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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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an Pig Pen von den Peanuts denken. Nicht nur wegen des Schuppenstaubes, sondern auch, weil es ihm genau wie Pig Pen auf wundersame Weise immer gelang, sich vollzusauen, sobald er saubere Kleider angezogen hatte. Seine feinen, weißen Handschuhe waren niemals sonderlich lange fein und weiß, denn er schwitzte literweise, und Schweiß zog bekanntlich Dreck an.
    Für Larry war es vollkommen klar, dass seine Schuppen der Hauptgrund für sein elendes Leben waren. Er hasste seine Hautkrankheit, und er hasste Frauen. Für ihn waren sie regelrechte Monster, die ihn nicht nurignorierten, sondern ganze Stacheldrahtrollen auftürmten, um nicht in seine Nähe kommen zu müssen.
    Das war ein Gefühl, das ich nicht nachvollziehen konnte. Ich kam mit allen gut zurecht, jeder mochte mich, und die Schwestern warfen mir Blicke zu und luden mich nachts, wenn wenig los war, auf einen Kaffee ein. Das hätten sie niemals tun sollen.
    In meinem Leben gab es nur einen Pferdefuß: mein Vater, der sich standhaft zu sterben weigerte und mir – nicht zuletzt wegen meiner Berufswahl – jegliche finanzielle Unterstützung versagt hatte. Ich verdiente jetzt ja mein eigenes Geld, sagte er immer wieder voller Bitterkeit. Für mich bedeutete das, dass ich meine monatlichen Ausflüge nach Deutschland vergessen konnte und meine Jagden auf Eis legen musste. Schon bald spürte ich einen zunehmenden inneren Druck, der alsbald zu einem schmerzenden Pochen wurde, so dass es irgendwann keinen Ausweg mehr gab: Irgendetwas musste geschehen. Und so begann ich, mich umzusehen. Es war ja alles da – der Zauberer hatte einen Lehrling bekommen.

26
     
     
    Ich rannte so schnell, wie mein noch immer nicht ganz schmerzfreier Fuß es zuließ, die Treppe hinauf, obwohl ich es mir eigentlich hätte denken können: Meine Wohnungstür stand einen Spaltbreit auf und wies in etwa die gleichen Schäden auf wie die Haustür. Mein Namensschild war abgelöst und in der Mitte durchgerissen worden, obwohl es sich nur um ein mit der Hand beschriebenes Stück Karton handelte. Ich schob die Tür vorsichtig auf und trat ein. Hinter mir ertönte Nkems melodischer Bass.
Die Polizei anrufen, nicht reingehen, bevor nicht eventuelle Spuren gesichert sind

    »Spuren gesichert?«, fragte ich und verzog den Mund zu einem Grinsen. »Warum das denn? Das ergibt doch keinen Sinn, wir wissen doch sowieso, wer das war.«
    Auf dem Boden im Flur lag meine Wanduhr, zerschmettert, den Zeigern nach zu urteilen um Punkt zehn Uhr. War das bloß ein Resultat seiner Wut, oder wollte er mir damit zeigen, wann er hier gewesen war? Aber was war daran so wichtig? Hielt er sich für Superman, nur weil es ihm am Vormittag gelungen war, in meine Privatsphäre einzudringen? Um diese Uhrzeit hatte ich mit Bonde Madsen zusammengesessen und ihm dem Hausfrieden zuliebe alles erzählt.
    »Ich hab doch gesagt, dass er es eilig hatte«, fuhr ich fort und hörte plötzlich die Stimmen des Ehepaares hinter mir. Sie waren einfach in meine Wohnung marschiert, als wäre das hier eine neue Attraktion des Tivoli.
    Ich ging ins Wohnzimmer und starrte die rückwärtige Wand an. Normalerweise war sie kahl, so kahl, dass ich schon lange darüber nachdachte, dort ein Bild aufzuhängen, doch jetzt stand dort mit fetten, roten, langsam zerfließenden Buchstaben LEPRA. Das Wort stammte aus dem Griechischen und bedeutete so viel wie Ausschlag.Eigentlich leitete es sich von
lepros
ab, »uneben, schuppig«, inzwischen wurde es aber nur noch stellvertretend für Aussatz verwendet.
    Der Anblick erschreckte mich nicht, eher musste ich an die Streiche kleiner Jungs denken. Trotzdem war mir bei der Sache nicht wohl.
Ich habe meine schlafende Kollegin auf dem Sofa in ihrem Büro betatscht und meinen Schwanz herausgeholt, das ist doch wohl mein gutes Recht. Ich bin in die Wohnung der stellvertretenden Leiterin des rechtsmedizinischen Instituts eingebrochen und habe etwas an ihre Wand geschmiert, das ist doch wohl mein gutes Recht. Ich habe drei Mädchen getötet, weil mir danach war und weil das doch wohl mein gutes Recht ist.
    »Entspann dich! Wir wissen doch ganz genau, dass du keine Lepra hast.« Nkem klang verärgert, und irgendwie sah sie ziemlich geistlos aus, wie sie da stand und mit der Wand redete.
    »Ich glaube, er will mir mitteilen, dass er nicht irgendwer ist. Dass er tut, was er will, wann immer es ihm passt«, sagte ich.
    Hinter mir unterhielten sich meine Nachbarn, oder was auch immer sie waren. Sie diskutierten laut, und

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