Totenwache - Thriller
Besorgungen zu machen«, sagte Nick.
Gabriella wich erschrocken vor ihm zurück. Offenbar waren ihr seine tiefe Stimme und die riesige Brille nicht ganz geheuer. Riley legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich.
»Gabriella, ich möchte dir Nick Polchak vorstellen. Nick ist ein Freund von mir - ein sehr guter Freund sogar. Mag sein, dass seine Brille und seine scheußlichen Klamotten gewöhnungsbedürftig sind, aber er ist trotzdem ein sehr netter Kerl.«
»Fährt Ihre Mitbewohnerin immer erst so spät zum Einkaufen?«, fragte Nick, ohne sich weiter um Rileys vertrauensbildende Maßnahmen zu kümmern.
Riley verdrehte die Augen. »Nick, Gabriella und Sarah wohnen zusammen. Die beiden arbeiten in der Uniklinik und haben häufig Spätdienst.«
»Kennen Sie hier in der Stadt jemanden, bei dem Sie ein paar Tage unterkommen können?«, fragte Nick. »Verwandte? Freunde? Irgendwen, der Sie vorübergehend aufnehmen kann?«
Gabriella sah ihn erschrocken an. »Ihr zwei macht mir richtig Angst. Zuerst will ich wissen, was hier eigentlich los ist.«
Riley führte die junge Frau zum Sofa und setzte sich neben sie. Dann nahm sie Gabriellas Hände. »Gabriella, du weißt doch, dass ich für das Rechtsmedizinische Institut arbeite. Wir haben gerade etwas herausgefunden, worüber ich im Augenblick nicht sprechen kann. Möglicherweise schwebt Sarah in großer Gefahr, und auch du selbst könntest gefährdet sein, weil du mit ihr zusammenwohnst. Deshalb halten wir es für das Sicherste, wenn du dich in den nächsten Tagen nicht hier in der Wohnung aufhältst. Kannst du das so einrichten? Gib mir deine Handynummer. Sobald die Situation sich geklärt hat, rufe ich dich an. Ist das okay?«
Nick nahm am anderen Ende des Sofas Platz. »Wo macht Sarah normalerweise ihre Besorgungen? Fährt sie jede Woche um dieselbe Zeit dorthin? Bevorzugt sie eine bestimmte Strecke? Und weiß jemand, wo sie langfährt?«
»Nick«, sagte Riley und sah ihn böse an.
»Wann muss ich denn aus der Wohnung raus?«, fragte Gabriella nervös.
»Je eher, desto besser«, sagte Riley sanft.
»Gleich morgen früh?«
»Sofort«, sagte Nick. »Je länger Sie hierbleiben, umso riskanter ist das für Sie.«
Gabriella taumelte in ihr Schlafzimmer. Riley folgte ihr bis zur Tür und drehte sich dann nach Nick um.
»Spinnst du eigentlich? Oder möchtest du, dass sie aus dem Fenster springt?«
»Nein, das wäre nicht in meinem Sinne. Ich wollte sie bloß ein bisschen zur Eile drängen. Weißt du eigentlich, wo deine Schwester immer ihre Besorgungen macht?«
»Ein paar Kilometer von hier gibt es einen Giant-Eagle-Großmarkt. Meinst du, wir sollten hinfahren und dort nach ihr suchen?«
»Beide können wir ohnehin nicht fahren. Falls wir sie dort nicht finden, kommt sie vielleicht nach Hause und ist ganz allein in der Wohnung. Und ich kann dort nicht alleine hinfahren, weil ich deine Schwester ja nicht kenne. Und du auch nicht.«
»Wieso nicht?«
»Weil ihr vielleicht in eine brenzlige Situation geratet, wenn du Sarah findest.«
»Das kann dir doch genauso passieren.«
»Besser mir als dir«, sagte Nick. »Außerdem: Wenn du mich mit Gabriella allein lässt, springt sie am Ende wirklich noch aus dem Fenster.«
Riley schnappte sich ihre Handtasche, die auf dem Sofa lag. »Spiel hier nicht ständig den Beschützer.«
Nick versperrte ihr den Weg zur Tür. »Aber was soll ich denn sonst tun?«
»Im Augenblick geht es vor allem darum, Sarah zu beschützen. Und jetzt geh mir aus dem Weg.«
»Nein, es geht darum, dass wir möglichst alle mit heiler Haut davonkommen.«
Riley baute sich direkt vor ihm auf. »Zwing mich nicht, dich über den Haufen zu rennen. Das mache ich nämlich, wenn es nicht anders geht.«
Nick hob die Hände. »Du wirst doch nicht einen Mann mit Brille schlagen?«
»Nick, hier geht es um meine Schwester. Du weißt nicht, was sie mir bedeutet.«
Nick sah sie an. »Und du weißt nicht, was du mir bedeutest.«
Dann knirschte plötzlich ein Schlüssel im Schloss. Die Tür ging ein paar Zentimeter auf, bis die Kette sich spannte. In dem Spalt war eine Einkaufstüte zu erkennen.
»Gabriella, los, mach die Kette auf!«, rief eine Stimme von draußen. »Sonst fallen mir noch die Tüten runter.«
Riley entriegelte die Kette und riss die Tür weit auf. Sarah stand mit offenem Mund in der Tür und sah ihre Schwester mit großen Augen an. »Dich habe ich doch schon mal irgendwo gesehen«, sagte sie. Dann bemerkte sie Nick. »Wow
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