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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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seltenen Fällen Milzinfarkt, Magenverschluss oder Magenblutungen
, so hatte es in der Medikamenteninformation von Clofazimin unter »Warnungen« gestanden. Ich spürte das Blut in meinen Adern kochen. Das war er, wir hatten ihn.
    Ich sah zu Nkem, die unruhig auf der Untersuchungsliege hin und her rutschte und die Papierunterlage, auf der sie saß, zerknitterte.
    »Hat er … gibt es jemanden in der Notaufnahme, der Hautverfärbungen hat – vor allem im Gesicht und an den Händen?«
    Anne strich sich über ihr Kinn und dachte nach, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein … ich meine, ich weiß ja, dass die Polizei nach jemandem mit Hautverfärbungen sucht, aber hier bei uns fällt mir da keiner ein.« Sie schüttelte lange den Kopf. »Also, theoretisch könnte Larry durchaus Verfärbungen haben, aber nicht im Gesicht …«
    »Kannst du dich noch einmal an den Computer setzen und herausfinden, wer an den Tagen, an denen die Mädchen hier waren, Dienst hatte? Ärzte, Pfleger, Träger – einfach alle?«
    »Ich weiß nicht, ob das geht. Jetzt auf jeden Fall nicht. Die haben schon sehr seltsam geguckt, als ich mit Nkem noch einmal zurückgekommen bin. Einige hier sind krankhaft neugierig, die wollen immer wissen, was die anderen machen. Ich habe mich gerade erst ausgeloggt, das würde zu merkwürdig aussehen, wenn ich mich außerhalb meiner Arbeitszeit zweimal kurz hintereinander einlogge. Und wir wollen ja nicht, dass jemand anfängt, unsere Recherche zu überprüfen. Ich mach es morgen, okay?« Sie stand auf, ergriff ihre Tasche und öffnete die Tür.
    »Nur dass es morgen leider schon zu spät sein kann«, murmelte ich und folgte Anne auf den Flur. Die Blondine mit dem Muttermal ging mit halb geschlossenen Augen an uns vorbei, Arm in Arm mit einem grimmigen Typen, der sich aber gut um sie zu kümmern schien.
    »Gibt es jemanden mit Make-up?«, rutschte es mir über die Lippen.
    Hinter mir lachte Nkem leise. »Die meisten Träger sind dochMänner«, flüsterte sie und bohrte ihr Kinn beinahe in meine Schulter.
    »Klar!«, platzte Anne hervor und eilte nach draußen, wo der Regen aufgehört hatte. »Carsten, meine ›Freundin‹ Carsten. Wir nennen ihn immer die Minitranse. Die alten Frauen haben Angst vor ihm. Er hat sich die Augen schwarz geschminkt und sieht ein bisschen aus wie der Sänger von Sort Sol – wie heißt der noch?«
    Ich sah der Blondine nach, die jetzt zu einem Mercedes älteren Baujahrs geleitet wurde. Sie hatte ihr Muttermal abzudecken versucht, das Ergebnis war jedoch, dass nun erst recht alle darauf starrten, wie wenn man einen Pickel mit einem Abdeckstift zu verstecken versuchte.
    »Er heißt Steen Jørgensen, also der Sänger von Sort Sol«, sagte ich mechanisch. »Und diese Minitranse heißt Carsten, und wie weiter?« Wir standen unter dem Vordach im Eingangsbereich.
    »Bjerre. Er hat früher Medizin studiert, ist ein supernetter Kerl und manchmal, wenn die Dinge sich hier überschlagen, wahnsinnig hilfsbereit.« Ich schrieb den Namen auf die Rückseite einer Tankquittung.
    »Kennst du ihn gut?«
    Anne zuckte mit den Schultern. »Ja und nein, er ist ein sehr netter Kerl, jemand, mit dem man gerne Kaffee trinkt und die ganze Nacht hindurch Blödsinn quatscht.«
    »Wie weit war er denn mit seinem Medizinstudium?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber mehr als die Hälfte hatte er wohl bereits hinter sich. Einmal, als wir nachts zusammensaßen, hat er mir erzählt, dass er irgendwann einfach das Interesse verloren hat, vielleicht aus Angst, so wie sein Vater zu werden …«
    »Und dieses Make-up, versucht er damit etwas zu verdecken?«
    »Ach, du denkst an die Verfärbungen? Keine Ahnung, es ist normale Schminke, er sieht aus wie so ein Rocksänger. Anfangs habe ich ihn für schwul gehalten, aber das ist er wohl nicht, ich denke, das isteinfach so ein Lack-und-Leder-Tick, ich weiß nicht. Er hat sich auch die Augenbrauen abrasiert und mit schwarzen Strichen nachgezeichnet, du weißt schon, wenn schon, denn schon.«
    »Macht er das denn schon immer? Ich meine, war er immer schon geschminkt?«
    »Nein, angefangen hat er damit vor etwa einem halben Jahr.«
    »Und davor?«
    »Nichts. Da hatte er einen Bart, den er sich in regelmäßigen Abständen aber immer wieder komplett abrasiert hat.«
    »Und dann kam er eines Tages ohne Bart, dafür aber mit dieser Schminke?«
    »Ja, ich erinnere mich noch ganz genau. Das war an einem Montag, wir waren alle noch ziemlich fertig vom Wochenende, Kater und so.

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