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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nämlich ein orangefarbenes Absperrgitter, auf dem oben ein paar gelbe Lichter blinkten. Ein Umleitungsschild wies ihn nach rechts.
    Er knallte die Hand gegen das Lenkrad. Was ist mit den Idioten vom Straßenbauamt denn schon wieder los?, dachte er wütend. Wie kommen die bloß auf die Idee, in diesem Bombentrichter eine Straße zu reparieren? Eigentlich wollte man die ganze Gegend plattmachen, den ganzen Schrott auf die Müllhalde werfen. Wie jeden Donnerstagabend war er das einzige Auto weit und breit. Ob die echt glauben, dass sie die blöde Straße unbedingt reparieren müssen, weil hier einmal die Woche ein Auto vorbeikommt? Und das mit meinen Steuergeldern.

    Er blickte nach rechts. Okay, er konnte ja ein, zwei Blocks in die angegebene Richtung fahren und dann nach links in die am besten beleuchtete Straße einbiegen; anschließend noch zweimal links, und schon war er wieder auf seiner Stammstrecke. Er zuckte unwillig mit den Schultern und steuerte den Wagen langsam nach rechts.
    Zwei Blocks weiter dirigierte ihn das Umleitungsschild nach links. Er fuhr in eine gottverlassene zweispurige Straße, die von alten Schuppen und verbogenen Garagentüren gesäumt war. Weiter vorne sah er im Scheinwerferlicht einen kirschroten BMW, der am Straßenrand stand und in der heruntergekommenen Gegend beinahe wie ein Ufo wirkte. Der Kofferraum war offen, und der Wagen hatte zur Straße hin Schlagseite.
    Hinten neben dem Kotflügel stand eine wunderschöne junge Frau mit langem brünettem Haar, die einen Wagenheber in der Hand hielt. Ihre blütenweiße Bluse war vorne am Hals ausgeschnitten. Als er näher kam, warf sie mit einer Handbewegung das Haar zur Seite und sah ihm direkt ins Gesicht. »Bitte helfen Sie mir«, konnte er von ihren Lippen ablesen.
    Er war wie vom Donner gerührt und hielt direkt vor ihrem Auto auf dem Seitenstreifen an. Dann spähte er um sich, als ob er gerade auf dem Gehsteig einen Zwanzig-Dollar-Schein gefunden hätte. Schließlich stieg er aus, schob sich das Hemd vorne in die Hose und ging zu ihr.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Ach, ich komme mir vor wie ein dummes Mädchen «, sagte sie. »Nicht mal einen Reifen kann ich wechseln - wie nett, dass Sie angehalten haben.« Sie hatte ein Bein vor das andere gestellt - genau wie die Frauen in den Modekatalogen. Sie hatte schwarze Stilettos an den Füßen und trug einen engen Rock. Er versuchte sich auszumalen, wie sie
neben dem Kotflügel hockte und an den verdammten Radmuttern herumdrehte. Witzige Vorstellung. Er musste unwillkürlich grinsen.
    »Da haben Sie sich aber einen schönen Platz für eine Reifenpanne ausgesucht.«
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »Hören Sie«, sagte er, als ihm plötzlich wieder bewusst wurde, wo er sich gerade aufhielt. »Vielleicht sollte ich Sie besser zum nächsten Reifendienst fahren. Dort kann man Ihnen sicher helfen.«
    Sie machte einen Schmollmund. »Leider bin ich schon so spät dran«, erwiderte sie und hielt den Wagenheber wie einen nassen Schirm vor sich in die Luft. »Ich hatte gehofft, dass Sie einer von diesen großen starken Typen sind … ich meine, die zu Hause in der Garage eine ganze Werkzeugsammlung haben. Das war wohl dumm von mir …«
    Er zog die Hose hoch. »Zeigen Sie mal her«, sagte er und nahm ihr den Wagenheber aus der Hand. Dann ließ er sich in die Hocke nieder und machte sich an der Radkappe zu schaffen.
    »Ist Ihr Ersatzreifen wenigstens in Ordnung?«
    »Das weiß ich nicht. Hab ich noch nie überprüft.«
    Er blickte zu ihr hoch. »Kümmert sich Ihr Freund denn nicht um diese Sachen?«
    Sie sah ihn mit einem Augenzwinkern an. »Gute Idee - vielleicht sollte ich mir mal einen Ersatz-Freund zulegen.«
    Er wollte schon fragen: »Sind Sie von hier?« Doch dann sah er, wie sie - mit einem verführerischen Lächeln auf dem Gesicht - lasziv an der Fahrertür lehnte. Was für eine Frage, dachte er, die ist sicher nicht von hier.
    Er war hin und weg. Ihm stand der kalte Schweiß auf der Stirn, und sein Herz fing an zu rasen. Sie war ihm so nahe, so unglaublich schön, dass er alles andere um sich herum
vergaß: die dreckige Schmiere an seinen Fingern, den schweren Reifen, den er in den Händen hielt. Nicht mal die Schritte hörte er, die sich ihm von hinten näherten.
    Er sah sie mit großen Augen an. Dann erlosch plötzlich das Lächeln auf ihrem Gesicht, und sie hielt sich die linke Hand vor die Augen.
    Er spürte noch, wie er nach vorn gegen den Reifen stürzte. Dann nichts mehr.

8.

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