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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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mit seiner Arbeit, dem Mahlen von Fleischresten zu Nerzfutter, fort. Die Bandsäge kreischte, als sie sich durch Knochenstücke fraß, sie übertönte sogar die Nerze. Das gemahlene Fleisch ringelte sich wie eine rote Schlange aus der Öffnung der Fleischmühle hinunter in einen Eimer aus rostfreiem Stahl.

    Enttäuscht stellte Erika fest, dass Ivan den gesprayten Text MÖRDER , TIERQUÄLER! übergestrichen hatte. Die Farbe war noch nicht trocken, deckte aber. In dem Johannisbeerstrauch dicht daneben machte sie jedoch einen Fund. Eine Sprayflasche, die weiße Farbe enthalten hatte. Vorsichtig sicherte sie eventuelle Fingerabdrücke auf der Flasche mit einem Plastikfilm. Als sie sich an das Fuchseisen machen wollte, griff Maria ein.
    »Krister hat die Falle aufgemacht. Ich werde ihm wohl Fingerabdrücke abnehmen lassen müssen, damit wir ihn ausschließen können«, sagte Maria mit vollem Ernst und lachte mit den Augen. »Ich glaube übrigens, dass Egil Hägg das Eisen zum Haus getragen hat. Und Gustav hat es auch angefasst, als Egil ihm gezeigt hat, wie man es aufstellt und wie es zuschnappt, damit er begriff, was geschehen war. Ich glaube auch, ich selbst bin dagegen gekommen, als ich Ivans Knöchel untersucht habe.« Erika stöhnte laut.
    »Wir können nur hoffen, dass derjenige, der die Spraydose benutzt hat, ebenso amateurhaft vorgegangen ist wie ihr anderen. Dann hätten wir nämlich eine ganze Menge Fingerabdrücke.«
    Ein Taubenschwarm kreiste niedrig über Ivans Haus und flog weiter zum Taubenschlag der Häggs. Maria, die dicht neben Ivans Wäscheleine stand, konnte sehen, wie die Tauben ihre Visitenkarten auf den weißen Laken hinterlassen hatten.

11
    Manche Dinge sieht man sich lieber nicht so genau an, dachte Maria, als sie Mayonnaise tief gebeugt über die Motorhaube eines seiner Sammlerobjekte stehen sah, sodass seine Arschfalte halb sichtbar war. Der leere hintere Teil der Hose hing im besten Landstreicherstil herunter. Immer noch hatte sich die Zahl der Schrottautos nicht verändert, obwohl Maria mit allem nötigen Nachdruck darauf hingewiesen hatte, dass die Rostlauben verschwinden mussten. Sie verzweifelte. Dem Kerl fehlte jedes Gefühl für normales Sozialverhalten. Und hier ging es nicht um Fingerspitzengefühl, sondern um ganze Karossen.
    Linda war bitterböse, weil sie beim Nachhausekommen kein Eis bekommen hatte, und Emil stimmte ihr zu:
    »Papa gibt uns immer Eis!« Linda sang Spottverse auf ihre Mama und kroch sofort in ihr Puppenbett mit einem Buch als Dach über dem Kopf. Nach der Melodie von »Das Eichhörnchen saß auf der Fichte« sang sie eine lange eigene Komposition. Maria, die spürte, dass es nicht mehr lange bis zum Müde- und Hungergeschrei war, beeilte sich und kochte Mehlsuppe. Krister war nicht zu sehen. Wenn ich meine Tage hier mit Mayonnaise verbringen muss, ziehe ich in eine Wohnung in die Stadt um, empörte sich Maria und war gleichzeitig erschreckt über den Gedanken. Der Sonntagsstörer hatte neues Terrain erobert und nun auch die Abende in der Woche mit Beschlag belegt. So ging es nicht weiter. Sie hatten keine Kraft mehr, Freunde einzuladen, mit denen sie wirklich zusammen sein wollten. Mayonnaise nahm ihnen mit seiner Anwesenheit alle Energie. Wie ein Blutegel ließ er erst von seinen Opfern ab, wenn er alle Kraft aus ihnen herausgesaugt hatte. Wenn sie endlich mal Zeit füreinander hatten, wollten sie auch allein sein.
    Übrigens schien es so, als ob Mayonnaise noch mehr in seinem Element war, wenn sie ausnahmsweise Gäste hatten. Dann wurde ja ein Fest gefeiert! Er konnte von seinem Küchenfenster aus leicht feststellen, dass Autos zu Krister und Maria kamen, und dann saß er da plötzlich ganz einfach auf dem Wohnzimmersofa und unterhielt sich mit dem einen oder anderen Gast. Sein Lieblingsthema war Zypern, also die Zeit, als er auf Zypern UNO-Soldat gewesen war. Maria wusste stets, wann es so weit war, denn dann hatte er seine Uniformhose an. Alles, was von Zypern handelte, bekam das Präfix Axt. Im schlimmsten Soldatenjargon erzählte er von Axtgold und Zypernkuchen (Hähnchen) auf Axttellern. Wenn man sich das zweimal angehört hatte, kamen einem selbst Axtgedanken. Alles, was mit Zypern zu tun hatte, war Axt.
    Krister hatte erzählt, dass Mayonnaises Aufenthalt auf Zypern nicht sehr lange gedauert hatte. Nach zwei Monaten war er nach Hause geschickt worden.
    Weiter kam Maria nicht in ihren Überlegungen, denn die Haustür schlug auf und aus der Diele war

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