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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Kopf geschüttelt und war ins Haus gegangen. Winter war ihm nicht gefolgt.
    Während der Fahrt dachte er darüber nach, was der Junge wusste oder was ihm widerfahren war. Er hatte seine eigenen Geheimnisse. Hatte er mit seiner Mutter darüber gesprochen? Winter war nicht sicher. Und er war auch nicht sicher, ob sie ihm überhaupt zuhören würde. Sie lebte in einer Art Parallelwelt. Vielleicht bewegte sie sich zwischen verschiedenen Welten. Genau das hatte sie getan, als er sie auf dem Weg zur Lovisagatan hatte vorbeifahren sehen. War es möglich, über sie ihren Mann zu finden? Wohin müssten sie ihr folgen? Sie hatten es nicht versucht.
    In der Allen flackerte Sonnenlicht zwischen den Bäumen. Es bereitete ihm Kopfschmerzen. Es war die mildere Variante. Eine Weile hatte er sie in Schach gehalten, ganz ohne Tabletten. Tabletten halfen nicht. Wenn die Schmerzen wie Beton auf ihn niederstürzten, half gar nichts. So weit sollte es nicht wieder kommen. Er fürchtete sich davor. Bei Gott, das war keine Migräne. Es war kein Hypophysentumor. Möglicherweise eine unbehandelte Gehirnblutung? Vielleicht litt er schon seit zehn Jahren daran, der Preis, den er für den Job zahlen musste. Schließlich würden die Schmerzen wie Blut aus ihm heraustropfen und seinen Schädel leeren. Und dann würde er keine Schmerzen mehr haben. Keine Gedanken mehr im Kopf. Ein Kopf ohne Gedanken konnte auch Schmerzen bereiten. Aber das war besser, als zu saufen. Kriminalbeamte soffen, wenn sie pensioniert waren. Manchmal begannen sie schon vorher heimlich damit.
    Während er mit dem Lift nach oben fuhr, hämmerte es in seinem Kopf im Takt mit der Aufwärtsbewegung. Es war ein lauter Aufzug.
    Er stieg aus und hörte bereits im Treppenhaus Kinderstimmen. In der Wohnung hüpfte Lilly ihm in die Arme. Ein kleiner Klumpen aus Beton. Angela kam aus der Küche. Er setzte Lilly ab. »Wo ist Elsa?«, fragte er.
    »Bei Clara.«
    »Ist sie zu Hause ausgezogen?«
    Angela schüttelte den Kopf auf eine Art, die man verschieden deuten konnte.
    »Sie ist ja häufiger bei Clara als bei uns!« Angela antwortete nicht.
    »Etwa nicht?«
    »Als ob du das merken würdest, Erik.«
    »Was meinst du dam ...« Er brach ab. Lilly starrte ihn an. Sie erkannte ihn nicht wieder. Sein Gesicht hatte sich verändert.
    Er rieb sich den Kopf.
    »Hast du die Tabletten?«, fragte Angela. »Irgendwo.«
    »Erik.« Es klang traurig. Als wäre sie traurig über ein Kind, das sich nicht bessern wollte und nicht wusste, was zu seinem eigenen Besten war.
    Aus der Küche hörte er, wie ein Stuhl über den Fußboden scharrte.
    »Siv ist hier«, sagte Angela und drehte auf dem Absatz um.
    Jacob Ademar dachte an sein Auto wie an einen entfernten Verwandten. Es hatte so lange im Parkhaus gestanden, dass er sich kaum noch an sein Aussehen erinnerte. Am liebsten wollte er es nicht wiedersehen. Es hatte ihm so viele Schmerzen bereitet, die er jetzt noch spürte, als er sich ins Taxi quälte. Der Taxifahrer beobachtete ihn besorgt, als fürchtete er, während der Fahrt Erste Hilfe leisten zu müssen. Ademars Stirn war mit Schweiß bedeckt.
    Er hatte die Adresse gemurmelt, die Lejon ihm gegeben hatte. Das Auto rollte von der Auffahrt auf die Straße.
    Der Wind trieb trockenes Laub über den Danska vägen, von einem Bürgersteig zum anderen. Es erinnerte ihn an die Zeit. Er hatte das Gefühl, die Zeit während ... der letzten Zeit verlassen zu haben. Im Augenblick war in seinem Leben alles in der Schwebe. Er war ein Seiltänzer. Ein Seiltänzer ohne Seil. Ich habe Angst.
    Mit hoher Geschwindigkeit fuhr das Taxi um das Rondell am Sankt Sigfrids plan. Plötzlich spürte er Übelkeit in sich aufsteigen, einen Druck auf der Brust.
    »Können Sie einen Augenblick anhalten«, sagte er in Höhe der Messehallen.
    »Was ist?« Die Augen des Fahrers im Rückspiegel wirkten ängstlich. Er kam aus irgendeinem arabischen Land, vielleicht war er auch Perser oder Kurde. Ademar war es scheißegal. Er wollte nur raus. In seinem Hirn drehte es sich, als er vom Rücksitz rutschte. So war es wohl, wenn man richtig alt wurde. Jetzt stand er auf dem Bürgersteig. Die Übelkeit wurde weggespült, wie Wellen, die kleiner und kleiner wurden. Ein vorbeikommendes Paar sah ihn an. Der Fahrer ließ den Motor laufen, als wollte er jeden Moment abhauen. Fahrerflucht. Ademar versuchte den Blick auf die Glasfassade schräg gegenüber zu heften. Dort hatte er vor einem gleichgültigen Buchmessenpublikum einen Vortrag gehalten, das

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