Totenwache - Thriller
an. »Und noch eine positive Nachricht«, sagte er. »Die Zahlung unserer letzten Klientin ist bereits vollständig eingegangen. Wir haben Ihre Honorare auf die entsprechenden Auslandskonten weitergeleitet, wie Sie morgen Mittag selbst feststellen können. Und noch eine sehr erfreuliche Mitteilung: Unsere beiden bisherigen Klienten machen in der Abgeschiedenheit ihrer heimischen vier Wände sehr gute Genesungsfortschritte. Dazu möchte ich dem ganzen Team meinen herzlichen Glückwunsch aussprechen«, erklärte er strahlend.
»Was die Zukunft anbelangt, darf ich Ihnen mitteilen«, fuhr er dann fort, »dass wir bei der Akquisition neuer Klienten gut vorangekommen. Mr. Truett, auch Ihnen möchte ich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken. Ohne die Datensammlung Ihres Unternehmens wäre das ganze Projekt schlechterdings nicht durchführbar. Schon morgen werde ich Ihnen die Daten weiterer potenzieller Klienten zuleiten. Sobald wir die Listen potenzieller Spender in Händen halten, können wir daraus die Kandidaten auswählen, die für unsere Zwecke am besten geeignet sind.«
Truett nickte.
»Ich schlage vor, dass wir in der Zeit, die uns heute Abend noch verbleibt, Fachgruppen bilden. Mr. Santangelo, Sie und Ihre beiden Mitarbeiter sollten vielleicht die Gelegenheit nutzen, um sich über potenzielle Entnahme-Situationen Gedanken zu machen. Warum bleiben Sie nicht einfach hier oben an Deck und genießen die schöne Nacht? Dr. Lassiter, da wäre noch ein Punkt, den ich gerne mit Ihnen und Mr. Truett im Salon unter Deck besprechen würde.«
Lassiter nickte nervös.
Zohar sah Angel, Santangelo und Kaplan lächelnd an. »Jetzt kommt es darauf an, dass jeder von uns seine Pflicht erfüllt. Wir stehen vor einer großen gemeinsamen Aufgabe.
Dieses kühne Projekt könnte für uns alle reichen Gewinn abwerfen. Dabei dürfen persönliche Differenzen keine Rolle spielen. Entscheidend ist vielmehr das große Projekt, dem wir uns alle verschrieben haben. Bitte vergessen Sie das nicht.«
23. Kapitel
Truett zog die Tür hinter sich zu und ging dann die kleine Treppe hinunter, die zum Salon führte. Dr. Zohar saß bereits in der Mitte des L-förmigen Sofas. Er hatte die Beine elegant übereinandergeschlagen und seine gefalteten Hände auf dem Oberschenkel platziert. Truett warf kurz einen Blick in die beiden Kabinen und inspizierte für alle Fälle auch noch die beiden Toiletten. Dann setzte er sich links von Zohar auf das Sofa.
Auch Lassiter steuerte das Sofa an, überlegte es sich unterwegs aber wieder anders. Die beiden anderen Männer hatten sich so positioniert, dass für ihn kaum noch Platz blieb. Sie beobachteten schweigend, wie Lassiter den Rückzug antrat und sich mit unbeholfen verschränkten Armen an die Tür der Kombüse lehnte.
»Und?«, sagte Lassiter betont desinteressiert. »Was gibt’s?«
Zohar ließ ihn mehrere Sekunden zappeln. Er verstand sein Geschäft. Schließlich war es seit dreißig Jahren seine Aufgabe, die Angehörigen Verstorbener zu einer Organspende zu bewegen. Er wusste daher genau, wann es wirkungsvoller war zu schweigen.
»Ich habe da etwas von einem Problem gehört«, sagte er leichthin.
»Einem Problem? Was für einem Problem?«
»Möglicherweise eine undichte Stelle. Tut mir leid, dass ich … noch mal davon anfangen muss.«
»Aber das war doch nicht meine Schuld!«, protestierte Lassiter. »Der erste Spender, den Sie ausgewählt haben, hatte einen Spenderausweis. Nachdem die Rechtsmedizin den Tod des Mannes offiziell festgestellt hatte, hat Ihr eigenes Institut die Organe augenblicklich angefordert. Was hätte ich denn tun sollen - die Leiche freigeben, damit Ihre Leute feststellen, dass dem Mann eine Niere fehlt? Dann wäre uns das ganze Projekt um die Ohren geflogen. Deshalb hatte ich keine andere Wahl, als die Freigabe der Organe aus forensischen Gründen zu verweigern.«
»Kann sein, dass Sie keine andere Wahl hatten, aber wie Sie dabei vorgegangen sind, hat offenbar Aufsehen erregt. Und das ist das Letzte, was wir brauchen können.«
»Na und? Dann müssen Sie halt mit Ihren Leuten sprechen. Schließlich haben Ihre Leute ja die Organe angefordert.«
Zohar lächelte. »Eins dürfen Sie nicht vergessen, Nathan. Bei COPE weiß niemand von unserem Projekt. Wir kümmern uns dort lediglich darum, Organe für potenzielle Empfänger zu beschaffen, die auf der üblichen Warteliste vermerkt sind. Ich habe meine Leute selbst ausgebildet, und die verstehen was von ihrem
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