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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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der vietnamesischen Truppen in Laos stationiert gewesen. Es war dieselbe Einheit, die Oberst Ha Hung befehligt hatte. Siri befand, es könne nicht schaden, ihr einen kleinen Besuch abzustatten.
    Er genoss die Fahrt. Während der Rest des Landes verdorrte, fiel im Nordosten nach wie vor ausreichend Regen zur Bewässerung der Felder an den Hängen. In der gleißenden Vormittagssonne lagen sie da wie zu spitzen Pyramiden aufgetürmte Spiegelscherben. Kleine Mädchen, die eben im Dorfteich gebadet hatten und noch zu jung waren, um Scham zu empfinden, marschierten nackt am staubigen Straßenrand entlang und trugen ihre Sarongs als Hüte. Er wurde von einem Lastwagen überholt, der kleine Schweine in leichten Käfigen aus Rohrgeflecht zum Schlachthof transportierte. Ihre Knopfaugen schwammen in Tränen.
    Rechts und links reihte sich ein liebevoll gepflegtes Reisfeld an das andere. Große Löffelblüten und Juckfrüchte schmückten die Hecken. Er kam vorbei an einem Tempel, dessen Portal mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Stammesleute aus den umliegenden Hügeln trugen Körbe voller Zweige auf dem Rücken, die an Riemen baumelten, die sie sich um die Stirn geschlungen hatten. Mit Schellen behängte Ponys kündigten niemand Bestimmtem ihr Kommen an. Irgendwo im Nirgendwo schulterte ein
junger Mann eine Gitarre. Die Büffel, an denen Siri vorbeikam, hoben ohne Ausnahme den Kopf und hörten auf zu kauen, um den Doktor vorüberfahren zu sehen. Der beschauliche Friede ringsumher wärmte ihm das Herz. Er lächelte fröhlich in sich hinein, und seine Schultern zuckten im Takt einer unhörbaren Disconummer.
    Nach einer Weile kam er auf eine frisch asphaltierte Straße, die an einem Fluss urplötzlich endete. Etwa fünf Meter weiter rechts befand sich eine Brücke. Um dorthin zu gelangen, musste er ein Stück querfeldein fahren. Am anderen Ufer führte ein schmaler Feldweg von der Brücke zurück zur Straße. Da die Brücke stabil und die Straße eben und schnurgerade war, machte diese Unstimmigkeit ihn stutzig. Er stieg aus und fragte den Besitzer der erstbesten Hütte, der ihm erklärte, dass in der Provinz Houaphan die Sowjets für den Brückenbau zuständig seien. Die Straßen wiederum waren Sache der Vietnamesen. Die beiden konnten sich nicht riechen. Die Vietnamesen waren nicht die schnellsten Straßenbauer, die Russen hingegen hatten ihre Brücken zum vertraglich vereinbarten Zeitpunkt fertig. Wurden die Straßen lediglich ausgebaut, war das in der Regel kein Problem. Wenn die vietnamesischen Ingenieure beim Bau einer neuen Straße jedoch auf einen Fluss stießen, mussten sie bisweilen feststellen, dass sie die sowjetische Brücke um ein paar Meter verfehlt hatten. Die Vietnamesen weigerten sich, die Straße zu verlegen; die Russen hatten nicht die Absicht, die Brücke zu verschieben. Oder um es mit den weisen Worten Civilais zu sagen: »Dem Mönch steht es nicht zu, ein Almosen zurückzugeben, auch wenn es ihm nicht gefällt.«
    Die vietnamesische Infanterie-Einheit hatte auf Schilder und Wegweiser verzichtet, und so war es bereits Nachmittag,
als Siri den Stützpunkt schließlich erreichte. Der laotische Wächter an der Abzweigung schwor beim Grab seiner Großmutter, dass sich am Ende des von ihm bewachten Feldwegs nichts als Bäume befanden. Da die Zentralkommandantur in Xam Neua Siri sowohl die Nummer der Einheit als auch die exakte Kilometermarke übermittelt hatte, ignorierte er den Mann und dessen geschultertes Gewehr und bog in den Feldweg ein. Wer sollte schon einen alten Arzt erschießen, weil der in ein Armeelager einzudringen versuchte?
    Nach etwa anderthalb Kilometern fand er das Camp: eine wohlgeordnete Ansammlung von Zelten, die eindeutig mehr als eine Einheit beherbergten. An einer rotweiß gewandeten Schranke stoppte ihn ein uniformierter Wachposten. Der Soldat verlangte mit scharfer Stimme Siris Ausweis und bellte die Personalien des Doktors in sein Walkie-Talkie. Während er wartete, ließ Siri den Blick über das Lager schweifen: ausländische Truppen in seiner geliebten Heimat. Er war empört. Der Krieg war vorbei, gewonnen. Was also suchten die Vietnamesen noch hier? Er hatte seine Ausbildung in Vietnam absolviert und jahrzehntelang dort praktiziert. Zugegeben, Laos hatte eine Dankesschuld zu begleichen. Ohne die Hilfe der Vietnamesen hätten sie weder die Royalisten besiegt, noch wären die jetzigen Machthaber an der Regierung. Aber irgendwann musste Schluss sein!
    Über Funk kam Antwort. Der

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