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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Festbeleuchtung. Fröhliches Gelächter schallte ihnen entgegen. Sie staunten, als sie Laura in Gesellschaft von zwei Männern vorfanden: Serse, dem Maler, und dem alten Galvano. Auf dem Tisch stand eine Menge leerer Flaschen, und die Aschenbecher quollen über.
    »So ist das also«, sagte Laurenti zur Begrüßung. »Wir arbeiten bis spät in die Nacht, und hier wird gefeiert. Ist für uns wenigstens noch etwas übrig?«
    Galvano und Serse hatten sich zufällig zum Apéritif in der »Malabar« getroffen und dann beschlossen, Laura einen Überraschungsbesuch abzustatten. Serse, der darüber bestürzt war, daß er von dem Überfall vor seiner Haustür nichts mitbekommen hatte, hatte Laura eines seiner Werke zum Geschenk gemacht. Eine riesige, sich brechende Welle lehnte an der Wand, die den Betrachter magisch in sich hineinzog. Laurenti stieß einen leisen Pfiff aus. Das war kein kleines Geschenk!
    Galvano breitete mit leichtem Zungenschlag und vielen zweideutigen Übertreibungen die Geschichte Pinas und der anonymen Schreiben vor seinen Zuhörern aus. Von Proteos Präsenz ließ er sich dabei nicht im geringsten unterbrechen. Er übertrieb immer schamloser. Serse hatte seine helle Freude an Galvanos Ausschmückungen, Laura hingegen lächelte bemüht. Nach dem Vergewaltigungsversuch war ihr nicht zu solchen Scherzen zumute.
    »Dabei hat die Kleine einen Sexappeal wie ein Seeigel«, polterte Galvano. »Da kann ich deine beiden Angreifer viel besser verstehen, Laura. Eine schöne, intelligente und mutige Frau wie dich bekommen zwei solche Drecksäcke nicht mal für viel Geld beim Escort-Service. Daß Laurenti sie allerdings so schnell geschnappt hat, ist überraschend. Normalerweise ist er langsam wie eine Schnecke. Übrigens habe ich dich gerächt. Dem einen habe ich eine saftige Tracht Prügel verpaßt. Mit der Hundeleine, wie er es verdiente.« Proteo dankte den Göttern, als er die beiden Schluckspechte endlich nach Hause schicken durfte.
    »Eine Nachricht, die dich sicher interessiert, liegt von den Kollegen aus Treviso vor. Ihnen ist ein spektakulärer Schlag gelungen«, fuhr Marietta fort. »Die Lastwagen eines Frucht-Importbetriebs aus Belluno wurden zum Transport von serbischen Waffen verwendet. Darunter befand sich eine große Anzahl AK47-MGs und kistenweise Munition, mit der es auch kein Problem ist, die Panzerungen von Geldtransportfahrzeugen oder das Panzerglas von Schmuckgeschäften zu knacken. Vier Personen wurden festgenommen, zwei Italiener und zwei Serben. Alle ohne Vorstrafen und mit Wohnsitz in Treviso.«
    »Laß dir die Namen durchgeben«, sagte Laurenti, »und überprüfe, ob sie sich auf unserer Liste von der Piazza Garibaldi befinden.«
    Marietta schmunzelte. »Und noch eine Sache, die du dir vermutlich aus erster Hand berichten lassen wirst. Sie betrifft die Zwergin.«
    Laurenti horchte auf. »Was ist passiert?«
    Marietta las das Protokoll der Streifenbeamten vor, als genösse sie jedes der wenigen Worte.
    Laurenti griff zum Telefon und rief Pina zu sich. Erst auf seine nachdrückliche Aufforderung erhob sich Marietta mißmutig von ihrem Stuhl und ließ sie allein. Zu gerne hätte sie gehört, was die Kleine ihrem Chef erzählte. Sie mußte eine ganze Stunde warten, bis die Inspektorin wieder herauskam. Und dann wurde Marietta, die vor Neugier zerfloß, noch bevor sie eine Frage stellen konnte, von Laurenti losgeschickt, um Petra Piskera aus dem Konsulat in die Questura zu begleiten.
    *
    Trotz des Einbruchs war Pina guter Laune. Geistesgegenwärtig hatte sie in der Nacht die Kollegen vom Erkennungsdienst darum gebeten, auch die Fingerabdrücke von der Tür ihrer Wohnungsnachbarin zu nehmen. Wenn diese Tatjana Drakič im Konsulat Fingerabdrücke hinterlassen hatte, die Laurenti so beunruhigten, warum nicht auch hier? Und wenn Galvano behauptete, daß die meisten Kollegen nur das fanden, wonach sie suchten, dann traf dies noch lange nicht auf Pina Cardareto zu. Noch während sie am frühen Morgen die Mülltüten mit den Scherben aus der Küche füllte, kam der Anruf. Sie hatte ins Schwarze getroffen, einen Coup gelandet, der ihr einige Punkte auf dem Personalkonto bringen würde, mit dem sich eine Beförderung und damit die Versetzung beschleunigen lassen sollten. Allerdings war sie noch unentschieden, ob sie Laurenti gleich von dieser Erkenntnis unterrichten oder, um ihre Karriere zu beschleunigen, erst noch alleine an der Sache weiterarbeiten sollte.
    »Warum sind Sie fröhlich, nach dem, was

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