Totenwache - Thriller
bitte?«
»Ach kommen Sie, Cruz, ich dachte, wir sind Freunde. Wir haben Ihnen jetzt schon zahlreiche Fragen beantwortet. Wie wär’s, wenn Sie uns zur Abwechslung auch mal eine Auskunft geben?«
»Ich habe Sie zwar gebeten, die Ermittlungsarbeit des FBI zu unterstützen, Dr. Polchak. Umgekehrt kann ich Ihnen allerdings keine Auskunft erteilen. Sie wissen schon - die Schweigepflicht.«
»Sie sind mir ein schöner Freund.«
»Und was ist mit dieser Firma, PharmaGen? Hat Lassiter das Unternehmen vielleicht schon mal in der Arbeit erwähnt,
Dr. McKay? Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb er dort so viel Geld investiert hat?«
»Nein«, sagte sie. »Darüber können wir bislang nur spekulieren.«
»Dann lassen Sie doch mal hören.«
Riley holte tief Luft. »Hunderttausende von Bürgern hier in West-Pennsylvania haben PharmaGen freiwillig ihr Genmaterial zu Forschungszwecken überlassen. Die Firma hat deshalb einen eigenen Ethikrat, und in diesem Ethikrat sitzt ein gewisser Julian Zohar, der die Koordinationsstelle für Organbeschaffung hier in Pittsburgh leitet. Wir glauben deshalb … das heißt, wir schließen deshalb nicht aus …« Sie verstummte, und Nick setzte ihre Ausführungen fort.
»Wir glauben, dass der Mann einen Schwarzmarkt für Spenderorgane aufbauen möchte. Dabei bedient er sich der PharmaGen-Daten, um für seine Organempfänger die passenden ›Spender‹ zu finden.«
Santangelo sah die beiden schweigend an und ließ sich auf der Bank zurücksinken.
»Wie gesagt: Das ist reine Spekulation.«
»Können Sie dafür belastbares Beweismaterial vorlegen?«
Nick schüttelte den Kopf. »Warum so überrascht, Mr. Santangelo? Haben Ihre Ermittlungen Sie etwa in eine andere Richtung geführt?«
»Dazu … kann ich leider nichts sagen«, stotterte Santangelo. »Ich bin lediglich über Ihre … Schlussfolgerungen überrascht.«
Die drei saßen eine Weile schweigend da.
»Mehr wissen wir nicht«, sagte Nick schließlich.
»Ganz außerordentlich hilfreich, was Sie mir da anvertraut haben«, entgegnete Santangelo, der immer noch um Fassung rang.
»Und wie geht es jetzt weiter?«
Santangelo sah die beiden an. »Ich kann Ihnen nur so viel sagen: Wir überwachen zurzeit mehrere Personen. Wir vermuten nämlich, dass ein ganzes Netzwerk hinter der Sache steckt. Doch zuschlagen können wir erst, wenn wir gegen alle Beteiligten hieb- und stichfeste Beweise in der Hand haben.«
»Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte Riley.
»Sie können im Augenblick gar nichts tun. Sie haben mir alles gesagt, was Sie wissen. Ab jetzt wird das FBI die Ermittlungen wieder alleine weiterführen. Nur so viel: Bitte nehmen Sie in Zukunft Abstand davon, in fremde Häuser einzudringen oder fremde Computer auszuspähen. Und noch eins: Halten Sie sich bitte von Dr. Lassiter fern. Wenn der Mann Wind davon bekommt, dass Sie hinter ihm her sind, wäre das eine Katastrophe. Falls davon etwas bekannt wird, fliegt uns der ganze Laden um die Ohren. Uns geht es darum, das komplette Netzwerk hochzunehmen. Deshalb müssen Sie es uns überlassen, wie wir die Ermittlungen führen und wann wir zuschlagen. Wenn Sie das beherzigen, können wir am Ende alle zufrieden sein.«
»Und wie lange brauchen Sie noch?«, fragte Nick.
»Kann ich nicht genau sagen. Dr. McKay, ich möchte Sie ausdrücklich darum ersuchen, Ihre Arbeit am Rechtsmedizinischen Institut wie gewohnt fortzusetzen. Reden Sie bitten mit niemandem über die Angelegenheit. Und falls Ihnen an Dr. Lassiters Verhalten wieder etwas auffällt, rufen Sie mich bitte sofort an.« Er gab den beiden jeweils eine Karte mit dem eingravierten schwarz-goldenen Siegel des FBI. »Und noch eins: Dr. Lassiters Nachbarin hat uns berichtet, dass drei Personen in das Haus eingedrungen sind. Wer war die dritte Person?«
Nick und Riley schwiegen.
»Dr. McKay, Sie sind Pathologin, und Sie, Dr. Polchak, sind Entomologe«, sagte Santangelo und sah die beiden an. »Da liegt die Vermutung nahe, dass die dritte Person Ihr Computerexperte gewesen sein dürfte.«
»Eine interessante Vermutung«, erwiderte Nick.
»Das FBI wüsste gern, um wen es sich bei dieser Person handelt.«
»Mr. Santangelo, wir wüssten auch gerne so manches.«
Der FBI-Mann sah ihn wütend an. »Na, dann einen schönen Aufenthalt in Pittsburgh, Dr. Polchak. Schauen Sie sich ein paar anständige Baseballspiele an. Und gehen Sie vielleicht ein bisschen an die Sonne - würde Ihnen guttun. Und wie gesagt, Sie kennen ja das
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