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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wieder aufgetaucht - in erster Linie wohl, um Nick zu quälen. Dazu kommt noch Nicks Augenleiden. Manche Leute reagieren auf so etwas sehr verletzend. Das ist die Welt, in der Nick aufgewachsen ist, Riley. Allerdings hat er schon sehr früh zwei Dinge entdeckt: dass er ungewöhnlich
intelligent ist und dass er - natürlich mit der richtigen Brille auf der Nase - Dinge sehen kann, die andere Leute nicht sehen.«
    »Was für Dinge?«
    »Wir haben bei uns zu Hause häufig Puzzle gespielt. Wir hatten jede Menge Puzzlespiele und haben die Elemente wieder und wieder zusammengelegt. Aber im Laufe der Zeit sind viele der Boxen abhandengekommen. Deshalb haben wir die Elemente in Plastiktüten verwahrt. Wenn wir anfingen, ein Puzzle zu legen, hatten wir deshalb meist keine Ahnung, wie es am Ende aussehen sollte. Vielleicht wie ein Leuchtturm? Oder wie eine Fabrik? Zwischen uns Kindern bestand daher eine Art Wettbewerb, wer das Motiv als Erster errät. Einmal war Nick zum Abendessen bei uns, anschließend haben wir ein Puzzle gelegt. Nick hat uns dabei zugesehen. Wir hatten kaum drei Elemente auf den Tisch gelegt, da sagte er schon: ›Das ist ein Segelschiff mit drei Masten.‹ Und wissen Sie was? Er hatte recht . Danach wollten meine Geschwister nicht mehr, dass Nick dabei ist, wenn wir Puzzle spielen. Wissen Sie warum? Weil Nick einem den ganzen Spaß verderben kann. Er sieht Dinge, die andere Leute nicht wahrnehmen. Deshalb lebt er auch in einer ganz eigenen Welt.«
    »Hält er sich selbst wirklich für ein Insekt?«
    »Für die menschliche Spezies hat er jedenfalls nicht viel übrig - zumindest nicht für die Exemplare, die ihm bisher über den Weg gelaufen sind. Menschen können so unberechenbar sein, so irrational - so verletzend . Ich glaube, deshalb schätzt Nick die Insektenwelt - weil dort alles seine Ordnung hat, weil dort alles so berechenbar ist. Ich glaube, für seine Krankheit gibt es nur ein Heilmittel - nicht etwa ein Medikament oder eine Therapie, nein, ein menschliches Gesicht.«

    »Leo, ich muss Sie mal was fragen: Was halten Sie eigentlich von Nicks Theorie, dass Lassiter und Konsorten illegal mit Organen handeln?«
    »Eigentlich würde ich die Theorie völlig absurd finden«, sagte Leo, »wenn sie nicht auf Nicks Mist gewachsen wäre. Denken Sie nur an das Segelschiff. Nick hat so etwas wie einen siebten Sinn, den er offenbar aus der Insektenwelt entliehen hat. Er sieht manchmal die irrsinnigsten Zusammenhänge. Vielleicht täuscht er sich in diesem Fall, aber ich würde seine Intuition nicht unterschätzen.«
    Leo nahm Rileys Hand und blickte ihr in die Augen. »Und jetzt zu dem Grund meines Anrufs«, sagte er und zeigte auf eine Mappe, die neben ihm auf der Sitzbank lag. »Nick hat mich gebeten, die Datenbank der Uniklinik zu knacken.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil Sie ihm erzählt haben, dass dort mehr Transplantationen durchgeführt werden als irgendwo sonst hier in der Gegend. Er hat mich gebeten, die Liste der Patienten ausfindig zu machen, die dort auf eine Nierentransplantation warten. Außerdem hat er mich gebeten, auch nach alten Listen Ausschau zu halten. Er möchte sie miteinander vergleichen, um zu sehen, ob jemand von der Liste verschwunden ist, der kein Transplantat erhalten hat. Falls es solche Leute gibt, will er überprüfen, ob die Betreffenden verstorben sind. Das heißt, er will seine Theorie an der Realität überprüfen, Riley. Wenn jemand, der von der Liste verschwunden ist, noch am Leben ist, möchte er wissen, warum.«
    Riley schwieg. Leo drückte ihre Hand noch etwas fester.
    »Wie lange stehen Sie eigentlich schon auf der Warteliste, Riley?«

    Sie sah ihn mit einem Blick an, der zugleich von Traurigkeit und von Erleichterung kündete. »Sechs Jahre, acht Monate und siebzehn Tage.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Ich habe ein seltenes Kompatibilitätsproblem, Leo. Die Chance, dass sich für mich je eine Niere findet, ist sehr gering.«
    »Und wenn sich wirklich kein Organ findet?«
    »Meine Diagnose lautet: chronisches Nierenversagen. Als die Leistungsfähigkeit meiner Niere unter zehn Prozent gefallen ist, wurde mir eine Niereninsuffizienz im letzten Stadium attestiert. Eine regelmäßige Dialyse kann dabei helfen, Zeit zu gewinnen, aber Heilung ist nur durch eine Spenderniere möglich.« Sie sah zum Fenster hinaus. »Irgendwann kommt es zu einem vollständigen Nierenversagen, und dann ist es zu Ende, jedenfalls sagen das die Ärzte. Das Blut wird vergiftet, und die

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