Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
Vom Netzwerk:
Fuß: »Auto? Wandern?« Er sah mir wieder in die Augen und durchleuchtete mich mit seinem rabenschwarzen Blick. »Wenn Sie meinen.«
    »Keine langen Wanderungen«, stammelte ich. »Der Fuß ist schon fast wieder in Ordnung. Nur dieses Auf und Ab bei Kassel hat ihm nicht so gut getan.« Als würde ich jemals daran denken, wandern zu gehen, selbst mit gesundem Fuß. Warum hatte ich das nur gesagt? Nervosität. Er machte mich nervös.
    Wir hatten die Tür seines Büros erreicht. »Nun, dann darf ich mich von Ihnen verabschieden«, sagte ich und sehnte mich danach, ihn loszuwerden.
    »Warten Sie, ich hole nur kurz meine Sachen, dann begleite ich Sie nach draußen.«
    Ich hielt die Luft an.
    Er war gleich wieder auf dem Flur und ging, jetzt wieder in seine dunkle Anzugjacke gehüllt und mit einem Trenchcoat über dem Arm, langsam in Richtung Ausgang.
    »Dann sind Sie den ganzen weiten Weg hierhergefahren, nur um sich diese roten Stellen anzusehen?«
    »Nein, nicht nur …«
    »Mit einem verstauchten Fuß?« Er blieb am Ausgang stehen und sah mich kurz an, ehe er die Tür öffnete. »Sagen Sie mir«, fuhr er fort, als ich ohne zu humpeln an ihm vorbeizugehen versuchte, »… haben Sie irgendein persönliches Interesse an diesem Fall?«
    »Nein, nicht doch«, antwortete ich etwas zu schnell. »Aber dieser Fall war in vielerlei Hinsicht hochinteressant … rein rechtsmedizinisch betrachtet. Finden Sie nicht?«
    »Absolut. Eine sehr ungewöhnliche Sache. Wo ist Ihr Auto?«, fragte er und spießte mich mit seinem Blick erneut auf. Draußen war es inzwischen stockfinster. Bei meiner Ankunft war der Parkplatz noch ziemlich voll gewesen, so dass ich am hinteren Ende hatte parken müssen. Jetzt waren nur noch wenige Autos da, und mein GTI stand unendlich einsam gut hundert Meter von den wenigen anderen entfernt. Ich nickte in Richtung des Wagens.
    »Ganz da hinten.«
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte er, fasste mich mit einem viel zu festen Griff unter dem Arm, der wie ein Summen in meinen Muskeln zurückblieb, als wir endlich da waren und er mich wieder losließ. »Eine gute Zeit«, sagte er, als ich mich in den Wagen gesetzt hatte. »Und danke für Ihre Hilfe.« Er lächelte, und seine Augen glänzten wie schwarzes Eis in der Dunkelheit.
    Er blieb stehen, beobachtete, wie ich zurücksetzte und wegfuhr, und ich wusste, dass ich mich irgendwie lächerlich gemacht hatte. Dieses Gefühl wurde noch stärker, als ich kurz darauf bemerkte, dass mir ein Auto folgte. Mein Herz hämmerte und mein Fuß pochte schmerzend, so dass ich in eine kleine Nebenstraße fuhr und dort anhielt. Im Rückspiegel sah ich, dass der Wagen, der mir gefolgt war, weiter geradeaus fuhr. Ich nahm zwei Paracetamol aus meiner Tasche und spülte sie mit dem Rest des Mineralwassers herunter, das seit Kassel in meinem Auto lag. Dann schloss ich die Augen, um ein bisschen nachzudenken, während ich darauf wartete, dass die Pillenwirkten. Aber irgendwie fehlte mir die Geduld dazu, so dass ich ausstieg, um das Auto herumging, die Heckklappe öffnete und den Reißverschluss meiner Tasche aufzog.

30
     
     
    Ich spürte die beiden Obduktionsmesser in meiner Gesäßtasche. Sie waren noch originalverpackt, und ich hatte die beiden Klingen mit zwei festen Lederriemen umwickelt. Ich spürte sie, aber sie störten mich nicht.
    Die Handschellen lagen samt Schlüssel in der Tasche. Ich hatte sie, einem spontanen Impuls gehorchend, mitgenommen. Ich wusste zwar, was ich mir vorgestellt hatte, nicht aber, was mich erwarten würde und für was ich Verwendung haben könnte.
    Um mich herum war Dunkelheit. Ich sah Silhouetten von Häusern, in denen Licht brannte, einen Briefkasten, Bürgersteige, Zäune und Hecken. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. Alles wirkte fremd und seltsam und erinnerte mich daran, wie belastend es war, irgendwo zu sein, wo man sich nicht zu Hause fühlte. Das Schlimmste im Leben.
    Von jetzt ab musste ich mich vortasten: Meine Gedanken waren unklar und nur darauf eingestellt, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Mein Ziel war es, irgendwo Larry Tang Mortensen zu finden. Es war klar, dass ich mich an die Notaufnahme wenden musste – aber es gab mehrere, verteilt auf verschiedene Krankenhäuser. Ich schaltete die Innenbeleuchtung ein und warf einen Blick auf die Liste, die ich erstellt hatte. Welche Krankenhäuser? Ich hatte gedacht, einfach Maximilian fragen zu können, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja noch nicht gewusst, welche

Weitere Kostenlose Bücher