Totentrickser: Roman (German Edition)
alle unsere kleinen Marotten.«
»Mehrere Hundert Psychopathengehirne, fein säuberlich beschriftet und nach Anzahl der Morde sortiert, kann man wohl kaum als kleine Marotte bezeichnen.«
»Ich kannte mal einen, der hat Flaschenkorken gesammelt«, meinte Brom. »Das fand ich merkwürdig. Aber ich urteile nicht über die Freizeitbeschäftigungen anderer Leute.«
Auf dem Flur erklang Nenias helles Lachen.
»Was macht sie eigentlich da draußen?«
Selphyne ging zur Tür.
In einiger Entfernung stand Nenia auf dem Gang, zusammen mit einer finsteren Gestalt, in der Selphyne den Mönch Medardus erkannte.
»Nenia!«, rief die Gnomin. »Komm her!«
Der Mönch zog sich in eine dunkle Ecke zurück und verschwand.
Nenia stampfte mit dem Fuß auf.
»Lass mich in Ruhe!«, schrie sie. »Ich werde dich zwingen, deine eigenen Nieren zu essen!«
»Wenn du brav bist, lese ich dir noch ein Märchen vor.«
»Und wenn ich nicht brav bin?«
»Dann gehst du eben ohne Märchen ins Bett.«
»Dann gehst du eben ohne Nieren ins Bett!«
»Dann …«
Selphyne überlegte.
»Dann sage ich dem Sandmann bescheid, dass er deine Augen mitnehmen kann, um sie an seine kleinen Geierkinder zu verfüttern.«
Nenia kniff die Augen zusammen.
»Dann hacke ich dich in kleine Stücke und fange bei den Füßen an, damit du dabei zusehen kannst!«
»Dann hänge ich dich an deiner Zunge über einem Becken mit kochendem Öl auf.«
»Dann lass ich dich vierteilen!«
»Dann nähe ich dich in einen Sack mit tollwütigen Wieseln ein und werfe dich in eine Schlucht!«
Nenia lachte.
»Sieh an!«, lächelte Selphyne. »Du kannst also doch richtig fröhlich lachen!«
Sie legte ihre Hand auf die Schulter der kleinen Nachelfe.
Sofort zog Nenia wieder ihre übliche Schmollschnute und schubste Selphyne von sich weg.
»Lass mich in Ruhe!«, rief sie. »Ich hasse dich!«
Dann stapfte sie wütend davon.
»Mir ist so was von langweilig«, sagte Brom gerade und warf seine Axt zum wiederholten Mal in die Höhe, als Nenia an ihm vorbeifegte und ihm einen zornigen Boxhieb verpasste.
»He!«, brummte der Zwergenkrieger. »Was sind das denn für Manier…«
»Vorsicht, Brom!«, rief Falfnin. »Die Axt!«
Gerade noch rechtzeitig riss Brom den Arm hoch, bevor ihm die herabwirbelnde Waffe den Schädel spalten konnte.
Allerdings fing er sie nicht besonders glücklich auf.
»Au! Himmelarsch und Wolkenbruch, verdammt noch mal!«, brüllte er, sich die Hand haltend.
»Ha!«, rief Bolgur. »Jetzt siehst du mal, wie das ist! Nämlich überhaupt nicht witzig!«
Nenia strahlte.
»Mein Daumen!«, stöhnte Brom. »Mein kostbarer Daumen! Ausgerechnet an der Axthand!«
»Jetzt heul nicht rum wie ein kleines Mädchen«, sagte Selphyne. »Falfnin näht ihn dir schon wieder an.«
»Ich glaube, mir geht so langsam das Nähgarn aus«, bemerkte Falfnin.
»Und ich sag zu der Hohepriesterin: Ich bin nicht durch hundert Kilometer Sumpf und Morast gelatscht, um bei so einer Lack- und Lederkiste mitzumachen. Rück endlich den verdammten Smaragd raus und such dir ein anderes Sexspielzeug!«, erzählte Brom. Sein Daumen war provisorisch wieder angenäht worden, und nun saß er in der Rolle des Gute-Nacht-Geschichten-Onkels an Nenias Bett. Nachtragend zu sein gehörte schließlich nicht zu seinen Charaktereigenschaften.
»Darauf die Hohepriesterin: Gut, wenn du mir nicht in meinem Bett zu Diensten sein willst, wird eben dein qualvoller Tod mir zur Belustigung dienen!
Und damit lässt sie ihre Haustiere auf mich los, ein ganzes Heer von Sumpf-Mochlurks.«
»Und was ist dann passiert?«, fragte Nenia gespannt.
»Dazu komm ich gleich«, antwortete Brom. »Vorher muss ich noch ein paar Sachen über Sumpf-Mochlurks erklären. Erstens muss man dazu sagen, dass Sumpf-Mochlurks absolut abartig stinken. Wie die Pest. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Das wirklich Miese an der Sache ist: Wenn du einen Mochlurk tötest, explodiert er und saut alles mit seinen Eingeweiden zu. Aber das ist immer noch nicht das Allerschlimmste. Dabei verschießt er nämlich massenhaft von solchen fiesen kleinen Knochensplittern, und wenn die dich erwischen, bist du dran. Erst denkst du vielleicht: Kein großes Drama, bloß eine Fleischwunde, haut doch einen Helden nicht um. Aber nach ein, zwei Tagen entzünden sich die Wunden und fangen an zu eitern, und dann bilden sich riesige Furunkel, und wenn die anfangen aufzuplatzen, ist sowieso alles zu spät.«
Selphyne öffnete die Tür.
»So«, sagte
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