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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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fragte ich. »Ich will nach Hause und trockene Sachen anziehen.«
    »Ich denke, ich sollte dich absetzen. Ich will auch nach Hause, aber vorher muss ich noch bei dir vorbei, mein Laptop ist noch dort.«
    »Gut«, sagte ich, als sie zurücksetzte, »aber ich würde auf dem Rückweg gerne an Larry Tang Mortensens Wohnung in der Jernbanegade vorbeifahren.«
    Natürlich hatten wir die Rush Hour erwischt, und auch wenn das hier in dieser Gegend nicht wirklich viel bedeutete, floss der Verkehr auf dem Sdr. Boulevard und vorbei am Assistens-Friedhof nervenaufreibend langsam. Irgendwann gelang es Nkem, zwei Busse zu überholen und dann in die Ansgarsgade abzubiegen, die in die Vindegade überging und schließlich in die Jernbanegade mündete.
    »Eine ziemlich noble Adresse für einen Krankenträger«, murmelte Nkem.
    »Das ist nur die eine Straße, die so nobel wirkt, weiter hinten ist die Gegend hier ziemlich übel«, sagte ich und nickte in Richtung des heruntergekommenen Straßenabschnitts, den man vom alten Hotel aus sehen konnte.
    »Bleib nur sitzen«, sagte ich, als sie vor dem Bahnhof in eine Parklückegefahren war, in der man dreißig Minuten stehenbleiben durfte. So lang würde ich sicher nicht brauchen. »Ich will nur überprüfen, ob er zu Hause ist.« Ich warf die Tür zu, hörte aber noch, dass sie wissen wollte, warum. Ohne zu hinken ging ich bis zur nächsten Straßenecke und fragte mich kurz, mit welchem Straßenabschnitt ich beginnen sollte, entschied mich dann aber rasch für den eher heruntergekommenen Bereich. Ich lief nach links über den Bürgersteig und überprüfte die Klingelschilder an den Hauseingängen, aber ohne Erfolg. Was ich wirklich vorhatte, wusste ich selbst nicht, spürte aber einen ungeheuren Drang, meine Theorie von den zwei Tätern bestätigt zu sehen. Ich ging zurück, überquerte die Straße, lief an einem schäbigen Restaurant vorbei, in dem es als Tagesgericht Schnitzel gab, und steuerte auf einen reichlich abweisenden Hauseingang zu. Und da war er. Auf einem handgeschriebenen Zettel stand mit gekritzelten Buchstaben: L. T. Mortensen. Ich klingelte. In diesem Moment glaubte ich wohl, dass es – sollte er nicht zu Hause sein – nur einen anderen Ort gab, an dem er sein konnte. Irgendwie war mir vollkommen klar, dass er nicht unten im Supermarkt war, nicht auf Angeltour und auch nicht tot da oben in seiner Wohnung. Wenn er nicht zu Hause war, das hatte ich mir fast hypnoseartig eingeredet, gab es nur eine andere Möglichkeit: Dann musste er in diesem Augenblick damit beschäftigt sein, einem witzigen, wortgewandten, merkwürdig therapierten und obszön geschminkten Serienmörder zur Hand zu gehen. Dabei war das vielleicht die unwahrscheinlichste von allen Möglichkeiten. Und sollte er doch zu Hause sein und sich über die Gegensprechanlage melden, konnte ich ja noch immer zurück zum Auto laufen. Oder ihn fragen, ob er es war, den ich in dieser Nacht im Park getroffen hatte. Tief drinnen in meinem Gehirn lief immer wieder der gleiche Film ab: Ich schlug ihn so lange, bis er schließlich starb. Obgleich ich den Film mochte, schob ich diese Bilder beiseite. Mit beiden Händen umfasste ich meinen Kopf, denn meine fixe Idee tat fast physisch weh. Außerdemertappte ich mich dabei, wie ich mir einzureden versuchte, diese Fantasie könne ruhig in die Tat umgesetzt werden, schließlich hatte ich ja sowieso eine Schraube locker. Als ich an der Tür klingelte, kam mir Fünen mit einem Mal riesig groß vor, die Insel entfaltete sich und wurde zu einer unendlichen Weite aus Wäldern, Büschen und Dunkelheit, in der sich ein großer Astro Van lang genug verstecken konnte, damit zwei Männer, die ich mir trotz Annes Beschreibung noch immer als zwei kleine, fiese, bärtige Kerle vorstellte, ein weiteres junges Mädchen quälen, foltern und ermorden konnten, egal, wie intensiv nach diesem Kastenwagen gefahndet wurde. Die Täter waren unsichtbar geworden, und Unsichtbare konnte man weder finden noch aufhalten.
    Niemand reagierte, und ich klingelte noch einmal und wartete. Tief in meine Gedanken versunken stand ich vor der Haustür, bis ich eine leichte Berührung an meiner Schulter spürte und zusammenzuckte.
    »Das sind Einzimmerapartments da oben, habe ich gerade erfahren«, hörte ich Nkem hinter mir sagen. »Komm, fahren wir.« Sie zog mich sanft zurück zum Auto. »Die Polizei wird das schon hinkriegen, jetzt, da die Täter bekannt sind.«
    Ich schüttelte mechanisch den Kopf und setzte mich in

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