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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und alles, was wir zum Absaugen verwenden können. Was ich sonst noch brauche, habe ich dabei. Der Rest ist Improvisation.«
    »Und das funktioniert?«
    »Die Überlebensrate liegt zwischen null und vier Prozent.«
    »Dr. Kaplan, wir sind zwei Minuten vom Allegheny General Hospital entfernt.«
    »Ich brauche länger als zwei Minuten. Habt ihr eigentlich kein Radio in eurer Karre? Hey, Fahrer, schalten Sie mal ein bisschen Musik ein, damit es hier hinten nicht so langweilig ist.«
    »Das Allegheny General ist auf solche Fälle eingerichtet. Bitte - tun Sie das nicht.«

    Kaplan schwieg. Er setzte die glitzernde Spitze des Skalpells nahe dem Brustbein auf Höhe des fünften Zwischenrippenraums an und machte dann einen kräftigen Schnitt.
    »Sie bringen den Mann ja um«, sagte der Rettungsassistent.
    »Der ist doch längst tot«, entgegnete Kaplan achselzuckend.
    Acht Minuten später flog auf der Unfallstation des UPMC Presbyterian die Doppeltür auf, und eine Fahrtrage wurde eilig hineingeschoben. Der Rettungsassistent ging am Kopfende. Neben ihm rannte ein Sanitäter her, der den Infusionsbeutel und den Schlauch festhielt. Auf der anderen Seite ging Jack Kaplan rasch neben der Trage her und hatte beide Hände in eine klaffende Öffnung im Körper des Verletzten geschoben.
    Eine große dünne Frau in einem Arztkittel rannte hinter dem Rettungsteam her. »Jack, gehst du eigentlich nie nach Hause? Du hast doch gerade erst eine Zwölf-Stunden-Schicht hinter dir.«
    »Das ist doch schon zwei Stunden her«, sagte er. »Mir war einfach langweilig.«
    »Was hast du denn da gemacht?«, fragte sie und starrte auf die Operationswunde.
    »Eine Thorakotomie - um ihn wiederzubeleben.«
    »Hinten in einem Rettungswagen? Wie kommst du denn darauf?«
    Dann erschienen drei Pfleger, und der Rettungsassistent und der Sanitäter überließen ihnen die Fahrtrage wie den Stab bei einem Stafettenlauf.
    »Er hat mehrere Stichwunden in der Brust«, erklärte ihnen Kaplan. »Schwere Arrythmie schon am Unglücksort, im Rettungswagen dann Herzstillstand. Ich habe ihn geöffnet und auf Herzverletzungen untersucht - sämtliche Gefäße
waren intakt, aber ich habe im Vorhofbereich einen Riss geschlossen. Anschließend habe ich das Herz disloziert und die Rückseite untersucht, aber keine Verletzungen gefunden. Inzwischen massiere ich das Ding schon seit zehn Minuten, und meine Hände sind völlig verkrampft. Würde mal einer von Ihnen übernehmen?«
    Kaplan trat beiseite, während die Fahrtrage in den OP geschoben wurde. Er ging zu einem Müllbehälter und streifte die tropfnassen Handschuhe ab.
    »Hey, Rosa«, sagte er zu einer Schwester, die gerade vorbeiging, »Sie sehen heute Nacht verdammt gut aus. Wann machen wir endlich mal unsere kleine Spritztour?«
    »Sobald ich den dringenden Wunsch verspüre, mir selbst eine Kugel in den Kopf zu jagen«, entgegnete sie, ohne sich umzudrehen.
    Er stand gerade am Waschbecken und schrubbte sich die Hände, als der Rettungsassistent und die beiden Sanitäter zu ihm kamen.
    »Eines wollte ich Ihnen noch sagen«, knurrte der Rettungsassistent. »Ihre ganze Aktion war völlig überflüssig. Ihnen wird schon irgendein Unsinn einfallen, den Sie den Angehörigen aufbinden können, vielleicht sogar Ihren Kollegen. Aber Sie wissen so gut wie ich, dass wir nur zwei Minuten von einer voll ausgestatteten Unfallstation entfernt waren. Trotzdem mussten Sie es ja unbedingt auf die harte Tour machen - nur weil Sie es unbedingt machen wollten.« Der Rettungsassistent schüttelte angewidert den Kopf. »In meinem Wagen will ich Sie jedenfalls nie mehr sehen.«
    Kaplan blickte ihn gleichgültig an und wandte sich dann an den Sanitäter, der links neben dem Mann stand. »Und - wie ist die Kiste gelaufen?«
    Der Sanitäter ließ die Schlüssel einfach zu Boden fallen.
Dann drehten sich die drei Männer wortlos um und gingen davon.
    Kaplan begab sich in die Wartezone. In der Mitte des Raums standen eng umschlungen zwei weinende Frauen. Die ältere der beiden war korpulent, hatte dicke Beine und war vielleicht um die fünfzig Jahre alt. Ihre Augen waren angeschwollen und rot unterlaufen. Kaplan interessierte sich jedoch mehr für die Tochter, die vielleicht zwanzig, fünfundzwanzig sein mochte und so hübsch und knackig aussah, wie es ihre Mutter vor langer, langer Zeit vielleicht auch mal gewesen war. Beide Frauen blickten ihm erwartungsvoll entgegen.
    »Mein Name ist Dr. Kaplan«, sagte er feierlich. »Ich bin Chirurg und habe

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