Totenwache - Thriller
Fall nicht zurückgreifen - also bleibt mir nichts anderes übrig, als es auf die brutale Art zu versuchen.«
Zohar nickte. »Wie Sie schon sagten: je früher, desto besser.«
»Und was ist mit unserem nächsten Projekt?«, fragte Truett. »Machen wir einfach so weiter, oder sollen wir die Sache lieber auf Eis legen, bis die Situation bereinigt ist?«
»Ich würde sagen, wir blasen die Sache ab«, erklärte Santangelo.
»Ganz Ihrer Meinung«, sagte Truett und nickte. »Das Risiko ist einfach zu groß.«
»Meine Herren«, sagte Zohar. »Wir müssen jetzt unbedingt die Nerven behalten. Wenn wir herausfinden wollen, wo unser System noch Schwachstellen aufweist, müssen wir unser nächstes Projekt wie geplant durchführen. Hinzu kommt, dass wir eine Klientin haben, die bereits auf ein
Organ wartet. Und die Dame stellt ebenfalls ein Risiko dar. Immerhin haben wir ihr eine rasche Lösung ihres Problems in Aussicht gestellt und können sie jetzt nicht einfach vertrösten. Glauben Sie mir: Die Frau ist sich ihrer Sache ohnehin nicht sicher. Wenn wir sie warten lassen oder sie irgendwie verunsichern, springt sie sofort wieder ab, und dann haben wir noch ein Risiko am Hals. Verlässlich ist einzig ein zufriedener Kunde - und die Frau wird erst zufrieden sein, wenn sie ihre neue Niere erhalten hat. Bis dahin bleibt uns noch eine Woche Zeit. Schauen wir mal, vielleicht findet Mr. Santangelo ja vorher noch etwas heraus.«
Wieder verfielen die Männer in brütendes Schweigen. Truett hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und rollte ein kleines braunes Fläschchen zwischen den Händen hin und her.
»Und was ist mit Lassiter?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Er hat viel Geld dafür bekommen, dass er bei der Sache mitmacht - sehr viel Geld sogar. Aber das war ihm offenbar noch nicht genug. Er musste das Geld unbedingt in die Firma investieren, um am Ende richtig abzusahnen. Dr. McKay und dieser Entomologe sind bloß wegen Lassiters Geldgier auf PharmaGen gestoßen. Hinzu kommt, dass er sie überhaupt erst durch seine Stümperei auf die Idee gebracht hat, der Sache nachzugehen. Der Mann ist für uns inzwischen eine echte Belastung.«
»Ja, Lassiter ist eine Zeitbombe«, pflichtete Santangelo ihm bei. »Der Mann macht mich nervös.«
Zohar nickte nachdenklich. »Aber natürlich brauchen wir jemanden, der uns in der Rechtsmedizin den Rücken freihält - obwohl das nicht unbedingt Lassiter sein muss. Ich teile Ihre Besorgnis, meine Herren. Nun, vielleicht erweisen sich die Schwierigkeiten, vor denen wir im Augenblick
stehen, sogar schon bald in doppelter Hinsicht als Geschenk des Himmels. Erstens zwingen sie uns dazu, unsere Vorgehensweise zu perfektionieren, und zweitens bieten sie uns die Chance, uns des schwächsten Glieds in unserer Kette zu entledigen.«
Zohar hob das Weinglas, das vor ihm auf dem Tisch stand. Er sah die beiden Männer an und prostete ihnen zu. »In ruhiger See ist jeder ein Seemann«, sagte er. »Trinken wir auf den Sturm, meine Herren. Auf der anderen Seite erwartet uns ein sicherer Hafen.«
27. Kapitel
Riley parkte ihren Wagen unten am Fluss, überquerte auf der gewundenen rostroten Fußgängerbrücke die West Carson Street und trat dann in die Station am Fuß der Duquesne-Zahnradbahn. Sie liebte die hundertfünfundzwanzig Jahre alte Station mit ihren rosaroten Backsteinmauern und dem violetten Schieferdach. Früher einmal hatte es in Pittsburgh neunzehn solche Zahnradbahnen mit einem Steigungswinkel von dreißig Grad gegeben. Die Bahnen hatten Arbeiter, Fahrzeuge und Kohle die steilen Hänge hinaufgebracht, die nicht einmal von Pferden zu bewältigen waren. Inzwischen gab es nur noch die Duquesne- und die Monongahela-Zahnradbahn, die Passagiere vom südlichen Ufer des Flusses auf den Gipfel des Mount Washington beförderten. Als Riley noch ein kleines Mädchen gewesen war, war ihr Vater häufiger mit ihr in einer der beiden Bahnen gefahren, die inzwischen jedoch vor allem von Touristen frequentiert wurden. Trotzdem war Riley stets aufs Neue fasziniert, wenn sich der rot-gelbe Wagen unten in der Station in Bewegung setzte und die drei Flüsse allmählich in Sicht kamen.
Normalerweise wählte sie einen Sitz ganz vorne im Wagen und wartete gespannt auf den atemberaubenden Panoramablick, der sich von der Kabine aus bot. Doch an diesem Morgen ging sie direkt in den hinteren Teil und setzte sich neben einen Mann mit welligen Haaren, der ihr strahlend entgegenblickte.
»Die schöne Riley McKay«,
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