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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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erst aussteigen.« Im Flur lauschte er Mark Bergtofts Stimme. Er war einer der Neuen im Dezernat. Er sah aus wie eine jüngere Ausgabe von Bergenhem, wenn überhaupt jemand jünger aussehen konnte als Lars. Winter hatte Bergtoft zusammen mit Linn Karlsson nach Eriksberg geschickt, auch eine Neue. Ständig kamen Neue. Das nannte man Generationswechsel. Raus mit den Alten, rein mit den Jungen. Aber er gehörte noch nicht zum alten Eisen, ganz zu schweigen von Bertil. Niemand von der guten alten Crew. Er weigerte sich, Lars zu denen zu zählen, die aus dem System gefallen waren. Er war bloß verschwunden.
    »In der Wohnung ist es dunkel, seit wir gekommen sind«, sagte Bergtoft.
    Die Streife befand sich vor Lejons Wohnung. Oder stand. Oder was zum Teufel sie taten. »Kein Verkehr?« »Nein, alles ist ruhig.« »Das Auto?«
    »Steht nicht auf dem Parkplatz.« »Okay.«
    Die Fahndung nach Lejon lief auf vollen Touren. Er war jetzt der Schlüssel, einer der Schlüssel. Ein Puzzleteil. Er wusste vielleicht nicht, was Winter wusste oder glaubte. Er wusste nichts von Benny Boy. Oder wenn, dann war es ihm egal. Womöglich war er gerade dabei, etwas dagegen zu unternehmen. Winter hatte Benny gebeten, vorsichtig zu sein, und Benny hatte herzlich gelacht.
    »Sollen wir reingehen?«, hörte er Bergtofts Stimme durch eine Schicht statischer Elektrizität.
    »Nein. Bleibt draußen. Ruf an, sobald was passiert.« Winter beendete das Gespräch.
    »Wenn etwas passiert«, sagte Ringmar.
    »Es wird etwas passieren«, sagte Winter. »Es ist Saturday Night, verdammt noch mal.«
    Sie betraten das Dezernat. Möllerström kam aus seinem Zimmer.
    »Ich hab Edwards' Eltern gefunden«, sagte er.
    »Nun sag bloß nicht, dass sie in Sydney wohnen«, sagte Ringmar.
    »Wa ... nein, sie wohnen in Kungälv.« Genauer gesagt wohnten sie in Ytterby, am Marstrandsvägen.
    Winter fuhr durch den dröhnenden Tingstadstunnel. Der Verkehr hatte im Takt mit der Verzweiflung der Nachtschwärmer aus den Bars und Clubs der Stadt zugenommen. Es ging zügig auf Mitternacht zu. Die meisten Autos im Tunnel waren Taxis. Verzweifelte Fahrten hin und zurück. Sinnlose Liebe. Das war Samstagabend: sinnlose Liebe. Und Freitag, Dienstag, Sonntag: sinnlose Liebe.
    Der Verkehr auf der Autobahn war ruhiger.
    Sie hatten nicht angerufen und ihren Besuch angekündigt. Ein Streifenwagen war an Edwards' Elternhaus vorbeigefahren: Ja, im Haus war noch Licht.
    »Bergenhem klopft bei Edwards an und wird niedergeschlagen«, sagte Ringmar und starrte auf den schwarzen Fluss, der parallel zur Autobahn dahinströmte. Eine Art Schleppkahn bewegte sich im Zeitlupentempo. An der Reling brannten schwach und sinnlos Laternen. »Und dann wird er verschleppt.« »Scheint so«, sagte Winter.
    »Erst schlägt Edwards ihn nieder und dann ruft er um Hilfe?« »Bergenhem würde sich nicht von Edwards überrumpeln lassen«, sagte Winter.
    »Dann war schon ein anderer vor ihm da«, sagte Ringmar . Winter antwortete nicht. Er fuhr über den Nordre älv und ordnete sich in die Abzweigung nach Marstrand ein.
    Sein Handy klingelte.
    »Ein Streifenwagen hat Bergenhems Karre in Hinsholmen gefunden«, sagte Möllerström. »Zwischen den Segelbooten bei der Werft. Das ist nicht weit von der Eckran entfernt.«
    »Nein, ich weiß.«
    »Die Techniker haben eben mit der Arbeit angefangen.« »Okay.«
    »Was das Blut an den Grashalmen angeht, liegt noch kein Ergebnis vor«, sagte Möllerström.
    »Es ist Lars' Blut«, sagte Winter. »Vielen Dank, Janne.« Er beendete das Gespräch. »Du hast es gehört, Bertil.« Ringmar nickte.
    »Bei Edwards hat also jemand gewartet«, fuhr er fort. »Warum?«
    »Vielleicht hat Lars sie überrascht? Hat etwas gesehen, was er nicht sehen sollte.«
    »Was war das bloß?«, sagte Winter. »Ein Gesicht.«
    »Wessen Gesicht?«
    »Das von Lejon.«
    »Möglich«, sagte Winter. »Aber warum haut Edwards ab?« »Er wusste, dass wir irgendwann kommen und nach Lars suchen würden.«
    »Er kann sich gut verstellen.« »Das hat er sich nicht getraut.« »Warum nicht?«
    »Das Risiko war zu groß«, sagte Ringmar . »Ja.«
    »Wo also ist Edwards jetzt?« »In Ytterby?«
    »Nein, das ist nicht der Grund, warum wir dorthin fahren.« »Nein«, sagte Winter, »deswegen nicht.«
    Das Haus lag still und dunkel da. Der Streifenwagen parkte diskret ein Stück entfernt. Winter stieg aus seinem Auto und ging darauf zu. »Vor einer halben Stunde haben sie das Licht ausgemacht«, sagte der uniformierte

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