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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagte Karl Edwards.
    »Haben Sie eine Verbindung zu der Insel?«, wiederholte Winter. »Irgendeine. Kennen Sie dort jemanden?«
    »Ja. Jan stammt von Brännö. Jan Richardsson.«
    »Ich weiß«, sagte Winter. »Gibt es noch eine andere Verbindung?«
    »Sie wissen es?«, fragte Boel Edwards.
    »Ja. Haben Sie noch irgendetwas anderes mit Brännö zu tun?« Niemand antwortete. Edwards sah seine Frau an. Sie schaute weg zur Wand. In dem Zimmer gab es etwas, etwas Unausgesprochenes. Winter spürte es. Sie wollten nicht darüber sprechen. Sie schämten sich. Das merkte er, für so etwas hatte er ein Gespür entwickelt. Diese alten Menschen hatten Wunden, die nicht verheilt waren und die sie mit ins Familiengrab nehmen würden.
    »Geht es um Roger?«, fragte Winter. Boel Edwards zuckte zusammen. »Was hat er denn mit Brännö zu tun?«
    Karl Edwards schüttelte den Kopf. Seine Frau im Bett schien wie versteinert zu sein. Ihr Gesicht war zu einer Maske erstarrt, die Winter mit Trauer in Verbindung brachte.
    »Es reicht jetzt«, sagte Karl Edwards.
    »Was ist mit Ihrem Sohn?«, fragte Winter. »Was hat er getan?« Karl Edwards antwortete nicht.
    »Was hat er getan?!«
    Die Frau im Bett zuckte zusammen, als hätte Winter ihr einen Schlag mit einem Stock versetzt. Mit dem Stock ihres Mannes. »Er ... hat nichts getan«, sagte Karl Edwards. »Er war es nicht.«
    »Was hat er nicht getan? Was meinen Sie?«
    »Er hatte nichts mit diesem Mädchen zu schaffen. Nichts.« Edwards sah seine Frau an. Sie war tiefer im Bett versunken. Sie würde sich niemals mehr daraus erheben.
    »Er hat es uns gesagt«, fuhr Edwards fort. »Er hat uns die Wahrheit gesagt.«
    »Welches Mädchen?« Winter spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Es war, als würde jemand mit einer Messerschneide über seinen Hinterkopf fahren.
    »Er hatte nichts damit zu tun«, wiederholte Edwards. »An dem Abend war er nicht einmal da. Er war mit dem Boot in der Stadt. Das hat er uns gesagt. Er war nicht da!«
    Edwards' Stimme war lauter geworden, klang fast wie ein dünner Schrei.
    »War Ihr Sohn Roger in dem Lager auf Brännö in jenem Sommer?«, fragte Winter. Er brauchte nichts zu erklären, alle Anwesenden wussten, welchen Sommer er meinte.
    »Nur einen Monat«, sagte Karl Edwards, »und nicht mal jeden Tag.« Er machte einen Schritt auf Winter zu und hob seinen Stock wie in einer scheinbar flehenden Geste. »Es war nicht einmal sein Boot.«
    Im Auto auf dem Weg zurück in die Stadt spürte Winter noch immer seine Nackenhaare. Er hatte auch Ringmars Blick in seinem Nacken gespürt, als er in der Türöffnung zum Schlafzimmer des Ehepaares Edwards gestanden hatte. Bertil hatte alles gehört.
    »Der Junge war also Hilfsarbeiter im Sommerlager«, sagte er. »Ja.«
    »Und die Eltern haben die ganze Geschichte vertuscht? Müssen wir das so verstehen?«
    »Nur den Teil, in den ihr Sohn verwickelt war.« »Aber er war doch nicht darin verwickelt?«
    »Wenn es nach ihnen und ihm geht, nicht.« »Was also ist die Wahrheit?« »Die weiß nur er«, sagte Winter. »Und das Mädchen vielleicht. Beatrice. Und möglicherweise noch jemand anders.« »Wer?«
    »Wir kommen unserem Ziel näher, Bertil.«
    »Aber Edwards' Name taucht in den Ermittlungen zu dem Verschwinden des Mädchens nicht auf«, sagte Ringmar. »Nein.«
    »Das kann man wohl kaum Ermittlung nennen.«
    »Nein. Sie haben nicht mit vielen gesprochen. Mit keinem der anderen Kinder im Lager. Oder es gab nichts aufzuschreiben. Keine Zeugenaussagen. Offenbar hat niemand etwas gesehen.« »Die Ermittlung ist eingestellt worden, bevor sie überhaupt begonnen hat.« »Ja.«
    In Backa kamen sie an einem Einkaufscenter nach dem anderen vorbei, ein gespenstischer Ort, wenn sich keine Menschen und Autos zwischen den Parkplätzen und Gebäuden bewegten. Ein totes Gebiet.
    »War die Frau, die die Nachbarin bei Roger Edwards gesehen hat, Berit Richardsson?«, sagte Ringmar.
    »Ich glaube, ja. Das muss sie gewesen sein.« »Was hat sie dort gemacht?«, sagte Ringmar. »Er ist ihr Bruder.«
    »Was meinst du, worüber sie geredet haben?« »Das möchte ich zu gern wissen«, sagte Winter. »Wir müssen sie fragen.«
    Winter fuhr in den Tingstadstunnel hinein, der stark befahren war. Vor und hinter sich hatten sie Taxis. Hier tobte immer noch das Wochenende. Der Abend war seit einer Stunde vorbei, aber die Nacht war noch jung.
    »Wollen wir sie gleich fragen?«, sagte Ringmar. »Noch ein nächtlicher Besuch?«
    Auf der E 6

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