Totenwache - Thriller
blieb er stehen und sah Truett an. »An welchem Tag ist das passiert?«
»Letzten Dienstag - am Vormittag.«
Lassiters Augen schossen wie zwei in einem Glas gefangene Bienen hin und her. »Ah, verstehe - deswegen haben die Pflanzen also überlebt.«
»Was?«
»Der Kammerjäger. Letzte Woche ist ein Mann gekommen und hat behauptet, dass er unter dem Haus Termiten entdeckt hat, die er unbedingt vernichten muss. Einige Tage später hat er das ganze Haus in eine Plastikhülle gepackt und dann mit Gas gefüllt. Er hat gesagt, dass das Gas sämtliche Lebewesen in meinem Haus tötet. Aber ich habe völlig vergessen, die Pflanzen rauszustellen, und die Pflanzen leben immer noch.«
Truett sah Zohar an und dann wieder Lassiter. »Und wie heißt die Firma?«
»Keine Ahnung. Ich habe nicht so genau hingesehen. Der Mann hat gesagt, dass meine Frau ihn engagiert hat … eine Art Servicevertrag oder so was …«
»Nathan, hören Sie«, sagte Zohar. »Kam Ihnen dieser Insektenmensch bekannt vor? Haben Sie ihn vorher schon mal gesehen?«
Lassiter schüttelte ratlos den Kopf. »Ein großer Mann - mit einer riesigen Brille.«
Truett zuckte zusammen. »›Mit einer riesigen Brille ‹ haben Sie gesagt?«
»Ja - mit großen dicken Brillengläsern. Seine Augen erschienen hinter den Gläsern fast so groß wie Walnüsse.«
Truett ließ sich gegen die Rücklehne des Sofas sinken. Zohar drehte sich in seine Richtung und sah ihn fragend an.
»Ich kenne den Mann«, sagte Truett. »Der Typ hatte am 4. Juli direkt neben der PharmaGen einen kleinen ›Bootsunfall‹, und wir haben ihn aus dem Wasser gezogen. Er hat sich eingehend nach meiner Firma erkundigt und wollte wissen, wie wir es mit dem Datenschutz halten und so weiter. Außerdem war eine Frau bei ihm.«
»Eine Frau?«, sagte Lassiter atemlos. »Vielleicht Margaret?«
»Wie sieht Ihre Exfrau denn aus?«
»Sie ist … sie hat … also sie …« Lassiter gab sich redlich Mühe, das Erscheinungsbild der Frau zu beschreiben, mit der er siebzehn Jahre das Bett geteilt hatte. »Sie hat braunes Haar.«
Truett schüttelte den Kopf. »Die fragliche Frau war blond.«
»Können Sie sich zufällig noch an die Namen erinnern?«, fragte Zohar.
»Nein, die Namen habe ich nicht genau verstanden. Aber beide hatten einen Doktortitel, das weiß ich noch. Der Mann hat gesagt, dass er irgendwo in North oder South Carolina Professor ist.«
»Und sie?«
Truett dachte angestrengt nach. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Ich kann mich bloß noch daran erinnern, dass sie ein grünes und ein braunes Auge hatte.«
Lassiter schnappte hörbar nach Luft. Er ließ sich rückwärts
auf das Sofa fallen und starrte zur Decke. »Riley … McKay«, hauchte er.
Zohar sah Truett an, der nickte.
»Ja … das ist sie«, sagte Lassiter keuchend. »Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Pathologie … Die macht mir ständig Vorhaltungen und löchert mich mit Fragen … Deshalb habe ich sie kaltgestellt …«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Zohar scharf.
» Beruhigen?« Lassiter rappelte sich auf, bis er wieder aufrecht saß. »Sind Sie nicht ganz bei Trost? Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet?«
Zohar saß einige Sekunden schweigend da und starrte vor sich auf den Fußboden. »Das heißt, dass jemand Nachforschungen anstellt - und Sie in Verdacht hat. Entweder die Frau hat sich jemanden geholt, der ihr hilft - oder umgekehrt. Und dann sind die beiden sogar in Ihr Haus eingedrungen und haben Ihren Computer angezapft. Das spricht allerdings für ein gesteigertes Interesse«, sagte er und verstummte dann.
»Ich steige aus«, erklärte Lassiter und sprang auf. »Wir müssen das ganze Projekt auf der Stelle abblasen.«
»Setzen Sie sich wieder hin und beruhigen Sie sich endlich.«
Lassiter sah Zohar erstaunt an. »Julian, jemand ist uns auf der Spur. Jemand weiß, was los ist.«
»Bislang wissen wir nur, dass jemand Nachforschungen anstellt. Wir wissen nicht, was die beiden bislang herausgefunden haben. Wir haben alle eine Menge in dieses Projekt investiert, Nathan. Das können wir doch jetzt nicht einfach alles wegwerfen, bloß weil möglicherweise jemand einen Verdacht hegt. Einverstanden: Wir müssen etwas unternehmen. Aber vergessen Sie nicht: Alles, was wir jetzt tun, birgt ein gewisses Risiko. Zuerst müssen wir herausfinden,
was die beiden wissen, wer genau an den Nachforschungen beteiligt ist und wie sie uns auf die Schliche gekommen sind. Wenn wir Glück haben, können wir die
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