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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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zu haben.
    Die Situation blieb offensichtlich auf keinen von uns ohne Wirkung. Norei, flankiert von dem Einhorn und dem sprechenden Wolf, hielt sich dicht hinter mir. Danach folgten Guxx und Brax, letzterer immer bereit, jederzeit auf seine Trommel einzuhämmern. Hinter ihnen schlichen die Sieben Anderen Zwerge, und Hubert, auf dessen bläulichpurpurnem, schuppenbedeckten Rücken Alea thronte, bildete die Nachhut.
    Als wir unseren Marsch in den Nebel begonnen hatten, war unsere Formation noch recht entzerrt gewesen, doch nun schienen die letzten auf den Rücken der ersten zu hocken, so daß wir alle dichtgepackt dahinschlichen, jederzeit in Gefahr, einander böse auf die Füße zu treten. Vielleicht hatte sich diese Formationsverdichtung auch nur ergeben, weil die Kämpfer der vordersten Front ihre Schritte immer mehr verlangsamt hatten. Oder die Nachhut hatte, ihr Tempo beschleunigt, um den Anschluß in diesem unwirtlichen Gelände nicht zu verlieren und die neblig-klammen Scheinfüßchen abzuschütteln, die sich um ihre Fersen zu schlingen drohten…
    »… Wuntvor…«
    Mein nächster Schritt voran fiel noch kürzer aus als die vorigen. Was wollte dieser Nebel nur von mir?
    »… so ist’s brav…«
    »… jetzt – fast…«
    »… nur noch einen winzigen Schritt…«
    »… und ewige Ruhe umfängt dich…«
    In der Tat, dachte ich. Doch aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund konnte ich noch nicht einmal diese drei Worte über meine Lippen bringen. Eigentlich konnte ich mich zu nichts bringen. Irgendwie hatten sich meine Schritte so weit verlangsamt, daß ich Schwierigkeiten hatte, überhaupt einen Fuß vor den anderen zu setzen. Was stimmte hier nicht?
    Ich wandte mich nach hinten, um mich mit meinen Gefährten auszutauschen. Auch sie hatten alle damit aufgehört, vorwärts zu schreiten. Alle starrten sie nach vorne in den Nebel. Hubert blinzelte im Zeitlupentempo. Ich sah in einer Westentasche nach: Der Schuhbert hatte sich dort zusammengekauert, die Hände schützend über seiner kleinen Mütze gefaltet, als hätte er vor, nie wieder aus seiner Schlafkoje ans Tageslicht zu klettern.
    »Verda…«, setzte Hendrek an, doch konnte er das allseits bekannte Wort nicht beenden.
    Etwas Fürchterliches ereignete sich.
    »… Wuntvor…«, rief der Nebel nicht zum erstenmal.
    »… es ist so schnell vorüber…«
    »… und so endgültig…«
    Ohne die gewohnte Verve sangen die Sieben Anderen Zwerge:
     
Hey, holls, hey, holls,
Was soll’s?
     
    Und dann begannen sie alle sieben zu schnarchen.
    In der Tat, dachte ich bei mir. Was soll’s? Der Nebel hüllte uns ein. Es war nur eine Sache von Minuten, bis er uns ganz und gar unter sich begraben haben würde. Und es war einfacher so. Was soll’s.
    Norei kämpfte darum, ihre Augen offenzuhalten, als drohe sie jeden Augenblick in Schlaf zu fallen. »O nein«, keuchte sie und unterdrückte mit Mühe ein herzhaftes Gähnen. »Siehst du denn nicht, Wunt…« Ihre Lider sanken zu, und sie schlief.
    »Norei?« Ich blieb zwar vorerst wach, konnte meine Gedanken jedoch nicht zu einer sinnvollen Frage formen.
    Und doch hatte meine Geliebte versucht, mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Ich beobachtete, wie die Ausläufer des Nebels ihre Fersen umspielten.
    Der Nebel! Es war der Nebel, der diese Wirkung auf uns zeitigte! Das hatte Norei mir sagen wollen! Diese graue Masse um uns war mehr als ein physikalisches Phänomen. Sie drang in unsere Emotionen ein, erstickte unseren Widerstandswillen, unsere Kraft.
    Nun gut, auf mich würde es nicht wirken! Was soll’s, hatte ich einen Augenblick zuvor noch schicksalsergeben unter dem Einfluß des Nebels gedacht. Doch ich mußte mich aufraffen, gleich, was die amorphe Dunstmasse mir zu suggerieren versuchte. Das Leben meines Meisters hing davon ab! Und die meiner Gefährten ebenso. Tod würde noch einmal einen Zahn zulegen müssen, um Wuntvor, den Ewigen Lehrling, unter seine Knute zu zwingen! Nicht einmal etwas so Heimtückisches wie ein magischer Nebel vermochte mich zu besiegen!
    Oder etwa doch?
    Ich blinzelte, eine Bewegung, die all meine Konzentration zu verlangen schien. Ich wußte zwar, was uns behelligte, aber ich wußte auch, daß ich keine Kraftreserven mehr besaß, um dagegen anzukämpfen. Ich hatte meine letzten Energien in einem Ausbruch von Widerstandsgeist verbraucht, der mich als eine ausgebrannte Hülle zurückgelassen hatte, eine Hülle, in der nur noch die lethargischen Todesergebenheit wohnte. Zudem sah es so aus, als

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