Totenwache - Thriller
Geschäft. Außerdem kann ich denen ja nicht gut vorschreiben, die Arbeit einfach einzustellen. Zwei Dinge habe ich allerdings bereits geändert. Erstens werde ich in Zukunft keine Kandidaten mehr auswählen, die einen Spenderausweis haben. Und zweitens werde ich die Angehörigen der von uns ausgewählten Kandidaten von jetzt an vor der Entnahme um ihre Zustimmung bitten, gleichzeitig jedoch dafür sorgen, dass sie diese Zustimmung verweigern. Diese beiden Maßnahmen müssten eigentlich ausreichen, um in Zukunft Konflikte mit dem traditionellen Spendersystem zu vermeiden.«
»Hoffentlich täuschen Sie sich da nicht«, sagte Lassiter. »Wenn so etwas noch mal passiert, sehe ich nämlich keine Möglichkeit mehr, es zu vertuschen. Sonst bekomme ich wirklich Probleme - und wie Sie bereits oben an Deck sehr richtig bemerkt haben: Ich weiß, wo Sie zu finden sind.«
Truett wollte gerade etwas sagen, doch Zohar legte ihm die Hand auf den Arm, warf ihm einen Blick zu und fuhr dann fort: »Eigentlich wollte ich ja mit Ihnen über etwas völlig anderes sprechen, Nathan. Es sieht nämlich so aus, als ob Sie schon wieder auffällig geworden sind.«
»Wieso?«
»Wie gesagt: Alle an diesem Projekt Beteiligten sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Deshalb ist es unverzichtbar, dass wir uns auf jeden einzelnen absolut verlassen können. Das heißt, die rechte Hand muss genau wissen, was die linke tut. Als Sie sich damals entschlossen haben, mit uns zu kooperieren, hat Mr. Truett es sich deshalb erlaubt, sowohl bei Ihnen zu Hause als auch in Ihrem Büro eine Überwachungssoftware installieren zu lassen. Diese Software registriert jede Tastaturbewegung auf Ihrem Computer und setzt uns davon in Kenntnis.«
Lassiter öffnete den Mund, um zu protestieren, doch Zohar hob beschwichtigend die Hand.
»Sie sind in diesem Punkt keine Ausnahme, Nathan. Die übrigen Beteiligten werden nämlich von uns auf die gleiche Weise überwacht. Sie werden die Notwendigkeit dieser Vorsichtsmaßnahme gewiss einsehen, wenn Sie nur ein wenig darüber nachdenken. Vielleicht verstehen Sie jetzt auch, warum Mr. Truett und ich Sie unter sechs Augen sprechen wollten. Außer Ihnen weiß nämlich keiner der Beteiligten etwas von dieser Maßnahme. Ich muss Sie deshalb um absolute Diskretion bitten.«
Truett mischte sich ein. »Letzte Woche haben wir an dem
Computer, den Sie zu Hause benutzen, merkwürdige Vorgänge festgestellt. Es sieht so aus, als ob jemand Ihre privaten Dateien sehr gründlich durchsucht hätte.«
Lassiter erbleichte. »Welche Dateien? Was soll das heißen - ›durchsucht‹?«
»Ihr gesamtes System. Und zwar ebenso professionell wie gründlich. Dabei ging es offenbar vor allem um Ihre Finanzen.«
»Meine Exfrau«, zischte Lassiter. »Wahrscheinlich glaubt sie, dass ich noch irgendwo Geld versteckt habe.«
Truett schüttelte den Kopf. »Das glauben wir nicht.«
»Warum nicht?«
»Wenn es Ihre Exfrau gewesen ist, müsste sie fremde Hilfe gehabt haben. Diese Leute haben nämlich sogar nach verschlüsselten Dateien Ausschau gehalten, die sich in anderen Dateien verbergen - das ist manchmal bei Kinderpornografie der Fall. Das Verschlüsselungsverfahren bezeichnet man als Steganografie. Ist Ihre Frau eine so gewiefte Computerexpertin?«
»Margaret? Keinesfalls. Die kennt sich gerade mal mit dem E-Mail-Programm aus und mit den üblichen Internetfunktionen - mehr nicht.«
»Aber es kommt noch besser, Dr. Lassiter. Egal, wer sich an Ihrem Computer zu schaffen gemacht hat, der oder die Betreffende hat nicht nur Ihre Dateien durchgecheckt, sondern dort auch noch die gleiche Überwachungssoftware installiert wie wir. Das heißt, die andere Seite interessiert sich nicht nur für Ihre Finanzen, sondern möchte anscheinend auch gerne wissen, was Sie sonst noch so treiben. Würden Sie Ihrer Frau das zutrauen?«
»Aber … wenn Margaret nicht dahintersteckt, wer dann? Vielleicht das Finanzamt?«
Truett schüttelte erneut den Kopf. »Die Spyware leitet
die Berichte über Ihre Aktivitäten an einen Server weiter, und von dort aus gehen sie dann an den entsprechenden Nutzer. Deshalb heißt die Software ja auch Sypware. Wir können die Berichte zwar bis zu dem Server verfolgen, aber nicht weiter. Das ist wie bei einem Schweizer Bankkonto: Wir wissen zwar, wohin die Überweisungen gehen, können aber nicht nachverfolgen, wer das Geld später abhebt.«
Lassiter ging jetzt in dem Raum auf und ab und wurde immer nervöser. Plötzlich
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