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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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erzählt? Haben Sie darüber gesprochen?« »Nein, nein.«
    »Handelt es sich in diesem Fall allein um das Mädchen?« »Ich weiß nichts darüber. Nichts.«
    »Wo ist Ihr Mann im Augenblick, Frau Richardsson? Wo ist er?«
    »Glauben Sie etwa, ich würde es nicht sagen, wenn ich es wüsste? Wäre ich nicht dort? Wäre er nicht hier?«
    »Ist er auf Brännö? Kann er auf der Insel sein?«
    »Wo denn da? Er ist schon viele ... Jahre nicht mehr dort gewesen. Wir haben kein Haus auf der Insel. Wir haben nichts mit Brännö zu tun.«
    Winter nickte.
    »Wir kennen dort niemanden.« Sie beugte sich zu Winter vor. Es war das erste Mal. »Sie haben doch alles abgesucht, oder etwa nicht?«
    »Warum fragen Sie das?« »Ist die Frage so seltsam?«
    »Wissen Sie, dass wir dort gesucht haben?« Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Aber das haben wir. Wir haben ganz Brännö abgesucht. Und die anderen Inseln, die ganze Küste haben wir durchkämmt. Wir haben wirklich alles versucht, um Ihren Mann zu finden, Frau Richardsson.«
    Sie nickte.
    »Genau wie wir jetzt versuchen, Lars Bergenhem zu finden. Die Zeit rennt uns davon. Wissen Sie etwas? Können Sie uns helfen, Frau Richardsson? Wir brauchen jede Hilfe.«
    Sie murmelte etwas, das er nicht verstand.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »So wie Roger jede Hilfe gebraucht hätte.«
    Sie saß noch immer in derselben Haltung da, als wäre sie erstarrt, eingefroren. In ihrem Gesicht, in ihren Augen entdeckte er jetzt etwas, das vorher nicht da gewesen war. Auf einmal sah sie furchtbar müde aus, aber in ihren Augen zuckte etwas wie eine Flamme auf.
    Plötzlich erkannte Winter, was es war.
    Ihn durchlief ein eiskalter Schauer, und gleichzeitig wurde ihm heiß, als würde ein Feuer in ihm brennen.
    Er verstand.
    Etwas hatte ihn veranlasst, sitzen zu bleiben und in dieser Höllenstunde eine Frage nach der anderen zu stellen.
    Das war es. Deswegen war er geblieben.
    »Haben Sie Roger geholfen, Frau Richardsson?«, fragte er mit beiläufiger Stimme.
    Sie reagierte nicht, saß einfach nur da. In ihren Augen glühte es noch immer.
    »Haben Sie ihm geholfen?«, wiederholte Winter.
    Er wusste nicht, ob sie ihn ansah oder etwas hinter ihm. Er war durchsichtig.
    »Roger kann Sellberg nicht erschossen haben«, sagte Winter. »Für die Nacht hatte er ein Alibi.«
    Sie nickte.
    »Er hat gesagt, er sei auf einer Konferenz gewesen.« Das war eine Lüge. Er musste lügen. Um eines toten Mannes willen. Wegen seines Mörders. »Er kann es nicht getan haben.«
    »Ein Glück für ihn«, sagte sie. In ihrer Stimme war eine andere Festigkeit. Sie hatte neue Kraft gesammelt. Vermutlich hatte sie sich entschieden. Es war nur eine Frage der Zeit, es war immer nur eine Frage der Zeit. Und das wusste sie. Sie wusste, dass Winter log, und das kam ihr entgegen.
    »Er sollte Jan erschießen.« Sie sah Winter gerade in die Augen. »Es war der nächste ... Auftrag.«
    Winter nickte.
    »Aber er konnte niemanden erschießen.« Sie hielt Winters Blick fest. »Er hätte es nie über sich gebracht.«
    »Auf Sellbergs Haus hat er aber geschossen«, sagte Winter. Sie nickte. »Es war ein Versuch«, sagte sie. »Näher hat er sich nicht herangetraut.«
    »Warum hat er sich nicht geweigert?«
    Von oben hörten sie wieder Stimmen. Lange war es still gewesen. Winter hatte schon geglaubt, sie schliefen alle inklusive Bertil.
    Sie schaute zur Decke, nahm sie jedoch nicht wahr. Sie sah ihre Kinder vor sich, wie sie in ihren Betten lagen.
    Winter spürte eine Eiseskälte in seinem Körper, schlimmer als zuvor. Sie kroch in jeden einzelnen Knochen.
    Dann sah sie ihn an.
    Ihr war klar, dass er es verstanden hatte.
    Und plötzlich sah er die Szene vor sich, wie er und Bertil hierher gekommen waren, als Sellberg erschossen worden war. Es war in der Morgendämmerung gewesen, die Nacht war noch nicht gewichen. Berit Richardsson hatte ihnen die Tür geöffnet. Sie hatte einen roten Morgenmantel getragen, der aussah wie ein Kimono und ihren ganzen Körper bedeckte. Sie musste es gerade noch geschafft haben, ihn überzuwerfen, um ihre Oberbekleidung darunter zu verstecken.
    »Es gibt einen Satz, der heißt >Blut ist dicker als Wasser«<, sagte sie. »Haben Sie ihn schon mal gehört?«
    »Ja.«
    »Verstehen Sie das?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie mir?«
    »Ja.«
    »Sellberg hat etwas Furchtbares getan«, sagte sie. »Was?«
    »Dieses Mädchen ... das war er.« »Was meinen Sie? Was hat er getan?«
    Sie antwortete nicht. Das Licht in ihren Augen schien

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