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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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rasch ihr Makeup auf. Sie hatte es eilig, die Vernissage lief bereits, und sie wußte, daß die Nachfrage nach den Bildern groß sein würde. Nicht nur, weil sie eine gute Geldanlage waren, denn die Preise für die Werke von Serse hingen, trotz der wachsenden Berühmtheit des Künstlers, noch nicht in den Sternen. Geld zum Ausgeben hatte sie genug.
    Natürlich war ihr nicht erspart geblieben, vorher Viktor über das Desaster zu informieren, das die Einbrecherin angerichtet hatte. Schlimmer hätte es kaum sein können. Gegenüber dem Polizeipräsidium. Kaum ein Ort in der Stadt schien sicherer zu sein. Der Nachteil dieser Lage war, daß die Ordnungshüter schnell gewesen waren, zu schnell für sie. Und Petra kannte weder ihren Namen, noch wußte sie sonst etwas von der Frau.
    Als sie die Rothaarige nach der Rückkehr von ihrem Mittagessen mit den Geschäftspartnern aus der Emilia-Romagna beim Schnüffeln erwischt hatte, war ihr keine Zeit geblieben, selbst die Behörden zu verständigen. Ihre Hände stanken widerlich nach getrocknetem Stockfisch, die Blutspritzer der Einbrecherin hatte sie sogar im Gesicht. Dennoch hatte sie sich eilig darangemacht, die schlimmsten Spuren zu beseitigen. Als sie mit einem Müllsack ins Treppenhaus trat, hörte sie eine energische Stimme telefonisch Anweisungen an die Behörden geben. Schnell änderte sie ihre Strategie. Nachdem sie sich flüchtig gewaschen und nachgeschminkt hatte, wartete sie auf den Aufzug. Ein Stockwerk höher vernahm sie Schritte und weiter unten Stimmen, der Fahrstuhl aber war frei. Niemand sah sie, als sie ihn bestieg. Sie wollte später zurückkommen und die Ahnungslose spielen. Am Hauseingang verstellte ihr ein Uniformierter den Weg, ließ jedoch eigenartigerweise von ihr ab, als sie sagte, sie bringe nur rasch den Müll weg. Er warf nicht einmal einen Blick auf den Plastiksack, in dem die Reste des Stockfischs und ihre schmutzigen Kleider steckten. Neben dem Treppenabsatz zeichnete sich der Schatten einer zusammengekrümmten, röchelnden Gestalt ab. Petra Piskera vermied es, genauer hinzusehen und ging eilig hinaus, ehe der Polizist es sich anders überlegte. Warum nur hatte sie die Rothaarige nicht erledigt? Warum hatte sie ihr nicht oben im Treppenhaus den Hals umgedreht, sondern riskiert, daß sie von den Bullen gefunden wurde? Jetzt war es zu spät, hier konnte sie ihr Werk nicht vollenden. Sollte diese Schnüfflerin überleben, dann würde die Konsulin jemanden im Krankenhaus brauchen, der nachhalf, daß sie nicht aussagen konnte.
    In der Via Mazzini warf Petra Piskera den Müllsack in einen der Container gegenüber dem Versicherungspalast und eilte nach Hause. Sie duschte und versuchte sich eine Strategie zurechtzulegen, bevor sie ins Konsulat zurückging. Sie staunte, als sie von den Polizisten am Hauseingang kontrolliert wurde, ihren Diplomatenpaß vorzeigte und erfuhr, daß die Ermittlungen ausgerechnet in den Händen Laurentis lagen. Was blieb ihr anderes übrig, als ihn umgehend aufzusuchen und Druck wegen der beschlagnahmten Unterlagen zu machen. Selbst wenn er kaum etwas finden würde, was ihn auf die Spur ihrer Geschäfte brachte, es ging ums Prinzip. Aber wer war diese Rothaarige, die ins Konsulat eingebrochen war? Laurenti hatte gesagt, daß man über ihre Identität rätsele, ihre Fingerabdrücke gäben keinen Aufschluß und noch hätten sich keine Angehörigen gemeldet. Ginge es nach der Konsulin, dann würde diese Frau hoffentlich nie mehr aus dem Koma erwachen.
    Auf keinen Fall aber hatte Petra Piskera damit gerechnet, daß Laurenti am Spätnachmittag schon wieder bei ihr auftauchte. Noch während sie mit Eimer und Lappen den Boden wischte, stand er plötzlich in der Tür. Sie vermied es, auf seinen erstaunten Blick zu reagieren, als er sie mit dem Schrubber hantieren sah. Der Mann lehnte für ihren Geschmack etwas zu lässig im Türrahmen und machte keine Anstalten wegzusehen. Wenig glaubhaft gab er vor, sich nur erkundigen zu wollen, ob sie keine weiteren Unanehmlichkeiten habe, und platzte dann doch mit einer Frage nach der anderen heraus. Er erkundigte sich nach den beiden Firmen, deren Schilder er gesehen habe, wieviel Personal hier beschäftigt sei und welche Geschäfte betrieben würden. Petra Piskera antwortete einsilbig und wischte weiter den Boden auf. Sie stockte unmerklich, als Laurenti sie schließlich nach Tatjana Drakič fragte und mit ihrer Antwort nicht zufrieden war. Plötzlich drohte er, ihr seine Kollegen von der

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