Totentanz im Monsterland
Unfufadoo, rennender Dämon‹ deklamierte.
»Du entschuldigst uns sicherlich, aber wir fliegen schon mal ein Stückchen vor«, rief mir Hubert über seine flappenden Flügel hinweg zu. »Der Fluchtweg da unten scheint ein wenig überbevölkert zu sein.«
»Wir treffen dich dort vorne«, fügte Alea noch hinzu, »in den Mittleren Königreichen. Unseren Vorsprung werden wir nutzen, um ein paar neue Songs einzustudieren, mit denen wir euch dann bei eurer Ankunft überraschen können.«
»Wartet auf den unverzichtbaren Wolf!« rief eine Stimme aus einiger Entfernung. Und, noch etwas weiter weg, konnte ich wieder andere Stimmen ausmachen:
Hi hurz, hi hurz,
Uns’re Beine sind zu kurz.
Schwächer als die Zwergenstimmen sogar drang ein atemloses Eepen an mein Ohr. Es hörte sich an, als wäre mein Frettchen, nachdem es sich überanstrengt hatte, uns von Mutter Ducks Ankunft in Kenntnis zu setzen, nun zu erschöpft, um schneller zu flüchten.
Ich klopfte mit meiner freien Hand auf meine Westentasche.
»Tap!« keuchte ich. »Zeit für Schuhbert-Power!«
»Jetzt?« Der Winzling klammerte sich an die obere Kante meiner Tasche und zog sich hoch. »Bist du sicher?«
Tap sah gar nicht gut aus. Er schien zu zittern – oder durch meine Laufschritte auf üble Weise auf und ab geschüttelt zu werden. Auch hatte er für einen Schuhbert entschieden die falsche Gesichtsfarbe, ein viel zu kräftiges Grün nämlich. Natürlich mochte auch dieser Teintwechsel meinem läuferischen Können zuzuschreiben sein. Besorgt betrachtete ich den kleinen Mann. Offensichtlich hatte unsere letzte Auseinandersetzung mit Tod in Verbindung mit unserer augenblicklichen Transportart diesen Effekt auf seine Gesundheit gezeitigt.
»Gib’s ihm!« ließ sich Snarks vernehmen, der dem Unglücklichen ein schadenfrohes kleines Lächeln schenkte. »Was allerdings mich persönlich angeht, so ist es nie Zeit für Schuhbert-Power.«
»Was? Huh?« Tap richtete sich zu voller Größe auf, wobei sein Köpfchen mindestens drei Zentimeter über meinen Taschenrand hinauslugte. »Nein. Seine Schuhbertschaft würde mich nie wieder aufnehmen, wenn ich so denken würde.« Er holte einmal tief Atem. »Ein Schuhbert muß immer dynamisch, immer wachsam und immer bereit sein, Schuhe herzustellen. Das ist Teil unseres Schuhbert-Credos. Wo genau ist Schuhbert-Power vonnöten? Ich bin bereit!«
»Wie edel!« bemerkte Norei mit einem wundervollen Lächeln.
»Verdammnis!« grummelte Hendrek. »Was für eine Selbstaufopferung!«
»Wie ekelhaft!« sagte Snarks.
Ich ignorierte alle Bemerkungen, während ich dem Schuhbert rasch meinen Plan unterbreitete. Es ging um unsere Gefährten, die weit zurückgeblieben waren und jeden Augenblick von Mutter Duck eingeholt und unterjocht zu werden drohten. Und es gab nur einen Weg, sie zu retten: durch Schuhbertsche Transportmagie.
»Eine schwierige Aufgabe«, pflichtete Tap mir bei. »Doch Schuhbert-Power wird sie lösen. Schuhbert-Power löst alles!«
»Mir persönlich steht Schuhbert-Power bis hier!« sagte Snarks noch, doch seine bis zur Nase angehobene Hand, die dem Winzling das ›hier‹ verdeutlichen sollte, sah dieser schon nicht mehr, war er doch in einer seiner typischen rauchproduzierenden Miniaturexplosionen verschwunden.
»Richard!« schrie Mutter Duck erneut. Es hörte sich an, als wäre sie uns bereits bedeutend näher gekommen. Wie konnte jemand in ihrem fortgeschrittenen Alter sich nur derart schnell bewegen?
»Hoppla!« rief Richard aus luftigen Höhen herab. »Auf Wiedersehen!« Der Riese begann nun richtig zu rennen, und jedesmal, wenn er einen Fuß aufsetzte, drohten die Erderschütterungen uns zu Boden zu werfen. Dann sprang er beherzt über ein kleines Mittelgebirge und verschwand aus unseren Augen.
»Richard?« protestierte Mutter Ducks Stimme schrill. »Was soll ich nur ohne einen Riesen anfangen? Heinrich-der-sehr-große-Mörder klingt einfach nicht märchenhaft! Richard!«
Doch der Riese hatte sich aus dem Staub gemacht. Und plötzlich hörte es sich so an, als wäre Mutter Duck uns nicht mehr so dicht auf den Fersen. Vielleicht hatte sie ja die Verfolgung aufgegeben. Und erst dann wurde mir klar, daß die Wälder die alte Dame ja daran hinderten, den Rest von uns überhaupt zu sehen. Möglicherweise brach sie nun die Verfolgung ab, erschöpft von der vorangegangenen Schlacht, und ahnte nicht, daß ihre früheren Opfer nur einen Fingerbreit vor ihrer Nase rannten… Wenn wir nur die Entfernung
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