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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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herauszuholen.
    »Beginne!« kreischte Guxx, sobald seine Klauen den Boden erreicht hatten. Diesmal würde niemand seiner Deklamation entkommen.
     
Guxx Unfufadoo, zerzauster Dämon,
Gehört in keines Riesen Tasche;
Hat jetzt was für die zu sagen,
Die nicht spür’n woll’n seinen Zorn!
     
    »Wäre es möglich, daß der Dicke ein ganz klein wenig verärgert ist?« fragte sich Snarks.
    »Und das zu Recht!« schnappte Gottfried beleidigt. »Hier steht er, der einstige Herrscher der Niederhöllen, und seine Fahrttasche lag noch ein paar Fuß tiefer als meine!«
    »In der Tat!« stellte ich fest, bemüht, der Unterhaltung eine andere Richtung zu geben, bevor sie sich zu einer gewaschenen Auseinandersetzung auswachsen würde. Guxx Unfufadoo, der abgesetzte Große Hoohah (was immer das auch sein mochte) der gesamten Niederhöllen, war es gewöhnt, daß man ihm gehorchte, zitterte und floh; er war es nicht gewöhnt, daß man ihn ignorierte – und genau das hatten meine Gefährten und ich seit dem Zeitpunkt getan, als Tod auf der Bühne erschienen war. Trotzdem durften wir keine Zeit verlieren. Gab es einen Weg, den Zorn dieses Dämonen zu besänftigen, während doch mein Hauptaugenmerk der Befreiung meines Meisters gelten mußte?
    »Fahre fort!« donnerte Guxx.
     
Guxx Unfufadoo, verärgerter Dämon,
Wird diese unwürd’ge Behandlung nicht mehr dulden,
Die der Heldenbrust nicht ziemt.
Will jetzt auch ein Wörtchen sagen!
     
    O je! Das war ja schlimmer, als ich befürchtet hatte. Guxx wollte ein entscheidendes Wörtchen bei der Ausarbeitung unserer Strategien mitreden? Irgendwie würde ich den Dämon nun beschwichtigen müssen.
    »In der Tat«, begann ich also wie üblich. Doch nun, da er einmal zum Zuge gekommen war, ließ er sich das Wort von niemandem mehr nehmen.
    »Und weiter!« schrillte er. Brax drosch mit noch größerer Kraftanstrengung auf die Trommel ein.
     
Guxx Unfufadoo, wütender Dämon,
Wird die mächt’ge Stimm’ nun heben,
Jeder andre hat zu schweigen:
Ich bin Wuntvors einz’ger Freund!
     
    Einziger Freund? Guxx ließ seine langen, rasiermesserscharfen Klauen spielen, um seinen Argumenten zusätzliches Gewicht zu verleihen. Mit jeder Deklamation wurden seine Forderungen überheblicher, sein Benehmen ungezügelter. Was konnte ich nur tun, um ihm Einhalt zu gebieten?
    »Da bist du ja«, rief Hubert der Drache von irgendwo über unseren Köpfen. »Wir haben schon die eine oder andere Minute gebraucht, um dich einzuholen – alle Achtung, Richard: Wenn du einmal den Vorsatz gefaßt hast, dich zu bewegen, dann bewegst du dich auch nicht zu knapp.«
    »Hoppla«, pflichtete ihm Richard bei.
    Hubert setzte zum Landungsflug an.
    »Trommel sie nieder!« bellte der Ex-Große Hoohah.
     
Guxx Unfufadoo, rasender Dämon…
     
    »Höre ich hier irgend jemanden deklamieren?« fragte Hubert gutgelaunt nach, während er landete. »Das bedeutet doch, daß Zeit für eine kleine musikalische Darbietung ist, nicht wahr?«
     
Hat keine Zeit für…
Musikalische Darbietung?
     
    Guxxens Stimme erstarb ihm in der Kehle.
    »In der Tat.« Mit fester Stimme verweigerte ich Dämon und Drachen jede Art von Selbstdarstellung. »Nein!«
    Ich blickte mich zu meinen übrigen Gefährten um. »Offensichtlich gibt es hinsichtlich unserer Queste noch viele ungelöste Fragen. Ich würde jedoch vorschlagen, diese Fragen statt sie hier in der Wildnis zu diskutieren, in den sicheren Räumen der Vushtaer Zauberakademie zur Sprache zu bringen.«
    »Wuntvor?« meldete sich Norei sanft zu Wort. »Dürfte ich einen Vorschlag machen?«
    Ich bat sie darum.
    »Ich habe mich ernsthaft gefragt«, gab sie zu bedenken, »ob wir wirklich nach Vushta gehen sollten. Es könnte da ein Problem geben: Zwar dürfte die Stadt voll von Magiern sein, aber als wir sie verließen, waren sie gerade alle fürchterlich am Niesen.«
    »In der Tat«, erwiderte ich und erlaubte mir einen Augenblick ungestörten Nachdenkens, einen Luxus, der mir während unserer jüngsten Flucht und des anschließenden Dämonendeklamierens schier unmöglich gewesen war. Wie üblich hatte meine Geliebte mehr als recht. Die Krankheit meines Meisters hatte sich auf alle anderen Magier übertragen, eine Krankheit, die dazu führte, daß jeder Magier, kam er in Kontakt mit Magie – was bei einem Magier hin und wieder der Fall sein soll –, unrettbaren Niesanfällen erlag. Sie hatten in dieser Hinsicht schon genug Ärger gehabt, mit all den Einhörnern und Dämonen in ihrer Mitte.

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