augenblick, dann wächst der Frust und der Heißhunger auch.«
    Gut, dass Schrievers sein »Heini« überhört zu haben schien. Unter anderen Umständen wäre der Archivar über die ungeliebte Verkürzung seines Vornamens ausgerastet. »Aber du machst doch Fortschritte. Das kann man sehen.«
    »Findest du?« Schrievers sah an sich herab.
    »Deutlich. Jetzt nur nicht nachlassen.«
    »Das meint mein

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