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Totentaenze

Totentaenze

Titel: Totentaenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian , Krystyna Kuhn , Manuela Martini , Susanne Mischke
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herein. Sie wirkte blass, tat aber so, als sei nichts gewesen, und ich wusste sofort, dass ich sie jetzt gar nicht erst auf das anzusprechen brauchte, was ich gerade gehört hatte. »Gibt nur Apfelschorle«, sagte sie. Ich nahm einen großen Schluck. Die Flüssigkeit tat gut, die Luft im Zimmer war zum Ersticken und meine Gedanken rasten wirr durcheinander. Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander.
    »Habt ihr schon mal daran gedacht, jemanden umzubringen?« Die Frage kam völlig unvermittelt und in einem absolut neutralen Ton.
    Vanessa grinste: »Klar, jeden Tag. Zum Beispiel den Plate. Wer würde den nicht mit Freuden um die Ecke bringen?«
    Klara nickte nachdenklich und meinte: »Die Frage ist nur: Würdest du es tatsächlich fertigbringen, wenn du die Gelegenheit dazu hättest?« Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie ernsthaft über dieses Problem nachdachte. Mir war unwohl. Auch Vanessa hatte aufgehört zu grinsen, sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Angenommen, der Plate schikaniert dich weiterhin so wie in den letzten Tagen …«
    Tatsächlich hatte sich Vanessa mit ihrem heldenhaften Auftritt keinen Gefallen getan, wie abzusehen gewesen war. Seitdem verging keine Stunde, in der Plate sie nicht mehrmals aufrief, und wehe, sie konnte die Aufgabe nicht lösen. Ebenso verfuhr er mit Klara, die aber im Gegensatz zu Vanessa selten um eine Antwort verlegen war.
    »Der kann mich zwar mündlich fertigmachen, aber im Schriftlichen werde ich dieses Mal bestimmt eine Drei schaffen, nicht wahr, Carolin?«, lenkte Vanessa ab.
    Ich nickte zuversichtlich. Die Plate-Geschichte hatte zur Folge, dass Vanessa und ich nun fast jeden Tag zusammen Mathe büffelten, sie hatte sich schon stark verbessert.
    »Und du?«, wandte sich Klara an mich.
    »Plate ist zwar ein Arsch, aber ein Mord – ich bitte dich!«
    »Plate war nur ein Beispiel. Die Frage war, ob du generell jemanden umbringen könntest?«
    »Immerhin hat sie schon eine Taube auf dem Gewissen!«, witzelte Vanessa. Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. Die Sache mit der Taube war nicht gerade etwas, an das ich gerne zurückdachte, obwohl es mir Klaras Anerkennung eingebracht hatte. Auch der Diebstahl in der Boutique war nichts, worauf ich sonderlich stolz war. Was sollten diese seltsamen Fragen? Ich schüttelte den Kopf. »Unsinn!«
    »Wieso Unsinn?« Stahlhart traf mich Klaras Blick.
    »Wen sollte ich denn umbringen wollen? Und warum?«
    »Vielleicht einen Tierquäler oder einen Kinderschänder«, schlug Vanessa vor.
    »Es gibt viele Gründe, warum Menschen töten«, meinte Klara. »Denkt nur an Krieg. Da wird man sogar zum Töten gezwungen.«
    »Das ist doch was anderes«, widersprach ich. »Außerdem würde ich den Kriegsdienst verweigern, wenn ich ein Junge wäre.«
    »Was ist mit Selbstverteidigung? Wenn dich jemand bedroht. Dich oder deine Familie?«, insistierte Klara.
    »Wer sollte uns denn bedrohen?«
    »Einbrecher, Mörder, Vergewaltiger, Psychopathen …«, zählte Klara auf.
    »Für solche Fälle gibt es noch immer die Polizei.«
    »Und wenn die nicht rechtzeitig da ist?«, fragte Klara.
    »Dann sprechen wir von Notwehr«, erklärte ich – aus mir sprach nun die Tochter eines Anwalts. Dennoch, mir gefiel diese Unterhaltung ganz und gar nicht und ich fragte Klara: »Was soll überhaupt diese Frage?«
    »Nichts, nur so«, sagte sie beiläufig und fügte hinzu: »Denkt ihr nie über solche Dinge nach?«
    »Nein«, sagte ich und konnte mir nicht verkneifen, nun meinerseits zu fragen: »Wieso denkst du darüber nach? Hast du jemanden umgebracht?«
    »Und wenn’s so wäre?«, fragte Klara, aber dann lächelte sie und schüttelte den Kopf, was mich grenzenlos erleichterte. Dann sagte sie: »Nein, bis jetzt noch nicht.«
    »Was bedeutet noch nicht?« Meine Stimme klang heiser. Obwohl die Temperatur im Zimmer mehr als warm war, fror ich.
    »Ja, was soll denn das jetzt heißen?«, fragte nun auch Vanessa mit leiser Ungeduld in der Stimme.
    »Könnt ihr ein Geheimnis für euch behalten?«
    Wir nickten.
    »Ich meine, es ist nicht so ein Kleinmädchengeheimnis. Es ist was Ernstes. Es geht um Leben und Tod.«
    »Sicher«, sagte ich, zutiefst irritiert, aber gleichzeitig hell entflammt vor Neugierde. Ein Geheimnis. Natürlich! Etwas Geheimnisvolles hatte Klara von Anfang an ausgestrahlt, hatte ich das nicht sofort gespürt? Das war wohl auch der Grund, warum sie auf uns alle so anziehend wirkte. Würden wir jetzt erfahren, worüber Klara vorhin mit ihrer

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