Totentanz
erinnern, daß er zwei ständige Begleiter hatte, die sein Leben schützen sollten. Sardoč rannte hinter ihm her, während Bezzi im Wagen mit quietschenden Reifen neben ihm zu halten kam und aus dem Fahrzeug sprang, als wollte er ihn einbuchten.
»Warum sagen Sie nicht Bescheid, Commissario?« motzte Bezzi. »Wie sollen wir Sie beschützen, wenn Sie uns abzuhängen versuchen?«
»Entschuldigt, Jungs, es ist nicht weit«, sagte Laurenti und setzte sich auf den Beifahrersitz.
»Halt«, sagte Laurenti, kurz bevor sie die Ecke Via Genova und Via San Spiridione erreichten. »Von hier haben wir zwei der drei Ausgänge der serbisch-orthodoxen Kirche im Blick. Sardoč, komm mit«, sagte er zu dem Beamten auf dem Rücksitz.
Die Straße war nur von Menschen frequentiert, die, mit Einkäufen bepackt, auf dem Heimweg waren, die Gläubigen waren bereits zur Messe in San Spiridione versammelt. Ein prachtvoller Bau aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts mit blauem Kuppeldach, dessen Hauptfassade zur Via Valdirivo hinausging, während auf der Kanalseite das vielstöckige Haus des Patriarchen so unsymmetrisch daneben gebaut worden war, daß die Gläubigen, die diesen Ausgang benutzten, nicht gleich die Fassade von Sant’Antonio sahen, der römisch-katholischen Konkurrenz.
Laurenti stieg die Stufen zum Haupteingang hinauf und schaute durch die Glastür, doch die Spiegelungen ließen kaum etwas erkennen. Er ging hinein und suchte Schutz in einem nur schwach beleuchteten Winkel. Der ausladende Raum war stark besucht. Unter dem Leuchter, von Zar Pawel I., dem Sohn Katharinas der Großen, 1772 anläßlich einer Visite in der Stadt gestiftet, standen die Gläubigen und lauschten den Worten des Priesters. Als Laurentis Augen sich endlich an das Dämmerlicht gewohnt hatten und er die Szene übersah, faßte er Sardoč am Ärmel.
»Siehst du den im Anzug, der zwischen den anderen herumgeht? Dort hinten.« Der Mann war auffällig besser gekleidet als die meisten Gläubigen.
»Der mit den beiden jungen Männern spricht?« flüsterte ihm Sardoč ins Ohr.
Laurenti nickte. »Sie geben ihm etwas.«
»Geld.«
»Behalte ihn im Auge. Ich will nicht, daß er mich sieht. Versuch herauszufinden, was er macht. Und folge ihm, wenn er hinausgeht. Wenn es die Kanalseite ist, dann gib Bescheid. Ich warte draußen. Aber gib acht, es ist möglich, daß ein stämmiger Kerl deines Alters und deiner Statur um ihn herum ist. Und nimm die Sonnenbrille ab, sonst siehst du wie ein Verbrecher aus.«
Laurenti ging schnell hinaus und setzte sich wieder in den Wagen.
»Die Serben?« fragte Bezzi.
Laurenti nickte.
»Es wird Zeit, daß einmal jemand durchgreift.«
»Warum?« fragte Laurenti.
»Diese Ausländer sollen zu Hause bleiben, anstatt bei uns Unheil anzurichten. Allein die Arbeitsplätze, die sie uns wegnehmen. Und die Diebstähle.« Bezzi war offensichtlich ein strammer Bursche.
»Wo kommst du her?«
»Aus Padanien«, sagte Bezzi. »Es gibt durchaus Konzepte, um sie loszuwerden.«
»Zum Beispiel eine Mauer um unser Land ziehen. Am besten mit Hilfe der Chinesen, die schon hier sind. Glaubst du eigentlich alles, was man dir erzählt?«
Bezzi zuckte nur die Achseln.
»Wer schuftet eigentlich in den Klitschen im Veneto?« Laurenti machte es ihm nicht einfach.
»Neger vor allem.«
»Und?«
»Sie stehlen unsere Arbeitsplätze.«
»Red keinen Mist. Im Nordosten beträgt die Arbeitslosenquote trotz der Wirtschaftskrise knapp drei Prozent, Bulle«, sagte Laurenti, »Wenn du den Straftatbestand illegale Einwanderung abziehst, begehen Ausländer nicht mehr Straftaten als Inländer.«
»Da bin ich aber anderer Meinung.«
»Denk nach, bevor du das Maul aufmachst. Außerdem weißt du nicht, wen ich suche.«
»Nach der Razzia auf der Piazza Garibaldi kann ich mir das vorstellen.«
»Warst du dort?«
Bezzi verneinte.
»Irgendwann gebe ich dir mal Nachhilfeunterricht in Sachen Kriminalstatistik. Wir Polizisten müssen die Daten mit Nüchternheit interpretieren, verstanden. Vorurteile bringen uns nicht weiter. Du wirst dafür bezahlt, auf mich aufzupassen, nicht fürs Nachplappern von dummem Zeug. Ich verlaß mich auf dich.«
»Zu Befehl«, sagte sein Leibwächter und schwieg.
»Nicht der Rede wert«, antwortete Laurenti. »Schau, die Messe ist endlich zu Ende. Ich will sehen, ob unser Mann dabei ist. Wir nehmen ihn fest, aber es kann sein, daß er nicht alleine ist.«
»Wir sind zu dritt«, sagte Bezzi und lächelte. »Wer ist es?«
»Einer
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