Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
zwölf.
    »Die werden Afrikaringe oder UNO-Ringe genannt. Wir stellen sie natürlich nur in 18 Karat Gold her. Das, womit die Burschen aus dem Ausland nach Hause kommen, ist nur 14 Karat, Axtgold, wie sie sagen.« Die Frau des Juweliers kicherte, dass der ganze Brustkorb hüpfte.
    »Haben Sie eine Möglichkeit, herauszufinden, wie viel Karat dieser Ring hat?«
    »Mein Mann arbeitet im Augenblick nicht, aber wenn Sie ihn uns bis morgen hier lassen wollen, kann er einen Blick drauf werfen. Wie ist denn Ihr Name?«
    »Maria Wern, von der Polizei.«
    »Ach so, dann kann ich ihm gleich mal Bescheid sagen. Er hält hier nebenan Mittagsruhe«, sagte Frau Bredström und zeigte auf den roten Samtvorhang, der den Laden vom privaten Teil des Hauses trennte.
    Ein sehr müder Mann, dem die Haare zu Berge standen, trat durch den Samtvorhang, nachdem die Frau ihn gerufen hatte. Bredström begrüßte Maria mit Handschlag und suchte in der Tasche seines Jacketts nach der Brille.
    »Na, dann wollen wir mal sehen, wollen mal sehen«, murmelte er vor sich hin. »Die Untersuchung dauert einen Moment. Sie können sich ja ein wenig im Laden umsehen, während Sie warten. Vielleicht finden Sie etwas Interessantes.«
    »Sie ist von der Polizei«, flüsterte seine Frau. Der Juwelier wischte sich mit der Faust übers Ohr und zuckte mit den Schultern. Maria folgte seiner Empfehlung und unternahm eine Runde durch den Laden.
    Ohrringe und andere Ringe funkelten in Samtkästen an ihr vorbei. In einem Schaukasten ganz für sich allein hing genauso ein Halsband, wie sie es von Krister zu Weihnachten bekommen und seitdem täglich getragen hatte. Es sah aus wie ein keltisches Schmuckstück oder ein Fund aus der Eisenzeit, war aber aus reinem Gold. Frau Bredström war darauf aufmerksam geworden, hatte es aber nicht kommentiert. Mit einer gewissen Befriedigung erinnerte sich Maria an den Heiligen Abend bei der Schwiegermutter und die Bewunderung, die das Halsband geweckt hatte. Eigentlich durfte sie sich das Preisschild nicht ansehen. Durfte sie wirklich nicht. Aber andererseits wollte sie feststellen, ob es tatsächlich genau der gleiche Schmuck war, und dann konnte sie den Preiszettel einfach nicht übersehen. Die Glasscheibe beschlug; 4900,–, dafür kann man mit ein bisschen Glück einen Gebrauchtwagen oder in der Zeitung eine Waschmaschine UND einen Geschirrspüler finden. Wie kam Krister eigentlich dazu, ein Halsband für 4900 Kronen zu kaufen? Wie war ihm das geglückt, ohne dass sie gemerkt hatte, dass das Geld vom Konto verschwunden war? Wahrscheinlich war es nie darauf gewesen. So war das mit Krister, man wusste es nie sicher.
    Zu Anfang hatten Kristers Freunde sie davor gewarnt, mit diesem Mann ein gemeinsames Konto zu führen. Kauft keine teuren Sachen, man weiß nicht, wie lange das hält. Wartet mit dem Ledersofa ein Weilchen, hatten sie gesagt. Aber Maria hatte nicht auf sie gehört. Wenn sie ein Verhältnis begann, sollte es auch mit ganzem Herzen sein. Schwer genug war es sowieso. Sie hatte an mehreren abschreckenden Beispielen das Gegenteil beobachtet. Ein Paar im Bekanntenkreis, das sich ständig darüber stritt, wer was zu bezahlen hatte. Der Höhepunkt war gewesen, als sie für Karin ein Geburtstagsgeschenk gekauft hatten und das ganze Fest mit ihrem Streit verdarben, wer denn der bessere Freund sei und welchen Prozentsatz jeder von ihnen demzufolge bezahlen sollte; dreißig bis siebzig oder vierzig bis sechzig oder sogar achtzig bis zwanzig. Die Geschichte wurde nur noch von der übertroffen, in der die Frau dieses Paares ihren Mann einen ganzen Tag lang während der Arbeit im Krankenhaus mit Osterfedern jagte, weil er sich weigerte, die Hälfte des Preises zu bezahlen, denn er legte auf Osterschmuck nicht den gleichen Wert wie sie. Und das wurde höchstwahrscheinlich der Grund für ihre Trennung. Nein, ein gemeinsames Konto hatte unter diesen Umständen als einzig denkbare Alternative gegolten. Clarence hatte die gesamte Kontrolle über die Lebenshaltung des Paares Haag. Rosmarie hatte ihn um Geld für den Kauf der notwendigsten Dinge bitten müssen. War es möglich, dass er mehrere Jahre lang Tausende von Kronen ausgegeben hatte, ohne dass Rosmarie davon eine Ahnung hatte?
    Juwelier Bredström räusperte sich und nahm die Lupe aus dem Auge.
    »Tja, also, Frau Wern. Dieser Ring besteht nur aus 14-karätigem Gold. Der kann nicht in meinem Laden gekauft worden sein. Wie meine Frau vorhin schon gesagt hat: Wir verkaufen nur 18- oder

Weitere Kostenlose Bücher