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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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die Stimme der Frau drang schrill an mein Ohr. »Ist das Blut?« Ihr Mann wiederholte ständig, dass er nicht verstehen könne, wie so etwas am helllichten Tage geschehen konnte. Wenn sie doch nur ihren Mund halten und gehen würden. Dann erklang Nkems tiefe Stimme, die irgendetwas davon sagte, dass dieses Viertel zu Bürozeiten recht ausgestorben sei. Unweigerlich musste ich an die morgendliche Rush Hour im Treppenhaus denken, wegen der ich mich immer wieder ans Geländer hatte drücken müssen, um nicht zu Tode getrampelt zu werden.
    Ich ging durch das kleine, unberührt aussehende Esszimmer ins Schlafzimmer. Alles war an seinem Platz, Wände und Boden waren leer. Stimmen und Schritte hallten unnötig laut. Es war das erste Mal, dass andere Menschen außer Nkem und mir meine Wohnung betraten. Aber wo war die Katze? War sie weggelaufen, durch die Tür geschlüpft und auf die Straße gerannt? Aber das traute sie sich bestimmte nicht, sie war eine Wohnungskatze.
    »Nkem, hast du meine Katze gesehen?« Ich drehte mich um. Nkem stand im Esszimmer und starrte auf ein weißes Stück Wand, und plötzlich sah ich meine Wohnung durch ihre Augen: Es gab nicht eine Blume, nichts an den Wänden, alles war kalt und kahl. Die Kartons mit den Möbeln, die ich vor über einem Jahr bei Ikea gekauft hatte, standen noch immer unangetastet an der Wand. Eine Kommode, in der ich all den Kleinkram sammeln wollte, den ich nicht besaß. Vier Esszimmerstühle. Anscheinend reichten mir die zwei, die ich bereits ausgepackt hatte. Ein großes totes Zimmer. Meine ganze Wohnung war ein Totenzimmer.
    »Hast du meine Katze gesehen?«, wiederholte ich.
    »Entschuldigen Sie die Frage«, sagte die Frau aus dem Flur und betrat das Esszimmer. Ihre hochhackigen Schuhe klapperten wie ein plötzlicher Hagelschauer über das Parkett. »Aber was machen Sie so?«
    Ich blickte sie leer an, während sie die beschmierte Wand anstarrte. »Wie meinen Sie das?«
    »Was Sie arbeiten.«
    »Ich bin Rechtsmedizinerin.«
    »Okay«, sagte sie und musterte mich, bevor sie sich umdrehte und weiter mit klackernden Sohlen durch meine Wohnung stolzierte.
    Was machte sie überhaupt hier? Was machten
sie beide
hier?
    »Wären Sie vielleicht so freundlich, jetzt zu gehen?«, fragte ich mit all der mir zur Verfügung stehenden Freundlichkeit.
    »Ja, aber könnten Sie dann bitte bald den Hausmeister anrufen, damit die Haustür repariert wird?«, fragte der Mann.
    Ich sah ihn leer an, und dann gingen sie.
    »Komm mal her«, sagte Nkem, die noch immer vor der kahlen Wand stand und den Kopf zur Seite gelegt hatte.
Kum ova hea!
    »Schau mal, hier!« sagte sie und zeigte auf einen hellroten Fleck an meiner Wand, der mir ohne sie sicher nicht aufgefallen wäre. »Auf den ersten Blick sieht das bloß nach irgendwelchen hellrosaFlecken aus, aber wenn du ganz genau hinguckst, also so von oben«, sie schob mich nach links, damit ich nicht im Licht der Nachmittagssonne stand, »siehst du, dass das Buchstaben sind.« Ich stellte mich wie sie hin und sah gleich, dass an meiner sonst so kahlen Wand HURE stand. Irgendwie musste ich an Rosen denken, an Rosen, deren Rosa so hell war, dass es beinahe wie Weiß aussah. Die Buchstaben waren kaum zu sehen, doch nachdem ich sie erkannt hatte, prangten sie überdeutlich an der Wand. Langsam ging mir auf, dass es kein verschwitzter Finger war, mit dem diese Buchstaben gemalt worden waren, dafür waren sie zu breit.
    »Ich glaube, er hat an der Tapete geleckt. Der hat diese Worte mit der Zunge geschrieben«, sagte Nkem, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Ich konnte mich von dem Anblick nicht losreißen. Warum um alles in der Welt hatte er das getan? Allem Anschein nach hatte er keine Angst mehr, seine DNA zu hinterlassen, vermutlich wusste er, dass wir die längst hatten, entweder aus den Zeitungsmeldungen oder durch die Fahndung nach dem Mann mit den Hautverfärbungen. Er hatte Medizin studiert, das Studium dann aber abgebrochen und steuerte jetzt mit rasendem Tempo auf den Höhepunkt seiner Existenz zu, seine vollständige Selbstzerstörung. Sonst hätte er seine Zeit nicht damit vergeudet, zu mir zu kommen. Er war wütend, doch er hatte aufgegeben, auch wenn er das selbst noch nicht wusste.
    Er? Es waren doch zwei. Hatten sie beide … der eine trug Makeup, der andere hatte gelbe Augen.
    Ich drehte mich wieder zur Wand, an der LEPRA stand. »Wenn das Blut … Nkem, hast du meine Katze gesehen?« Sie schüttelte den Kopf und ging durch die Tür in

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