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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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die Küche.
    »Verdammt!« Zum ersten Mal hörte ich sie auf Dänisch fluchen. Als ich durch den Flur in die Küche lief, sah ich, dass an der Wand hinter meinen Jacken, die an einer Kleiderstange im Flur hingen, einige Blutstropfen klebten. Mein Blick kletterte langsam zur Hutablagehinauf, auf der meine Winterhandschuhe und eine Taschenlampe lagen – und heute auch meine Katze. Sie hatte sich so eng zusammengerollt, als wollte sie in sich selbst verschwinden, und dort, wo normalerweise ihr Schwanz war, entdeckte ich nur noch einen dunklen Klumpen geronnenen Blutes. Sie musste sich gekratzt haben, denn an einer Seite war die Wunde aufgesprungen, so dass ein kleiner Tropfen frischen roten Blutes ausgetreten war, das wie das letzte lebende Blütenblatt einer abgestorbenen Pflanze aussah.
    »Nkem!«, rief ich, nahm das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer meines Tierarztes. Während ich telefonierte, eilte Nkem zu mir in den Flur und entdeckte nun ebenfalls die Katze auf der Garderobe.
    »Warte, nimm sie noch nicht herunter«, sagte ich und griff nach ihrem Kittel, als ich sie ihren Arm nach dem malträtierten Tier ausstrecken sah. Ich brachte den Tierarzt, der sich offensichtlich überhaupt nicht daran störte, dass meiner Katze der Schwanz abgeschnitten worden war, dazu, mir die entsprechende Medizin mit einem Taxi zu schicken, und legte auf.
    »Die Wunde sieht glatt und sauber aus, die lassen wir lieber in Ruhe«, sagte ich und blickte auf die zerschmetterte Uhr.
    »Wie heißt sie eigentlich?«, fragte Nkem plötzlich. Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung – Katze? Aber nenn sie ruhig weiter
Misser
, wie du es immer getan hast.«
    »Komm mal hier rüber«, sagte Nkem, nahm meine Hand und führte mich in die Küche, wo mir schwerer Blutgestank in die Nase stach und mich zu einem verschmierten Holzbrett führte, das auf dem Boden lag. Jemand war zu allem Überfluss noch hineingetreten und hatte das Blut überall verteilt. Auf dem Brett lag der Schwanz der Katze. Ein Messer war nicht zu sehen, und meine hingen alle sauber und ordentlich unter dem Küchenschrank.
    »Er scheint seine eigene Machete mitgebracht zu haben«, sagte ich matt, nahm den Schwanz und warf ihn in die Mülltonne.
    »Und jetzt sollte ich wohl lieber die Polizei anrufen.«
    »Habe ich schon gemacht«, sagte Nkem, »Wir sollen hierbleiben, bis sie kommen, sie meinten aber, es könne eine Weile dauern.«
    Es klingelte an der Tür, und Nkem ging nach draußen, um die Medizin für die Katze in Empfang zu nehmen, während ich eine Einmalspritze aus dem Badezimmerschrank holte. Danach nahm sie das kleine Fellbündel vorsichtig von der Hutablage und redete mit einem beruhigenden Brummen auf sie ein, als ich ihr die Spritze setzte. Als die Augen der Katze glasig wurden und sie sich langsam zu entspannen schien, legten wir sie in ihr Körbchen im Wohnzimmer, wo sie sofort einschlief. Schließlich nickte Nkem in Richtung der blutbesudelten Wand und sagte: »Ich glaube nicht, dass die Katze für diese Wandmalerei genug geblutet hat.«
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer und warteten schweigend, bis Nkem irgendwann sagte: »Als wir reingekommen sind, dachte ich erst, das wäre Helle gewesen.«
     
    Liebes Tagebuch,
     
    ich habe ein Problem, ein Problem mit seiner Wut, und ich mache mir Sorgen. Wenn seine Wut erst einmal entfesselt ist, kann ihn nichts mehr stoppen. Ich weiß das schon, seit ich diese Wut zum ersten Mal erlebt habe; er war wie ein Vulkan, der jahrelang und voller Leidenschaft auf seinen Ausbruch gewartet hatte. Das ist nicht gut, das funktioniert so nicht, es kommt doch in erster Linie darauf an, seine Geheimnisse zu wahren und über den Dingen zu stehen. Man muss immer die Kontrolle behalten, wenn man weiterhin ungestört seine Geheimnisse pflegen will. Aber wenn Larry von seinem Rausch gepackt wird, bleibt nur noch seine unbändige Wut zurück und zwingt mich dann in die Rolle desjenigen, der auf uns beide aufpasst. Das ist nicht gut. Ich kann nicht auf ihn aufpassen, wenn ich ihn nicht steuern kann, und noch schlimmer ist, dass ich dann auch nicht auf mich aufpassen kann. Es ist zu spät, mich von ihm zu trennen, er weiß zu viel, sogar über Max und Friedrich und die ganze Gruppe, denn er war zweimal mit mir in Deutschland.
    Mein Drang, mich ein für alle Mal und vor allem
endgültig
von ihm zu trennen, ist groß. Seine Physis ist mir zuwider, und vielleicht wäre es für ihn ja wirklich das Beste. Ganz ausgeschlossen habe ich

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