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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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explodierten spiritusgefüllte Hirnbehälter.
    Unter den Versuchstieren war Panik ausgebrochen, ein ohrenbetäubendes Kreischen, Kläffen, Brüllen und Quieken erschallte.
    Falfnin sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um.
    Sein Blick fiel auf ein Fenster, das sich einige Meter über ihm befand.
    Es war mit einem Gitter gesichert, aber für solche Fälle hatte er immer eine Feile in seiner Tasche.
    Und wie lautete nicht das alte Meisterdiebsprichwort: Die Aussicht, lebendig gebraten zu werden ist ein guter Anlass, verdammt schnell zu feilen.
    Das Feuer hatte bereits das erste Stockwerk erreicht.
    Patienten und Pfleger standen schon zum zweiten Mal in ihren Schlafanzügen vor dem Sanatorium und sahen zu, wie eine dunkle Rauchwolke in den dämmernden Morgenhimmel aufstieg.
    Brom, Nenia, Selphyne und Bolgur, der Arsenios Leichnam über der Schulter trug, gesellten sich zu ihnen.
    »Meine Güte«, sagte Selphyne. »Hoffentlich ist Falfnin nicht mehr da drinnen.«
    »Nein, ist er nicht«, sagte die Stimme des Meisterdiebs hinter ihnen.
    Sie drehten sich um.
    Falfnins Gesicht war rußverschmiert, seine Haare und Kleidung angesengt, aber er lächelte.
    »Es hat da unten im Keller einen kleinen Brandunfall gegeben«, sagte er. »Ein Höllenhund und ein paar hundert Liter Spiritus sind eine hochexplosive Mischung.«
    »Und die vielen Tiere im Versuchslabor?«
    Falfnins Miene verdüsterte sich, er schüttelte den Kopf.
    »Es gab keine Möglichkeit, sie zu retten.«
    Schweigend wandten sie sich dem Sanatorium zu.
    Flammen schlugen aus den Fenstern und leckten an der Fassade empor.
    »Das wird wohl vorerst das Ende der Hirnsaftforschung gewesen sein«, murmelte Selphyne.
    Bolgur lud den toten Arsenio von seiner Schulter und legte ihn auf den Boden.
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Falfnin.
    »Er ist gegen Bolgurs Keule gerannt«, antwortete Brom.
    »Wie das denn?«
    »Ist eine ziemlich seltsame Geschichte.«
    Bei Sonnenaufgang stand das Sanatorium Hirnfrieden lichterloh in Brand.

Intermezzo:
In höchsten Kreisen
    »Es ist empörend«, sagte die Gräfin von Hohenross und wedelte sich indigniert mit ihrem Fächer Luft zu.
    »Ganz Ihrer Meinung, Gnädigste«, pflichtete ihr die Baronin von Edelheim bei. »Ein Skandal. Eigentlich müsste man sein Geld zurückverlangen.«
    »In der Tat«, bemerkte ihr Gatte, der Baron von Edelheim, »man darf doch ein gewisses Niveau voraussetzen. Derartiges habe ich nicht einmal auf den Abendgesellschaften des Fürsten von Holdernich erlebt, und ich brauche wohl nicht daran zu erinnern, wie es dort zugegangen ist.«
    »O nein, durchaus nicht!«, fächelte die Gräfin wissend.
    »Ich muss gestehen«, erklärte der Graf von Hohenross in vornehm gelangweiltem Tonfall, »dergleichen nicht einmal in den Pferdeställen des Fürsten von Holdernich erlebt zu haben.«
    »Ahaha.«
    Die Tischgesellschaft stimmte ein aristokratisches Gelächter an.
    »Sieh nicht dort hinüber, Antoinette«, flüsterte die Baronin und gab ihrer Tochter einen leichten Klaps mit dem Fächer.
    Die junge Wichtelbaroness hatte ihre großen blauen Augen träumerisch auf den Nebentisch gerichtet gehabt und blickte nun schuldbewusst errötend auf ihren Teller, auf dem ein künstlerisch veranlagter Koch eine minimalistische Komposition von Speisepartikeln angerichtet hatte, deren einziger Zweck darin bestand, auf keinen Fall satt zu machen.
    »Diese Leute existieren für unseresgleichen nicht«, stellte ihre Mutter fest.
    »Bolgur, bitte!«, sagte Selphyne. »Benutz dein Besteck!«
    »Wieso?«, schmatzte Brom. »Hühnchen isst man am besten mit der Hand.«
    »Aber nicht Hühnchen in Weinsoße! Und auch nicht zwei auf einmal!«
    »’ab eben ’unger«, grunzte der Ogerbarbar mit vollem Mund.
    Sie saßen im Speisesaal der Königin Albereth  II , eines luxuriösen Kreuzfahrt-Luftschiffs, das sich bei gutem Flugwetter auf dem Weg in Richtung Gnolmenbrück am Fuß des Himmelsgebirges befand.
    Dort nämlich, in einer neu gegründeten Siedlung namens Yrth, hoch in den Bergen, hielt sich Nenias Großtante Benevolentia Leberecht auf, die zweite Verwandte auf Thanatos’ Liste.
    Brom blickte sich um.
    »Piekfeiner Laden«, sagte er und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. »Nicht ganz mein Geschmack, aber wir hatten ja keine Wahl.«
    »Wenn du und Bolgur nicht in dieser Kaschemme in Irgendwind versumpft wärt«, sagte Falfnin, »hätten wir schon zwei Tage früher aufbrechen können, mit der Stern des Nordens. Das wäre wesentlich

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