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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einem Automaten Geld abheben, und zwar so viel wie möglich. Und ab jetzt keine Kreditkarten mehr, verstanden? Ich besorg mir unterwegs ebenfalls Geld aus einem Automaten, aber in einem anderen Stadtteil. Falls Santangelo und Co. unsere Kontobewegungen checken, können sie zwar feststellen, dass wir abgehauen sind, wissen aber nicht, wohin wir gefahren sind. Wir treffen uns in einer halben Stunde in dem Motel. Und sorg dafür, dass Sarah sich gefälligst beeilt.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür.
    »Nick«, rief Riley ihm nach.
    Er drehte sich um.
    »Du kannst mich nicht beschützen.«
    »In einer halben Stunde«, sagte er. »Sonst komme ich dich holen.«

     
    Kurz nach Mitternacht checkten sie im King’s Motel ein, einem Sechziger-Jahre-Bau mit einem Flachdach, das mit Schotter bedeckt war. An dem Gebäude führten außen überdachte Gänge entlang, die mit schwarzen Eisengittern verkleidet waren. Riley und Sarah checkten zuerst ein; sie nahmen ein Doppelzimmer im zweiten Stock, das auf die Straße hinausging. Nick wartete unten auf dem Parkplatz, bis die beiden die schäbige orangefarbene Tür hinter sich zugemacht hatten. Dann ging er in das kleine Empfangsbüro und wählte ein Zimmer ganz in der Nähe der beiden. Er zahlte bar und ließ sich unter dem Namen »William F. Burns« registrieren. Fünf Minuten später klopfte er leise an die Tür der beiden Frauen. Riley trat leise aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    »Ich hab sie erst mal ins Bett gesteckt«, sagte sie. »Ich glaube, sie ist ziemlich durcheinander.«
    Nick nahm ihren Arm und führte sie den Gang entlang zu einer Stelle, wo man sie hinter dem Aufzug von der Straße aus nicht sehen konnte. Dann drehte er einmal kurz an der Glühbirne; auf dem Gang war es augenblicklich dunkel.
    »Deine Schwester macht nicht gerade den Eindruck, als ob sie so leicht zu erschüttern wäre«, sagte Nick.
    »Die ist zäh wie ein alter Lederriemen.«
    »Komisch, an wen erinnert mich das bloß?«
    Die beiden sahen sich in der Dunkelheit an. »Hier - das ist ein Schlüssel zu meinem Zimmer«, sagte Nick. »Nummer 213 - nur ein paar Zimmer neben euch. Wenn ihr mich braucht, rufst du mich an. Sollte das Telefon aus irgendeinem Grund nicht funktionieren, kommst du direkt zu meinem Zimmer - verstanden?«
    Sie nickte zustimmend. »Nick, wie geht es jetzt weiter?«
    »Schlaf erst mal ein bisschen. Und ich denke etwas nach.«

35. Kapitel
    Riley schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn dann vorsichtig um. Sie spürte, wie der Riegel aufschnappte. Dann drückte sie die Tür auf, die sich nur widerstrebend öffnete. Unten auf dem Teppichboden machte der Dichtungsgummi ein quietschendes Geräusch.
    Sie trat leise ein. Es war kurz vor sechs Uhr früh, doch sämtliche Lichter waren an. Mitten im Raum saß Nick rittlings auf einem Schreibtischstuhl. Er hatte das Kinn auf die Arme gestützt, die auf der Rücklehne des Stuhles ruhten. So saß er völlig reglos da und starrte auf einen Punkt an der schäbigen Wand. Seine Augen erinnerten an zwei Flöße auf einer unbewegten Wasserfläche. Im ersten Moment bekam Riley einen gehörigen Schreck, doch dann entdeckte sie die ersten Lebenszeichen. Der Unterschied zwischen einem bewusstlosen und einem toten Menschen wurde ihr schließlich in der Arbeit jeden Tag drastisch genug vor Augen geführt. Nick war zwar tief in Gedanken versunken, weilte aber gottlob noch unter den Lebenden.
    Sie ging direkt auf ihn zu, vermochte aber kein Anzeichen dafür zu entdecken, dass er sie erkannt oder ihre Anwesenheit auch nur bemerkt hätte. Sie beugte sich zu ihm herab und sah ihm ins Gesicht. Aus nächster Nähe war die Wirkung seiner - ausnahmsweise einmal völlig unbewegten - Augen geradezu überwältigend. Plötzlich durchströmte sie ein Gefühl tiefer Dankbarkeit, als ob ihr das Glück beschieden wäre, ein Exemplar einer seltenen
oder gar vom Aussterben bedrohten Spezies aus nächster Nähe zu beobachten. Nicks Augen waren weich und dunkel, und Riley verstand plötzlich, warum nur wenige Menschen diesen Blick zu ertragen vermochten. Trotzdem liebte sie diese Augen, die jetzt so ruhig in einem endlosen stillen Ozean dahinzutreiben und sie sanft zu liebkosen schienen.
    Sie strich ihm mit der Hand über das braune Haar. Plötzlich erwachten seine Augen wie zwei schlafende Vögel zum Leben und blickten fragend im Raum umher. Dann richtete Nick sich auf und sah Riley direkt an. Bis er das erste Wort herausbrachte,

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