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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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sich Grobi. »Sie hat Tonnen von diesem Zeug. Behauptet, sie würde es für ihre Märchen brauchen.«
    »Ich hoffe nur, daß die Kugel in Ordnung ist«, seufzte Schleimi demütig. »Es war so schwer, etwas Geeignetes auszuwählen. Du hattest ja bereits ein magisches Schwert und jede Menge verzauberter Gegenstände. Ich meine – was soll man einem Lehrling schenken, der schon alles hat?«
    »In der Tat«, erwiderte ich herzlich. »Wie funktioniert sie?«
    Schleimi schlug sich mehrere Male mit ineinander verschränkten Händen vor die Stirn. »O je, wie konnte ich nur so nichtswürdig und vergeßlich sein! Es gibt natürlich einen Vers, der die Kugel aktiviert.« Er zog zerknittertes Stück Pergament aus seiner Tasche und reichte es mir.
    »Die Anrufung«, las ich daraus. »Lese zügig und mit lauter Stimme vor:
     
Kluge kleine Kristallkugel,
Kommst zu keinem Kostverächter.
Kannst nicht klettern, kannst nicht klagen,
Kennst der Zukunft krause Kreise. –«
     
    »Der Sinn dürfte wohl jedem klar sein«, bemerkte Schleimi. »Du mußt nur die Anrufung vorlesen, und die Kristallkugel zeigt dir, was immer du willst. Nichts könnte einfacher sein. Und wenn du erst einmal ein bißchen geübt hast, kannst du bald jeden und alles sehen, was du wünschst.«
    »In der Tat?« fragte ich leicht irritiert. »Auch meinen Meister?«
    »Hoppla!« unterbrach der Riese mich von oben.
    Jegliche Unterhaltung erstarb, dachten wir doch alle daran, was beim letztenmal, als Richard ›hoppla‹ gesagt hatte, passiert war.
    »Was ist los?« schrie ich gen Himmel.
    Der Riese scharrte mit dem Fuß über den Boden. Der einzige Baum, der alle bisherigen Katastrophen überlebt hatte, zersplitterte in handliches Feuerholz.
    »Ich würde gerne um einen Gefallen bitten«, bemerkte er bescheiden.
    »In der Tat«, entgegnete ich. »Wenn es in meiner Macht steht, werde ich ihn dir gewähren.«
    Der Riese lächelte. »Gut. Was soll ich als nächstes tun?«
    »Bitte?« fragte ich nach, denn ich hatte nicht ganz verstanden, worauf die Frage abzielte.
    »Nun, also ich habe dir doch über Mutter Ducks Sucht, alles – einschließlich mir – unter ihre Kontrolle zu bekommen, erzählt.«
    »In der Tat?«
    Richard schüttelte unglücklich sein Haupt. »Ich habe mich zu sehr dran gewöhnt. Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, weiß ich gar nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.«
    Die Sieben Anderen Zwerge nickten verständnisinnig.
    »Wir wissen genau, was du meinst!« rief Schleimi aus. »Nun, da Mutter Duck uns verlassen hat, haben wir alle Freiheit der Welt. Aber was sollen wir nur mit dieser Freiheit anstellen?«
    »Oh, wow«, bemerkte Glubschi.
    »Wir könnten eine Reise machen«, schlug Krani vor. »Vielleicht würde ein anderes Klima meiner Gesundheit zuträglicher sein.«
    »Irgendwohin, wo es angenehmere Zeitgenossen gibt«, sagte Schnuti.
    »Sich von hinten an Leute ranschleichen und dann einen Höllenlärm veranstalten!« So also sah Lärmis Freizeitplanung aus.
    »Wie wäre es denn, wenn wir uns der Suche nach neuen und interessanten Dingen widmen würden, die wir dann fallenlassen können?« fragte Grobi.
    »Siehst du«, schaltete Schleimi sich ein, »wie schwer es ist, einen gemeinsamen Nenner zu finden?«
    »Hoppla«, stimmte Richard ihm zu. »Aber du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Was soll ich tun? Was ist meine Aufgabe in der Geschichte? Wer bin ich, und woher komme ich? Ich brauche jemanden, der mir sagt, wo es langgeht. Ich brauche jemand, der mich motiviert.«
    »In der Tat«, murmelte ich. »Das ist ein nicht zu unterschätzendes Problem.«
    »Genau«, meinte der Riese. »Der freie Wille kann einem ganz schön angst machen.«
    »Dürfte ich vielleicht noch einmal das Thema Varieté in die Diskussion einwerfen?« bemerkte Hubert. »Der freie Wille spielt dabei sozusagen keine Rolle.«
    »Aber es gibt eine Menge Tanz«, meldete sich Alea zu Wort.
    »Tanz?« Mißtrauisch blickte Richard auf seine Füße.
    »Und ein wenig steppen!« fügte Hubert rasch hinzu.
    »Steppen?« Richard klang interessiert. »Das wäre vielleicht ganz nett. Das Leben wird mit der Zeit ziemlich öde, wenn man immer nur ›Zeit für Mutter Ducks Backöfen‹ zu sagen hat. Dieses permanente Drohklischee schränkt meine Persönlichkeit in unerträglicher Weise ein.«
    Mir schien es, als erwarte man einen Beitrag von meiner Seite zu dieser Imagediskussion. Auch mir wollte scheinen, daß es neben dem Varieté noch andere Lebensperspektiven geben

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