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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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entweihten die Dunkelheit hier unten durch ihr arrogantes Geplapper - wie Touristen, die in einer Kathedrale herumpöbeln. Sie pfeifen im Dunkeln, dachte er. Aber wer die Dunkelheit nicht aushält, hat hier unten nichts zu suchen.
    »Ruhe«, sagte Santangelo leise.
    »Was? Wer hat das gesagt?«
    »Ich. Lauschen Sie mal.«
    In der Dunkelheit weiter vorn waren zahllose schmatzende Geräusche zu hören - wie nasse Schuhsohlen auf Linoleum. Sie wurden zwar nicht lauter, kamen aber immer näher.
    »Hey!« Einer der Männer fuhr plötzlich hoch, hatte die Gesteinsdecke direkt über seinem Kopf völlig vergessen. Plastik prallte gegen Stein, und sein Licht ging aus. »Mir ist gerade was über die Hand gelaufen.«
    »Was denn?«
    »Ah, jetzt sehe ich es. Da ist noch eins.«
    Santangelo richtete seine Lampe auf den Boden. Ein kleines, grünlich graues Tier lief an seiner linken Hand vorbei. Er konnte es genau erkennen. Es hatte an den Vorderbeinen je fünf Zehen, die vorne in eine Art Saugnapf mündeten. Das Tier hatte einen schlanken Körper, der hinten spitz zulief. Und wo man eigentlich die Augen erwartet hätte, war der Kopf von einer schleimigen Haut überzogen.
    »Eidechsen!«, schrie einer der Männer. »Das müssen hunderte sein.«

    »Das sind Höhlensalamander«, sagte Santangelo leise. Er streckte die Arme so weit wie möglich nach vorn und verengte die Schultern. Dann drehte er sich vorsichtig auf die linke Seite, bis seine Schultern zwischen Boden und Decke eingeklemmt waren. Er schloss die Augen, atmete langsam aus, entspannte sich und machte seinen Körper ganz lang. Dann spürte er, wie sein rechter Deltamuskel an dem rauen Gestein entlangschabte, und landete schließlich auf dem Rücken.
    »Die sind ja überall. Wo kommen die bloß alle her?«
    »Aus Felsspalten und Ritzen. Eigentlich sehr scheue Tiere.« Santangelo drehte den Kopf - und zugleich damit die Lampe vorne an seinem Helm - langsam nach rechts und links und musterte die gewellte Decke. Ungefähr drei Meter weiter links wölbte sich die Decke abrupt etwa fünfzehn Zentimeter nach oben und senkte sich ein Stück weiter hinten wieder herab. So war dort eine flache Kuppel entstanden. Santangelo schob sich vorsichtig zu der Wölbung.
    »Wieso laufen die denn alle in unsere Richtung?«, rief eine ängstliche Stimme. Als Santangelo mit dem Kopf unter der Wölbung angekommen war, zog er die Knie an, bis sie sich unter der Decke verkeilt hatten. Dann schaltete er die Lampe aus. »Die laufen nicht in eure Richtung«, sagte er. »Die sind auf der Flucht.«
    Im nächsten Augenblick traf eine Wasserwand die Männer. Ohne Vorankündigung war das Wasser plötzlich da; die Flut erfasste die drei Männer, bevor sie recht begriffen, dass es um ihr Leben ging. Santangelo hörte noch einen erstickten Schrei, dann war ringsum wieder alles still.
    Das kalte Wasser traf Santangelos Helm mit voller Wucht. Seine Knie scheuerten an der Decke entlang, verkeilten sich durch die Macht des Wassers aber nur noch fester. Er richtete
sich mit dem Oberkörper halb auf und ließ sich von dem Wasser emporheben, bis sich sein Gesicht in der Wölbung befand. Dann verharrte er reglos in dieser Position, während das Wasser in immer neuen Schüben seinen Rücken sanft massierte und seine Arme wie Seetang neben seinem Körper auf und ab schaukelten.
    Plötzlich spürte er, wie sich ein Hosenbein an seinem rechten Arm rieb; er erhielt ein paar kräftige Tritte und Stöße, die jedoch Sekunden später wieder aufhörten. Er sah Lichtstrahlen an der Decke, die kurz darauf in der Dunkelheit verschwanden. Dann spürte er, wie sich ein Körper hinter seinem Rücken verkeilte und ihn sogar noch höher in die Lufttasche hinaufdrängte. Der Mann schlug verzweifelt um sich und strampelte wie besessen. Dann wurde er von der Strömung nach links gerissen. Als der Ertrinkende seitlich an Santangelo vorbeitrieb, klammerte er sich an dessen linkem Arm fest - wie an dem letzten Strohhalm, der ihn noch mit dem Leben verband. Die Hand zerrte verzweifelt an Santangelos Arm, als ob sie sagen wollte: »Kannst du uns nicht helfen? Willst du uns alle krepieren lassen?«
    Dann ließ die Hand plötzlich los, und alles war wieder völlig ruhig.
    Er schürzte die Lippen, atmete durch die Nase ein und ließ die Luft durch den Mund wieder entweichen. So lag er im Wasser, spürte die an- und abschwellende Flut, spürte einzelne Stücke Treibgut, die ihn am Rücken trafen, und war dankbar, dass die Finsternis wieder

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