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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Innenleben hatte er bereits einer genauen Überprüfung unterzogen,
ohne Erfolg. Er schloss die Türen und inspizierte die Vorderseite im Schein seiner Lampe. Nichts. Auch die rechte Seite ließ nichts Ungewöhnliches erkennen. Er wollte eben auf die linke Seite wechseln, als er plötzlich auf etwas trat und ins Straucheln geriet; fast wäre er gestürzt. Das Etwas stieß mit einem Klingeln gegen die Wand und rollte zurück in seine Richtung. Es dauerte eine Weile, bis er sich von dem Schreck erholt hatte und wieder einigermaßen Luft bekam.
    Er richtete seine Taschenlampe auf den Boden. Und sah, worauf er ausgerutscht war. Der Fußboden war mit Kugellagern übersät, wie sie in Lastwagen- oder Traktorrädern zum Einsatz kamen. Sie lagen zu Hunderten auf dem Fußboden verstreut. Bei seinem letzten Besuch hatte er sie nicht bemerkt. Aber damals war er ja auch nicht um den Schrank herumgegangen. Als er sie sah, wusste er sofort, wozu sie dienten. Die Idee war einfach, aber genial. Und stammte vermutlich von demselben kreativen Geist, der auch die täuschend echte Türattrappe ersonnen hatte. Er ging zur rechten Schrankseite zurück und schob. Es erforderte keinen allzu großen Kraftaufwand. Dank der Kugellager glitt der massive Holzschrank majestätisch beiseite wie auf Eis.
    Siri trat zurück und bewunderte seine Entdeckung. In der Höhlenwand hatte sich eine etwa mannsgroße Öffnung aufgetan. Das Herz pochte ihm bis zum Hals. Es war, als habe er in einer antiken Pyramide die geheime Grabkammer des Pharaos entdeckt. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Durchgang. Er hatte ihn gefunden. Vor ihm lag der Tempel der Kubaner – eine kleine Kammer, kaum größer als ein Luftschutzraum. Hier befanden sich ihr Opferaltar, ihr Kessel und die dazugehörigen
Utensilien. Ihn befiel eine düstere Ahnung. Von hier aus praktizierten sie ihre schwarze Magie, da gab es für ihn kaum einen Zweifel.
    Er holte den weißen Talisman hervor und ließ ihn offen auf seine Hemdbrust baumeln. Er holte tief Luft, dann kletterte er durch die Öffnung, um sich den Tempel aus der Nähe anzusehen. Im Innern stieß er auf zwei weitere Strohmatten, von besserer Qualität als die Lagerstatt im vorderen Zimmer, eine davon mit einem fleckigen Tuch bezogen. Töpfe und Tiegel mit geheimnisvollen Pulvern und Pasten. In einer Ecke stapelten sich Bonbons aus karamellisiertem Opiumsaft. In dieser Form bewahrte die Droge ihre Wirkung über Jahre. Er bemerkte den unverkennbaren Geruch von getrocknetem Blut und trat vor den Opferaltar. Er war recht breit, in jedem Falle breit genug für einen Menschen. Dahinter standen Fotografien, doch als er die Hand ausstreckte, um sie zu berühren, begann der Talisman auf seiner Brust zu zittern.
    Er fragte sich, welche Dämonen die beiden hier herbeigerufen, welch böse Geister sie zum Leben erweckt hatten. Er spürte, dass dort oben, im Schatten des kühlen Felsens etwas lauerte. Etwas Unsichtbares, das auch seine Taschenlampe nicht an den Tag zu bringen vermochte. Sein Instinkt riet ihm, den Rückweg anzutreten. Jetzt wusste er, dass ein finsterer kubanischer Geist in seinem Körper wohnte, und das machte ihn empfänglich, angreifbar. Obgleich leise Panik ihn beschlich, zwang er sich, die Hand noch einmal nach den Fotos auszustrecken, die mit Klebeband hinter dem Altar befestigt waren. Als er sie abriss, schienen die Felsen ringsum schrille Schreie auszustoßen.
    Er wandte sich eilig zum Gehen und stürzte durch die Öffnung. Auf der anderen Seite blieb er nach Atem ringend
liegen. In Gefahrensituationen versagte die Lunge ihm den Dienst. Wieder einmal hatte er den Rat des Schamanen missachtet: »Du darfst den Geist Yeh Mings unter keinen Umständen in Gefahr bringen. Du musst dich und deinen Urahn schützen, koste es, was es wolle.«
    Siri fragte sich, welcher Charakterschwäche er seinen Hang zum Risiko verdankte. Er war tief enttäuscht von sich. Als er sich halbwegs beruhigt hatte, rollte er den Schrank wieder vor den Eingang der geheimen Kammer, lehnte sich gegen die Tür und richtete seine Lampe auf die Fotos. Eins war kaum größer als ein Passbild. Es zeigte einen gutaussehenden Schwarzen in hölzerner Studiopose. Das andere Foto war größer, etwa fünfzehn mal zwanzig Zentimeter. Es war ebenfalls ein Atelierporträt. Das Mädchen – bei dem es sich zweifellos um Hong Lan, die Tochter des Obersts, handelte – richtete den Blick auf einen Punkt über der linken Schulter des Fotografen. Sie war eine

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