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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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passierte Winter Gårda. Bei der Abzweigung Örgryte bog er ab. Am Sankt Sigfrids plan zeigte die Ampel Rot. Die alte Kirche von Örgryte brütete wie eine Ruine in der Dunkelheit. Ein verlassenes Kloster. Die Ampel sprang nicht um. Sie waren allein auf der Kreuzung. Winter fuhr einfach los.
    Er parkte fünfzig Meter von Richardssons Haus entfernt. Über der Hecke sahen sie das oberste Stockwerk. Im Haus brannte kein Licht, und auch alle anderen Villen entlang der Straße waren dunkel.
    »Haben wir ihr von ihrem Bruder erzählt?«, sagte Ringmar. »Dass er in unseren Ermittlungen eine Rolle spielt?«
    »Nein.«
    »Hm. Nein, es gab ja auch keinen Grund dafür. Wollen wir wirklich mitten in der Nacht mit ihr reden? Die Kinder zu Tode erschrecken?«
    »Die sind schon zu Tode erschrocken«, sagte Winter, »oder wie man das auch immer nennen soll. Sie haben Angst, Todesangst.« »Ja. Wer hätte das nicht?«
    »Aber es geht nicht nur um das Verschwinden ihres Vaters«, sagte Winter. »Da steckt noch etwas anderes dahinter.« »Was mit Edwards zu tun hat?«, sagte Ringmar. »Ich glaube, ja.«
    »Dann hat es wohl ihr Bruder selber erzählt«, sagte Ringmar. »Ja. Und jetzt, wo wir wissen, dass sie Geschwister sind, ist da noch die Frage, was im Sommer 1975 auf der Insel passiert ist«, sagte Winter. »Am 23. Juli 1975.«
    »Es gibt also einen guten Grund, mit ihr zu sprechen«, sagte Ringmar. »Aber wollen wir nicht bis morgen früh warten?« »Kann Bergenhem bis morgen früh warten?«
    »Nein, nein, verdammt.«
    Aber Winter zögerte. Er schloss die Augen und dachte über dieses Drama nach. Er dachte an die Menschen, die darin verwickelt waren. Wer es lenkte, welche Rolle er spielte. Für ihn durfte es nie eine andere Rolle als die Hauptrolle geben. Es durfte nie ein Zögern geben.
    Plötzlich ließ er den Motor an.
    »Doch zuerst sollten wir jemand anders wecken«, sagte er. »Ganz in der Nähe.«
    Er fuhr den Danska vägen in nördlicher Richtung, an der Katholischen Schule vorbei. Für jeden Glauben gab es einen Ort in dieser Stadt. Es gab Tempel für alle.
    Die Lovisagatan lag still wie immer da, eine Straße auf dem Lande in der Großstadt. Winter sah die Konturen der Büsche und Bäume auf der anderen Seite.
    Ademars Haus war genauso dunkel wie alle Häuser in dieser Sackgasse.
    Sie stiegen aus.
    Als sie vor der Tür standen, warf Winter einen Blick auf das Nachbargrundstück, das jetzt einen gespenstischen Eindruck machte. Sellbergs Haus war ein Todeshaus, darin wohnte der Tod. Sellbergs Tod war verblasst. Es war so viel anderes geschehen. Der Mord an Sellberg schien in der Ermittlung ein eher unwichtiges Detail zu sein. Was war wichtig? Was waren die wichtigen Antworten, die nötigen Antworten? Innerhalb der nächsten Stunden brauchten sie einen Treffer. Sie hatten keine Zeit mehr. Die Morgendämmerung würde kommen, und dann war es zu spät.
    Er hämmerte gegen die Tür. Das war effektiver, als zu klingeln.
    Er hämmerte wieder.
    In der Diele ging Licht an. »Was ist los? Wer ist da?«
    Die Stimme wurde durch die kompakte Tür gedämpft, aber es war Ademars Stimme.
    »Winter und Kommissar Ringmar. Wir wollen mit Ihnen sprechen.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt. Öffnen Sie die Tür.« »Es ist mitten in der Nacht.« »Öffnen Sie!«
    Die Tür ging auf. Ademar war in T-Shirt und Unterhose. Er blinzelte im Licht der Diele.
    »Kommen Sie rein und machen Sie die Tür zu«, sagte er. »Es ist kalt.«
    Sie traten ein, und Ringmar schloss die Tür. »Wir gehen in die Küche.« Ademar ging voran und schaltete Licht über dem Herd an. »Keinen Kaffee für uns«, sagte Winter. »Wann haben Sie das letzte Mal mit Lejon gesprochen, Ademar?«
    »Was, das ... wollen Sie sich nicht setzen?« Ademar zeigte auf die Stühle am Küchentisch.
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit ihm gesprochen?« »Warum fragen Sie danach?«
    »Verdammt, antworten Sie nur auf meine Frage!« »Bleiben Sie ganz ruhig. Was ist los? Was mein ...«
    »Eine weitere Person ist verschwunden, ein Polizist«, unterbrach Winter ihn. »Und das hat jetzt oberste Priorität. Lars Bergenhem. Ich weiß, dass Sie Kontakt zu Lejon haben. Wenn er was mit der Sache zu tun hat, will ich, dass Sie es mir sagen.« Winter machte einen Schritt vorwärts. »Ich brauche wohl nicht zu betonen, wie wichtig das ist.«
    »Wir glauben, dass Bergenhem in Lebensgefahr schwebt«, sagte Ringmar.
    »Wir wissen, dass Lejon lebensgefährlich ist«, sagte Winter. »Hat er etwas angedeutet wegen

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