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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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schön. Das Mädchen war eine Zeitlang schwer krank. Sehr schwer krank. Irgendein Frauenleiden, wenn mich nicht alles täuscht. Sie lag fast zwei Monate im Krankenhaus. Ein vietnamesischer Arzt operierte sie. Ausländische Ärzte ließ der Oberst nicht in ihre N- … Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht beleidigen, Doktor.«
    »Schon gut. Man hat schließlich nicht alle Tage das Vergnügen, im eigenen Land als Ausländer bezeichnet zu werden. Dann lag sie also im Krankenhaus bei Kilometer 8?«
    »Genau. Und sie kam durch, zur großen Erleichterung ihrer Eltern. Aber bevor die Rekonsalves-, Rekonlasze- …
bevor sie sich nicht vollständig erholt hatte, konnte sie nicht entlassen werden. Und während sie so da oben in den Höhlen lag – und hier kommen die Gerüchte ins Spiel -, freundete sie sich mit einem der Pfleger an. Kubaner. Keine Ahnung, ob er es ihr schon im Krankenhaus besorgt hat oder …«
    Zu seiner eigenen Verwunderung stürzte Siri sich quer über den Tisch auf den Oberstabsfeldwebel. Tassen und Teller flogen nach allen Seiten. Er schien dem alten Mann einen Kinnhaken versetzen zu wollen. Die beiden Soldaten sprangen auf und sahen den Doktor entsetzt an. Siri war nicht minder erstaunt als sie.
    »Es … es tut mir schrecklich leid«, sagte er und suchte krampfhaft nach einer Erklärung. »Ich … ich habe diesen nervösen Tick. Da kann so etwas schon mal vorkommen. Ich bitte vielmals um Verzeihung.« Er klaubte die Bakelittassen vom Fußboden.
    Der Oberstabsfeldwebel lachte. »Nichts für ungut. Aber Sie haben mir einen höllischen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, Sie wären prüde oder so.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Vo.
    »Alles bestens«, versicherte Siri und faltete die Hände im Schoß. Odon musste gebändigt werden. »Bitte fahren Sie fort, Herr Oberstabsfeldwebel.«
    »Gut. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Sie, äh, treibt es also mit dem Pfleger, und der Junge denkt wahrscheinlich, er ist im Himmel und hört die Englein singen. Er lernt eine hübsche kleine Vietnamesin kennen, und weil er weiß, dass es auf der ganzen Welt keine fügsameren Frauen gibt, will er sie natürlich haben. Also marschiert er geradewegs zum Oberst – der Bursche hatte anscheinend Eier wie Kokosnüsse in der Hose – und bittet ihn um die
Erlaubnis, seine Tochter auszuführen. Der Oberst traute seinen Ohren nicht.«
    »Warum? Das war doch sehr anständig von dem jungen Mann.«
    »Warum? Das kann ich Ihnen sagen, Doktor. Weil dieser Pfleger schwarz war. Schwarz wie das Arschloch eines Affen« – Siri haderte mit seinen Händen -, »schwarz wie …«
    »Schon gut. Ich habe verstanden. Er war schwarz.«
    »Sie wissen ja, wie das ist. Einer von diesen Schönwetterkommunisten aus der Karibik. Die überall da zu finden sind, wo es was zu holen gibt. Jedenfalls lachte der Oberst dem Knaben ins Gesicht. Aber der Bimbo blieb einfach sitzen. Der Oberst zeigte ihm die Tür, aber der Bimbo rührte sich nicht vom Fleck. Also ließ der Oberst ihn die Bambusrute schmecken. Aber es half alles nichts. Der Mistkerl wollte sich ums Verrecken nicht verpissen. Am Ende brauchte es ein Dutzend Männer mit Knüppeln.«
    Giap und seine Geschichte wurden Siri von Minute zu Minute unsympathischer. »Und dann?«
    Giap zögerte. »Damit hatte es sich. Das Mädchen wurde aus den Höhlen in ein Krankenhaus verlegt, wo es keine Pfleger, sondern nur Schwestern gab, und ihr keiner an die Wäsche ging, während sie bewusstlos war. Soviel ich weiß, wurde sie wieder gesund.«
    »Und sie hat den Kubaner nie wiedergesehen?«
    »Das glaube ich kaum. Sonst wäre er jetzt tot.«
    Siri fragte sich, ob er das nicht längst war. »Wie haben sich die beiden verständigt?«
    »Was?«
    »Der Pfleger und das Mädchen. In welcher Sprache haben sie sich unterhalten?«
    »Keine Ahnung, Doktor. Aber die Kleine war nicht auf
den Kopf gefallen. Sie konnte Russisch, so viel steht fest. Und wer weiß, vielleicht sprach sie sogar Afrikanisch.«
    Das Gespräch dauerte eine weitere halbe Stunde, doch viel mehr hatte der Oberstabsfeldwebel nicht mitzuteilen. Vor allem wusste er nicht, was nach dem Tod des Obersts aus dessen Frau und Tochter geworden war. Siri stellte ihm noch eine Reihe ebenso banaler wie unnötiger Fragen und wartete darauf, dass Vo das Interesse verlor. Doch Vo ließ sie nur ein einziges Mal kurz allein, um die Latrine aufzusuchen. Da schlug Siri zu.
    »Hören Sie, Bruder. Ich verspreche Ihnen, dass Ihre Vorgesetzten kein Wort davon

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